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Der Sehnsuchtsort Welche Nutzung die Weißenfelser für alten Filmpalast „Gloria“ favorisieren

In Workshops wurde ausgewertet, welche Nutzung die Weißenfelser für alten Filmpalast „Gloria“ favorisieren. Auf das Denkmal werden viele Wünsche projiziert.

Von Alexander Kempf 17.09.2021, 15:02
Der 1928 errichtete Filmpalast ist außen und innen noch weitgehend unverbaut. Das hat für Architektin Pia Mohring besonderen Charme.
Der 1928 errichtete Filmpalast ist außen und innen noch weitgehend unverbaut. Das hat für Architektin Pia Mohring besonderen Charme. (Foto: René Weimer)

Weissenfels/MZ - Es liegt viele Jahre zurück, dass im Gloria an der Merseburger Straße in Weißenfels ein Filmprojektor lief. Das Baudenkmal aus den Kindertagen des Films steht seit einem Vierteljahrhundert leer. Eine Projektionsfläche aber ist der 1928 errichtete Filmpalast geblieben. Viele in der Saalestadt hegen die Hoffnung, das einzigartige Ensemble könnte aus seinem Dornröschenschlaf erweckt werden. Doch wie soll es nach einer Sanierung genutzt werden?

Das wollte der Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) und seine Verwaltung in dieser Woche mit Hilfe von zwei Workshops herausarbeiten. Dort präsentierte der Rathauschef zunächst eine Rangliste der Vorschläge, die ihn bereits erreicht haben. Denn bei Führungen in dem Baudenkmal hatte die Verwaltung bereits um Ideen der Bürger gebeten. Auch im Rahmen des Weißenfelser Streetfood-Festivals sind in der Jüdenstraße schon einmal Vorschläge für eine neue Nutzung des Kinogebäudes erfragt und anschließend dem Oberbürgermeister übergeben worden.

Mehrfach wurden ein Indoor-Spielplatz oder ein Kletterwald vorgeschlagen

Die klare Mehrheit derjenigen, die teilgenommen haben, wünscht sich, dass das Gebäude wieder als genau das genutzt wird, wofür es einst innerhalb von nur sechs Monaten Bauzeit errichtet worden ist. Ein Kino in der Stadt wird von vielen Weißenfelsern vermisst. Aber auch einer neuen Nutzung als Sporteventhalle stehen viele Menschen, die Vorschläge eingereicht haben, aufgeschlossen gegenüber. Mehrfach wurden ein Indoor-Spielplatz oder ein Kletterwald vorgeschlagen. Auch für eine Nutzung als Theater, Restaurant, Bibliothek, Diskothek oder Jugendtreff gab es Befürworter.

Mehr als hundert verschiedene Vorschläge für eine neue Nutzung des Gloria habe es gegeben, so der Oberbürgermeister. Die Umfrage habe gezeigt, was die Bürger in Weißenfels vermissen. Ziel der Workshops in kleinen Gruppen sollte es nun sein, das Für und Wider der Vorschläge abzuwägen und Ideen weiterzuentwickeln. Auch unter dem Aspekt einer nachhaltigen Nutzung. „Wir leben ja nicht irgendwo im Fantasialand“, so Robby Risch.

„Es sollte bewusst alleine stehen und alle Blicke auf sich ziehen

Vorangestellt wurde der Gruppenarbeit eine Vorstellung des Gebäudes durch die Architektin Pia Mohring. Die Absolventin der Hochschule Wismar hatte sich ihm Rahmen ihrer Abschlussarbeit mit dem Filmpalast und dessen Nachnutzung beschäftigt. Sie schärfte den Blick der Teilnehmer, dass Weißenfels mit dem Gloria ein echtes architektonisches Kleinod besitzt. „Es sollte bewusst alleine stehen und alle Blicke auf sich ziehen“, gab sie einen Einblick in das Ansinnen des Gloria-Architekten Carl Fugmann.

Architektin Pia Mohring hat den Workshop in Weißenfels begleitet.
Architektin Pia Mohring hat den Workshop in Weißenfels begleitet.
(Foto: Alexander Kempf)

Vorbild für das Weißenfelser Kino sei der Titania-Palast in Berlin gewesen. Im Gegensatz zu diesem sei das Gloria aber bis heute in weiten Teilen unverbaut erhalten geblieben. Bundesweit gebe es nur noch wenige vergleichbare Gebäude dieser Art, so die Architektin. „Das Gloria ist ein wahres Schmuckkästchen“, sagt sie. Denn Innenleben und Außenhülle passen noch zusammen.

Wie aber könnte das Gebäude mit dem Stahlrahmentragwerk neu belebt werden? Die drei Gruppen des Workshops am Mittwochabend konnten sich zumindest auf eine Sache einigen. Ein saniertes Gloria sollte vielfältig nutzbar sein. Eine Gruppe entwickelte die Idee einer Erlebniswelt Film. Freizeitangebote für Kinder, eine Gastronomie sowie Ausstellungen und Konzerte könnten dort mit der Klammer Film verbunden werden. Eine zweite Gruppe entwickelte die Idee des Indoor-Spielplatzes weiter, der ebenfalls vielfältig nutzbar wäre und ein gastronomisches Angebot umfassen könnte. Als Betreiber wäre hier ein Verein denkbar. Eine dritte Gruppe, die „Bauhaus-Visionäre“, setzte indes darauf, einen Investor für das Objekt zu finden, um dieses dann vielfältig zu bespielen.

Vorschläge-Rangliste - Was soll im Gloria entstehen?

Laut Stadt ergibt sich aus den verschiedenen Vorschlägen folgende Rangliste:

Kino 138

Sporteventhalle 104 (Spielplatz,Kletterpark,-wald)

Theater 34

Gastronomie 31

Bibliothek 26

Multifunktionshalle 20

Disko 16

Jugendtreff 11