Weißenfels Weißenfels: Wäscherei mit neuem Aufschwung
Weissenfels/MZ. - Sorgsam legt Christa Blechschmidt frisch gewaschene Wäsche zusammen - so, wie sie es seit 1966 eigentlich immer macht. Da begann sie in der Wäscherei in der Leipziger Straße in Weißenfels mit ihrer Arbeit. Im Juni dieses Jahres wurde der Dienstältesten gekündigt. Mehr noch: Das ganze Team von rund 50 Mitarbeitern wurde rausgeschleudert. Der Inhaber, Juniorchef Jörg Klingelmeyer aus Darmstadt, schloss die Filiale. Christa Blechschmidt weinte damals. "Wer nimmt schon eine 60-Jährige?", fragte sie damals verzweifelt. Jetzt steht sie guter Dinge an ihrem vertrauten Arbeitsplatz.
Ebenso wie 32 Mitarbeiter der ehemaligen Mannschaft, denn ein Merseburger Unternehmer hat die seit DDR-Zeiten bestehende Großwäscherei gekauft. Es ist Ruthard Ködel, der Chef der 1994 von ihm gegründeten Industriehandel- und Service GmbH in Merseburg mit Außenstellen in Leuna, Böhlen und Zeitz. Rund 36 000 Artikel des Betriebsbedarfs, darunter Berufsbekleidung, liegen hier abrufbereit auf Lager. "Nicht wenige meiner Kunden fragten immer wieder nach, ob wir die Kleidung auch waschen könnten. Also dachten wir über ein Standbein im Dienstleistungssektor nach", schildert der umtriebige Unternehmer. Zu Beginn dieses Jahres erfuhr er von der beabsichtigten Schließung der Weißenfelser Wäscherei. Im Juli war der Kauf perfekt. "Das hier ist eine richtige Herausforderung", meint Ködel und spielt damit auf die marode Substanz des Betriebes hin. Vor dem eingesetzten Betriebsleiter Dieter Tondock steht viel Arbeit. "Ich bin hier ein paar Tage hin und her gelaufen und verstand die Welt nicht mehr. Rost, Dreck, Müll - und das in einer Wäscherei." Tondock, ein Urgestein bei ISL Merseburg, ist seit Juli täglich der Ansprechpartner für das Team. Auch so etwas ist neu in der Wäscherei. Zunächst, so zählt er auf, sei die EDV erneuert worden. Der heruntergewirtschaftete Maschinenpark werde suggsesive erneuert. Die Wasserenthärtungsanlage sorge seit kurzem für eine deutliche Verbesserung der Waschqualität. In wenigen Wochen werde eine moderne Mangel angeschafft. Eigene Fahrzeuge stehen jetzt auf dem Hof.
Die Liste weiterer Veränderungen ist lang. Deutlich wird: Die Merseburger haben den Schalter um- und den Vollwaschgang eingelegt. "Alles, was wir in der Wäscherei verändern werden, zielt auf Energie, Gas- und Wassereinsparung", kündigt Ködel an. Eine Senkung um 30 Prozent im nächsten Jahr schwebt ihm vor. Und selbstredend eine Erweiterung des Kundenstammes. Rund 3,5 Tonnen Wäsche werden seit der Betriebsübernahme täglich von Montag bis Freitag gewaschen. Als Zielmarke sind weit über fünf Tonnen pro Tag ausgeschrieben. "Mit neuen Kunden wollen wir auch mehr Mitarbeiter einstellen", fügt der Betriebsleiter hinzu. Das Team soll wieder auf eine Größe von rund 50 wachsen.
"Das Klima hat sich deutlich verbessert, seitdem die Merseburger uns unter die Fittiche genommen haben", schätzt die 29-jährige Sandra Schlehahn ein. "Ich war anfangs skeptisch. Nun freue ich mich, am vertrauten Platz weiter arbeiten zu können", schildert Kerstin Kohlschmidt-Scharf (43). "Und es gibt jetzt pünktlich Lohn."