1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Weißenfels: Weißenfels: Schulranzen oftmals zu schwer für Erstklässler

Weißenfels Weißenfels: Schulranzen oftmals zu schwer für Erstklässler

Von Thomas walther 07.10.2012, 17:31

Weissenfels/MZ. - Die Zeigefinger schießen bei den Erstklässlern der Grundschule Albert Einstein in die Luft, als Caroline Görisch sie fragt, welche Märchen sie schon kennen. Die 22-jährige Bachelorabsolventin im Fach Gesundheitssport der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist im Auftrag des Instituts für Prävention und Gesundheitsforschung (SPOG) an der Schule, um den drei ersten Klassen kindgerecht das richtige Packen und Tragen ihres Ranzens beizubringen. Sie will an der Hexe des Märchens Hänsel & Gretel anknüpfen. Denn die habe deshalb einen Buckel bekommen, weil sie all die vielen Sachen, die sie ständig in ihre Zauberschule mitnehmen musste, in einem schweren Sack trug, den sie sich über die Schulter warf.

Besonders das zu hohe Gewicht der Ranzen ist ein Problem, so Michael Schwarze, Pressesprecher der AOK Sachsen-Anhalt, der der Studentin zur Seite steht und beim ordnungsgemäßen Wiegen der Kinder und ihrer Ranzen hilft. Er erläutert gegenüber der MZ, dass die für den Rücken verträgliche Last maximal 15 Prozent des Körpergewichts betragen darf, um die Gefahr von Haltungsschäden zu vermeiden. Das wären bei einem Gewicht von 25 Kilo also 3,75 Kilo.

Schon im letzten Jahr untersuchten AOK und SPOG im Sinne von Prävention und Gesundheitsförderung in 21 Schulen kostenlos ungefähr 700 Ranzen von Erst- und Zweitklässlern. Dabei fielen 90 Prozent der gepackten Ranzen durch. Auch in der Albert-Einstein-Schule sieht es nicht viel besser aus. Wie Schwarze mitteilt, sind 78 Prozent der Ranzen zu schwer und etwa jeder dreizehnte ist viel zu schwer, wiegt mehr als fünf Kilo.

Neben der gleichmäßigen Länge der Trageriemen und einem enganliegenden, schulterhohen Sitz der Ranzen stellt Caroline Görisch deshalb auch den Inhalt der Ranzen auf den Prüfstand. Die Erstklässler sind rege beteiligt, mit einem lauten Ja oder Nein über jeden Gegenstand, der dem schwersten Ranzen der Klasse entnommen wird, abzustimmen, ob er da hineingehört oder nicht. Ginge es nach Hannes, so hätte man das Meiste getrost zu Hause lassen können.

Jedoch sind nur wenige Dinge dabei, auf die wirklich verzichtet werden könnte. Astrid Krämer, Direktorin der Schule, meint, dass es schon schwierig sei, die gesetzte Grenze von 15 Prozent einzuhalten, wenn man wirklich auch nur die nötigsten Schulsachen inklusive Brotbüchse und Trinken einpackt. Oft haben die Schüler aber Schulsachen im Ranzen, die sie gar nicht am jeweiligen Tag brauchen. Für Krämer ist dies eine Frage der Erziehung. Die Eltern sollten helfen und mit den Kindern üben, damit wirklich nur das Nötige in den Ranzen kommt.

Vorbeugend haben die Schüler aber auch die Möglichkeit Sport- und Malzeug sowie nicht benötigte Unterrichtsbücher im Klassenraum unterzubringen. Ideal wäre es, so Krämer, wenn man neben den privaten Exemplaren von jedem Buch einen Satz im Klassenraum hätte, dann bräuchten die Kinder nicht so schwer zu schleppen. Auf das Urteil ihrer Sprösslinge sollten sich Eltern jedenfalls nicht verlassen, denn die nähmen das Gewicht ihres Gepäcks sehr unterschiedlich wahr. Während der schmächtige Pierre auf die Frage, ob sein vier Kilo schwerer Ranzen ihm etwas ausmache, den Kopf schüttelt, ist Nick diese Last schon unangenehm.