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Wiedersehen in Weißenfels Wiedersehen in Weißenfels: "Es war eine gute Zeit"

Von andreas richter 12.05.2014, 18:07
Ehemalige Bergschüler besichtigen den Weißenfelser Schlosshof.
Ehemalige Bergschüler besichtigen den Weißenfelser Schlosshof. Lisker Lizenz

weissenfels/MZ - Er hat sie alle auf der Liste. Namen, Adressen, Telefonnummern. Volkhard Spange ist heute so etwas wie der Sekretär der Schulklasse. Hält eine Truppe zusammen, die mittlerweile in die Jahre gekommen ist: 1954 hat die 8. Klasse die Weißenfelser Bergschule I, die Jungenschule, verlassen. Sechs Jahrzehnte Lebenserfahrung später treffen sich reife Männer in der Stadt ihrer Schulzeit wieder.

Dass sie sich mittlerweile etwa alle vier Jahre wiedersehen, haben sie maßgeblich Volkhard Spange zu verdanken. „1999 haben wir uns nach 45 Jahren zum ersten Mal wieder getroffen“, erzählt der 75-Jährige, der lange Zeit in den Buna-Werken gearbeitet hat und heute in Halle wohnt. Drei Jahre habe er recherchiert, um die überall in der Republik verstreuten ehemaligen Klassenkameraden aufzuspüren, erinnert er sich. Die meisten der mehr als 40 Männer hat er gefunden, auch jene, die nur einige Jahre in den unteren Klassen dazugehörten. Einige sind bereits verstorben. Hinter drei Namen ist auf der Liste allerdings noch immer ein weißer Fleck. Die Lebenswege von Erich Apelt, Bernd Gellrich und Ernst Liebers sind für Volkhard Spange bis jetzt unergründbar geblieben.

"Alle Lehrer haben uns gut behandelt"

„Wir denken gern an die Bergschule zurück. Alle Lehrer haben uns gut behandelt“, versichert der heutige Neubrandenburger Peter Lippold. Das wird auch ihren damaligen Klassenlehrer freuen. Der 86-jährige Wolfram Hellmuth, der heute in der Nähe von Wolfenbüttel lebt, lässt sich das Klassentreffen in Weißenfels nicht nehmen. Dabei war die Bergschule nur eine Station seines 44 Jahre langen Lehrerlebens. Seine Wirkungsstätten reichten von Langendorf bis Caracas. Zwischen 1969 und 1973 unterrichtete Hellmuth in der Hauptstadt von Venezuela.

Den Jungen der Bergschule ist er vor allem als guter Lehrer für Biologie und Deutsch in Erinnerung geblieben. Einigermaßen kurios: Bevor Wolfram Hellmuth in der Achten Klassenlehrer wurde, war dessen Vater Hermann zwei Schuljahre lang Klassenlehrer.

"Es war eine gute Zeit"

Lehrer wurde später auch Peter Lippold, nachdem er vorher im Kupferbergbau gearbeitet hat und sechs Jahre zur See gefahren war. Ein Lebensweg von vielen der ehemaligen Bergschüler. Lebenswege, die beim Jubiläumstreffen ebenso für ausreichend Gesprächsstoff gesorgt haben wie die Entwicklung von Weißenfels. Das Schloss samt Turm haben sie besichtigt und das Kloster. Und sie haben davon gehört, dass ihre einstige Schule jetzt leer steht und eines der beiden Gebäude mit großem finanziellen Aufwand energetisch saniert werden soll (siehe Beitrag „Teures Vorhaben“).

Daran freilich war vor sechs Jahrzehnten noch nicht zu denken. Verabredungen klappten ohne Handy, der nahe Klemmberg war beliebter Treffpunkt und die Saale lud im Sommer zum Baden ein. „Es war eine gute Zeit“, findet Peter Lippold - und die anderen nicken eifrig.