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WFV Schwarz-Gelb Weißenfels WFV Schwarz-Gelb Weißenfels: Ein Sportverein am Limit

Von Andreas Richter 12.08.2016, 07:00
Schwarz-Gelb steht für Fußballtradition in Weißenfels. Einen Rasen, der diesen Namen verdient, hat der Verein schon lange nicht mehr.
Schwarz-Gelb steht für Fußballtradition in Weißenfels. Einen Rasen, der diesen Namen verdient, hat der Verein schon lange nicht mehr. Peter Lisker

Weißenfels - Matthias Timpel gibt sich entschlossen. „Wir wollen raus aus dem Pachtvertrag mit der Stadt, möglichst bis zum Jahresende“, sagt der Vorsitzende des Weißenfelser Fußballvereins (WFV) Schwarz-Gelb. Denn er weiß: Längst ist das Papier zur drückenden Altlast geworden.

Rückblick: 1994 haben die damaligen Verantwortlichen des WFV einen Vertrag mit der Stadt abgeschlossen. Dem zufolge kümmert sich der Verein allein um die Sportanlage an der Selauer Straße und trägt sämtliche anfallenden Kosten. Im Gegenzug wurde dem WFV das alleinige Nutzungsrecht für die Sportanlage eingeräumt. Der 1903 gegründete Sportverein ist nicht nur der älteste in Weißenfels, sondern auch der einzige, der einen solchen Pachtvertrag mit der Stadt hat. Die anderen Vereine zahlen seit 2012 eine jährliche Betriebskostenpauschale von fünf Euro pro erwachsenem Mitglied, dafür kümmern sich die Mitarbeiter des Sport- und Freizeitbetriebes um die Sportanlagen.

Ungewolltes Alleinstellungsmerkmal

Was in den ersten Jahren beim WFV funktioniert haben mag, ist längst zum „ungewollten Alleinstellungsmerkmal in der Stadt“ geworden, sagt der heutige Vereinsvorsitzende. Man müsse mittlerweile jährliche Betriebskosten in einem „hohen vierstelligen Bereich“ allein stemmen. Instandhaltung des in die Jahre gekommenen Vereinsheims, Pflege des Wettkampf- und Trainingsplatzes sowie der Außenanlagen, Reparatur und Wartung der Technik - damit ist der Verein mit seinen heute noch rund 70 Mitgliedern zunehmend überfordert. Ganz zu schweigen davon, dass man seit vier Jahren einen neuen Pächter für die vereinseigene Gaststätte sucht.

„Seit 1994 ist hier über lange Zeit nicht das gemacht worden, was hätte geleistet werden müssen“, kritisiert Viola Schikorr, die Leiterin des Sport- und Freizeitbetriebes. Das Ergebnis ist nicht zu übersehen. Den Sportplatz, auf dem die Kreisliga-Mannschaft ab dem morgigen Sonnabend wieder ihre Punktspiele bestreitet, bezeichnet der Vereinsvorsitzende selbst nur noch als „Wiese“. Zwei Beispiele der jüngsten Zeit offenbaren das ganze Dilemma.

Ast abgebrochen

Am Rande des Fußballplatzes ist vor kurzem ein großer Ast eines Baumes abgebrochen und hat einen Schaden am Geländer verursacht. Laut Pachtvertrag hat der Verein die sogenannte Verkehrssicherungspflicht und muss sich nun darum kümmern. Zweites Beispiel: die Beleuchtung auf dem Trainingsplatz. Weil Schäden an der Elektrik festgestellt wurden, ist die Anlage jetzt gesperrt worden. Ein Elektriker wird nun ein Angebot für die Reparatur unterbreiten, damit die Fußballer mit Beginn der dunklen Jahreszeit ab Oktober dort auch weiter trainieren können. Ungeklärt ist allerdings, ob der Verein auch diese Kosten allein wird tragen müssen.

In einer Chronik des WFV Schwarz-Gelb lesen sich die Anfänge des Vereins im Jahr 1903 wie folgt: „Vierzehn eben dem Knabenalter entwachsene Lehrlinge und Schüler waren Gründer der heutigen Weißenfelser Sportvereinigung Schwarz-Gelb“.

Nach der Wende schlossen sich im Jahr 1992 Schwarz-Gelb und der nahe gelegene Polizeifußballverein zum Weißenfelser Fußballverein Schwarz-Gelb 1903 zusammen. Ein großes Ereignis war für den Verein die Feier zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 2003. Im Rahmen der Festwoche spielte der WFV damals gegen eine Traditionself von Rot-Weiß Erfurt, zu der ehemalige DDR-Nationalspieler wie Rüdiger Schnuphase gehörten. Heute spielt die Männermannschaft in der Kreisliga. ari

Mehr Informationen zum Verein im Netz: www.wfv-schwarz-gelb.de

„Wir wollen jetzt Nägel mit Köpfen machen“, sagt Matthias Timpel, der mit 36 Jahren der älteste im Vereinsvorstand ist. Im Juni haben sie schon mal den Sozialausschuss des Weißenfelser Stadtrates für ihr Problem interessiert. Das allerdings war nur bedingt die richtige Adresse. Denn für die Sportstätten der Stadt ist der Sport- und Freizeitbetrieb zuständig. Im Betriebsausschuss soll das Thema nun am 23. August auf den Tisch.

Pachtvertrag bis 2020

Bis dahin wird Matthias Timpel die Kündigung des eigentlich noch bis Ende 2020 gültigen Pachtvertrages geschrieben haben. Geht es nach dem WFV Schwarz-Gelb, dann sollte dieser Vertrag durch eine „angepasste Nutzungsvereinbarung“ ersetzt werden, wie es der zweite Vereinsvorsitzende Christian Hofmeister nennt. Denn ganz wollen die Vereinsmitglieder die Mitsprache über ihre Sportanlage nicht aus der Hand geben. „Ein bisschen wollen wir auch weiter selbst machen“, sagt Hofmeister. Bei den Betriebskosten aber sollte der WFV künftig behandelt werden wie alle anderen Sportvereine in der Stadt.

Viola Schikorr gibt sich gesprächsbereit: Mit Kündigung des Vertrages sollte der Verein seine Vorstellungen unterbreiten, wie es weitergehen soll. Das klingt nach reichlich Gesprächsstoff. Auch deshalb, weil der Sport- und Freizeitbetrieb gerade die Zukunftsfähigkeit aller Sportanlagen der Stadt unter die Lupe genommen hat. Die intensivere Nutzung von Sportplätzen, auch durch mehrere Vereine, könnte nach Ansicht Schikorrs ein Erfolg versprechender Ansatz sein. (mz)