Weißenfels Weißenfels: Wiedersehen mit «Opa»
WEISSENFELS/MZ. - Mit Mutter und Vater sitzen sie ganz vorne in der ersten Reihe. Lea und Aline Kolditz sind eigentlich wegen "Opa" gekommen, der am Dienstagabend vor 500 Zuschauern im Weißenfelser Kulturhaus auf der Bühne stand. "Opa" ist der als Polizeiruf-Kommissar bekannte Schauspieler Wolfgang Winkler.
"Wir kennen ihn vom Filmdreh von vor drei Jahren", erklärt Aline. Abwechselnd mit ihrer Zwillingsschwester Lea hatte die heute Zwölfjährige für den Fernsehfilm "Tango im Schnee" mit Winkler, der den "Opa" gab, vor der Kamera gestanden.
Jetzt sind die Weißenfelser gespannt auf das Stück "Der Besuch der alten Dame" nach Friedrich Dürrenmatt. Mutter Katarina Kolditz hatte ihrer Familie vorgeschlagen, die Veranstaltung im Rahmen der 3. Weißenfelser Theatertage zu besuchen. Vater Steffen Kolditz und die Zwillinge waren dafür. "Denn wenn schon mal Theatertage in unserer Stadt sind, dann müssen wir auch hingehen und solch eine Initiative unterstützen", erklärt Steffen Kolditz. Dafür hatte der 40-jährige Eisenbahner auf seinen Fußball-Fernsehabend verzichtet. Während sich die Kinder besonders auf "Opa" gefreut hatten, wollte ihre Mutter "die Blume unbedingt sehen". Und so ging es wohl vielen Zuschauern, die bereits in jungen Jahren für Renate Blume schwärmten, sich unter anderem an Defa-Indianerfilme wie "Ulzana" gern erinnerten. "Ich bin heute wegen Dürrenmatt, Blume und Winkler hier", sagt Wolfgang Pätzold in der Pause. Der 77-Jährige ist des Lobes voll über die "moderne Klassik", in der es um Macht, Intrigen und Geld geht. "Ein altes Stück, das dennoch brandaktuell ist", sagt Pätzold. Zudem zeigt sich der Rentner nicht nur beeindruckt vom Rollenspiel der Hauptdarsteller Renate Blume und Wolfgang Winkler. Mathias Mertens, der ebenso dem Ensemble "Klassik am Meer" angehört und in dem Stück "Der Besuch der alten Dame" den charismatischen Bürgermeister gibt, gefällt ihm besonders. Robert Köhn ist ebenso begeistert. Der 15-Jährige sitzt mit 13 Mitschülern seiner Klasse, der 9 c der Weißenfelser Neustadt-Sekundarschule, sowie deren Klassenlehrerin Petra Kretzschmar, Eltern und Großeltern im großen Saal. "Da sieht man mal wieder, Geld regiert die Welt", sagt der Neuntklässler. "Der Bürgermeister hat seine Rolle super gespielt", fügt er hinzu. Für die Neustadtschüler war es das erste Mal, dass sie eine Aufführung anlässlich der Theatertage in ihrer Stadt besucht haben. "Als ich gefragt hatte, wer mitkommen würde, haben sich von meinen 17 Schülern 14 Mädchen und Jungen gemeldet", ist von Klassenleiterin Petra Kretzschmar zu hören. Gefreut habe sie sich über diese Resonanz und auch darüber, dass Mütter und Omas mit dabei waren. "Unsere Erwartungen an das Stück sind erfüllt worden", weiß die Deutschlehrerin aus Gesprächen nach dem Theaterabend.
Zufrieden zeigt sich Kulturmanager Robert Brückner von dem Echo auf diesen Abend mit bekannten Theatermimen. Jetzt hofft der Mann von der Stadtverwaltung, dass noch viele Weißenfelser den Weg ins Kulturhaus zu weiteren Veranstaltungen finden. Brückner ist es, der Lea und Aline Kolditz nach der Vorstellung den Weg hinter die Bühne ebnet. Die Überraschung gelingt - für "Opa" Wolfgang Winkler und die Schwestern. "Er hat uns sofort erkannt, obwohl wir uns so lange nicht gesehen haben", jubelt Aline. Außerdem sei er mit neuen Drehs für einen nächsten Polizeiruf sehr eingespannt und "ganz schön erkältet", berichtet Aline. "Gewundert hat er sich, dass wir im Saal saßen, er wusste nicht, dass wir Weißenfelser sind."