Weißenfelser Tönnies-Fleischwerk Weißenfelser Tönnies-Fleischwerk: Viehlaster rund um die Uhr?

Weißenfels - Die Anlieferung von Schlachtvieh für das Weißenfelser Tönnies-Fleischwerk soll künftig auch in den Nachtstunden in begrenztem Umfang möglich sein. Das hat das Fleischwerk beim Landesverwaltungsamt beantragt. Danach sollen zwischen 23 und 4 Uhr maximal fünf Schweinetransporter, dabei höchstens zwei pro Stunde, erlaubt werden. Die Transporter sollen in einer Entladehalle mit fünf Plätzen abgestellt werden. Bislang galt in dem genannten Zeitraum eine Anliefersperre.
Debatte um Aufhebung der Liefersperre
Derweil ist um die Aufhebung der Liefersperre eine Debatte entbrannt. Für das Fleischwerk liegen die Vorteile auf der Hand. Damit werde sichergestellt, „dass aufgrund vom Anlagenbetreiber nicht zu vertretenden Umständen nach 23 Uhr und vor 4 Uhr eintreffende Tiertransporter unverzüglich in einer geschlossenen Halle abgestellt werden und damit als Emissionsquelle eliminiert werden“, heißt es im Antrag des Fleischwerkes. Der Betrieb plant zudem unter anderem die Errichtung einer neuen Wartehalle für Schlachtvieh. Diesem Vorhaben hatte der Weißenfelser Stadtrat bereits im Mai seine Zustimmung erteilt.
Den jüngsten Argumenten des Fleischwerkes kann sich jedoch nur ein Teil der Stadträte anschließen. Die Gesamtzahl der Viehtransporte werde sich doch nicht ändern. Wenn zwischen 23 und 4 Uhr nicht angeliefert werden darf, dann stünden die Transporter eben irgendwo in Weißenfels herum, meint Hans Klitzschmüller (Fraktion Die Linke) im Ausschuss für Stadtentwicklung. Clemens Wanzke (Fraktion Bürger für Weißenfels/Landgemeinden) befürchtet hingegen, dass die Erweiterung der Anlieferzeiten nur der Türöffner für Kommendes ist: „Heute sind es bis zu fünf, morgen sieben oder zehn Transporte“, meint er. „Das ist eine Salamitaktik des Schlachthofes“, findet auch Bernd Reimann, sachkundiger Einwohner im Ausschuss.
Erweiterung der Schlachtkapazität
Sturm gegen das Ansinnen des Fleischwerkes läuft vor allem die Fraktion Bündnis für Gerechtigkeit/Grüne. Nachdem der Ausschuss für Stadtentwicklung die Ausweitung der Anlieferzeiten auf die Nachtstunden mit knapper Mehrheit empfohlen hat, will die Fraktion nun mit einem Antrag auf Absetzung des Tagesordnungspunktes verhindern, dass der Stadtrat endgültig Ja sagt.
Nach Ansicht der Fraktion würde mit einer Zustimmung der Boden für eine Erweiterung der Schlachtkapazität des Fleischwerkes bereitet. Diese liegt derzeit bei bis zu 20.000 Schweinen täglich. Auf MZ-Anfrage hat das Fleischwerk jedoch bestätigt: Beim Neubau der Wartehalle und der Erweiterung der Anlieferzeiten gehe es um eine weitere Verminderung der Geruchsbelastung, nicht jedoch um eine Erhöhung der bereits genehmigten Produktionskapazität.
Ein fast vergessenes Verkehrsproblem in Weißenfels
Unterdessen hat die Debatte um den jüngsten Vorstoß des Fleischwerkes ein fast vergessenes Verkehrsproblem der Stadt wieder in den Blickpunkt gerückt. Während es für die aus Richtung Zeitz kommenden Fahrzeuge auf der Weißenfelser Umgehungsstraße eine Abfahrt zur Burgwerbener Straße im Norden der Stadt gibt, fehlt eine solche Abfahrt aus der entgegengesetzten Fahrtrichtung noch immer. Die Folge: Aus Richtung Merseburg über die B 91 kommende Viehtransporter müssen über die Merseburger und Burgwerbener Straße zum Schlachthof fahren. Bereits vor Jahren sollte eigentlich eine zusätzliche Abfahrt von der Weißenfelser Ortsumgehung, die sogenannten Rampen, gebaut werden (siehe Beitrag „Bürgerentscheid scheitert...“). Bislang scheiterte das Ganze jedoch an der Finanzierung. Nun sagte Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos), dass die Rampen in die Finanzplanung der Stadt für die Jahre 2018 bis 2020 aufgenommen werden sollen.
Bis dahin werden die Anwohner in der Nähe des Schlachthofes wohl weiter mit der Verkehrsbelastung leben müssen. Immerhin: Der Ausschuss für Stadtentwicklung hat sein knappes Ja zu Vieh-Anlieferungen rund um die Uhr mit der Forderung verknüpft, die Errichtung einer zusätzlichen Lärmschutzwand am nahen Röntgenweg zu prüfen.Am Donnerstag befasst sich der Stadtrat mit dem Thema: 13. Oktober, 17 Uhr, Ratssaal am Kloster (mz)