1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Weißenfels: Weißenfels: Taxi-Fahrerin nach Überfall nicht ansprechbar

Weißenfels Weißenfels: Taxi-Fahrerin nach Überfall nicht ansprechbar

Von MATTHIAS VOSS 12.12.2011, 19:30

WEISSENFELS/MZ. - "Meiner Kollegin geht es richtig schlecht. Ohne Tränen verläuft kaum ein Gespräch, wenn sie überhaupt mit jemanden sprechen will", sagte am Montag Andrea Hädicke, Geschäftsführerin von Taxi Ochs. Dort arbeitet die 58-jährige Frau als Fahrerin, die am Samstagnachmittag von einem bislang unbekannten Mann überfallen worden ist. Er bedrohte sie mit einem Messer. Sie konnte zwar fliehen, aber der Täter stahl das Taxi.

Die Einzigen, denen das Opfer zur Zeit Rede und Antwort steht, sind die Polizeibeamten. Neben der MZ wollte man laut Polizeisprecher Jörg Bethmann auch den Kontakt zu einem Fernsehteam herstellen. Doch in beiden Fällen lehnte die Taxifahrerin ab. "Wir konnten ihr wenigstens die Notfall-Begleitung des DRK ans Herz legen, damit es nicht nachhaltig zu einer Traumatisierung kommt", sagte Bethmann.

Das gestohlene Auto sei noch nicht wieder aufgetaucht, es gebe aber sehr hoffnungsvolle Spuren, so der Sprecher der Polizei in Weißenfels weiter. "Darüber hinaus haben wir einen guten Kontakt zum Bundesgrenzschutz. Wir haben bereits die Kollegen an den Übergängen zu Polen und Tschechien informiert. Dort gibt es eine sehr gute Aufklärungsquote", so Bethmann.

Ebenfalls eine Kollegin der überfallenen Fahrerin ist Birgit Ossowski, die nun mit gemischten Gefühlen ihre Touren fährt. "Ich hätte auch nicht so richtig gewusst, was ich machen soll. Aber dass meine Kollegin so geistesgegenwärtig war und das Messer zur Seite schlug, alle Achtung", sagte Ossowski, die am Sonntag für ihre Kollegin eingesprungen war. Sie hält Schutzmaßnahmen für die Fahrer für sehr wichtig.

Am Taxistand am Weißenfelser Bahnhof wurde am Montag auch die Titelgeschichte der MZ heiß diskutiert, in der es um Forderung der Magdeburger Kollegen nach einer Videoüberwachung ging. So eine würde auch Fahrer Henry Görke begrüßen: "Erst letztes Jahr hatte ich zwei Männer nach Leipzig gebracht. Dort bin ich von ihnen dann ausgeraubt worden. Mit einer Videokamera wäre das vielleicht nicht passiert", sagte Görke, der für Jürgen Schauerhammer unterwegs ist, der wiederum Probleme mit den hohen Kosten hätte.

"Wer soll denn das bezahlen? Ich teste dagegen zur Zeit in einem Fahrzeug einen GPS-Sender. Das klappt schon ganz gut, das wäre eine Überlegung für alle Fahrzeuge wert", so Schauerhammer. Ähnlich sieht es Andrea Hädicke, die ebenfalls bei geringer werdenden Einnahmen die Kosten für die Videotechnik scheut. "Dass dann viele Fahrer Probleme mit ihrer eigenen Sicherheit haben, die ein GPS-System ja nicht gewährleisten kann, verstehe ich. Aber auch eine Videoüberwachung wird nicht hundertprozentig abschrecken", so Hädicke, die als Argument frech in die Kamera grinsende Bankräuber anspricht, während diese gerade einen EC-Automaten knacken. Allerdings seien für die Taxichefin Schulungen wichtig, auf denen die Fahrer auf Krisensituationen vorbereitet werden können. "Vor rund einem Jahr hatten wir ein Seminar und zudem wird jeder Vorfall besprochen. Dabei geht es auch darum, dass niemand den Helden spielen soll", sagte Hädicke.

Das hatte auch die 58-jährige Fahrerin am Samstag nicht getan. Trotzdem ist es fraglich, wann sie seelisch wieder so weit sein wird, sich in ein Taxi zu setzen. Mit einer dem Täter bekannten Videoüberwachung wäre es vielleicht nicht zu dem Überfall am helllichten Tag gekommen, mutmaßen jedoch einige der Fahrer am Bahnhof .