Weißenfels Weißenfels: Hat sich Risch gedrückt?
WEISSENFELS/MZ. - Die Volksseele kochte beim brisanten Thema Bäumefällen an der Weißenfelser Promenade während der jüngsten gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Stadtentwicklung und Umwelt. Und auch der vorgestellte Entwurf mit Wasserspiel und Rosengarten, mit Parkplätzen, diversen Sitzmöbeln und neuem Stadtgrün stieß mehrheitlich auf große Ablehnung.
Wer fehlte, war Oberbürgermeister (OB) Robby Risch. Denn zur gleichen Zeit saß der parteilose Verwaltungschef im Wirtschaftsausschuss des Kreistages des Burgenlandkreises, der in Alttröglitz tagte. Die MZ wollte wissen, warum. "Ich habe die Prioritäten so gesetzt, weil es in einem Tagesordnungspunkt des Wirtschaftsausschusses um die Kommunalisierung des Jobcenters im Burgenlandkreis ging. Da spielte auch unsere Kösa-Beschäftigungsgesellschaft in Weißenfels eine Rolle", sagte Risch. Er könne nur an einer Stelle sein. Beim Thema Promenade im Rathaus habe keine Beschlussfassung auf der Tagesordnung gestanden. "Diese Problematik wird uns noch weiter beschäftigen, bei der Beschlussfassung bin ich dann selbstverständlich dabei", betonte Risch. Die MZ fragte Stadträte, wie sie das sehen.
"Ich habe den Oberbürgermeister vermisst", bekannte Klaus Heunisch (Fraktion FDP / Freie Wähler). Es wäre ganz gut gewesen, wenn er an der Sitzung im Rathaus teilgenommen hätte, auch wenn es bei dem Thema Bäume um eine Information gegangen sei. "Dass die Vorstellung des Entwurfs zur neuen Promenade von den Ausschüssen so nicht akzeptiert werden kann, ist schon von Bedeutung, und das ist für einen Oberbürgermeister wichtig", so Heunisch.
Ursula Schwalbe (CDU-Fraktion) teilte diese Meinung. "Bei solch einem brisanten Thema darf ein Oberbürgermeister nicht fehlen und sollte die entsprechenden Prioritäten setzen", sagte sie. Siegfried Hofmeister (Fraktion Die Linke) erklärte dazu: "Ich vermisse ihn ständig, wenn die Ausschüsse für Stadtentwicklung und Umwelt tagen, er hat nicht nur am letzten Montag, sondern auch in Sitzungen davor gefehlt. Das ist nicht gut, das kann ich so nicht akzeptieren, das habe ich ihm auch schon persönlich gesagt." Wenn es um einschneidende Prozesse in der Stadt Weißenfels geht, dann habe ein Stadtoberhaupt da zu sein, fügte Hofmeister hinzu und verwies auf Rischs Vorgänger Manfred Rauner (CDU). Er sei immer präsent gewesen, wenn irgendwo die Luft brannte.
Auch Christine Ehret (SPD-Fraktion) kann nicht verstehen, dass Robby Risch der jüngsten Sitzung ferngeblieben ist. "Er hat sich gedrückt, denn es ging um ein sehr heikles und kompliziertes Thema - das Bäumefällen", befand Ehret. "Wir hatten schon sehr unspektakuläre Themen, wenn ein Oberbürgermeister da fehlt, ist das durchaus legitim und nachvollziehbar - aber ausgerechnet beim neuen Entwurf zur Promenade nicht teilzunehmen, ist für einen OB ein Armutszeugnis", so Ehret. Den Entwurf beschrieb sie "fürchterlich, ohne Charme und ohne Romantik."
Horst Ziegler (Fraktion der Landgemeinden) sagte, dass es kein Einzelfall gewesen sei, dass OB Risch in solchen Ausschüssen mit brisanter Thematik durch Abwesenheit geglänzt habe. "Was Priorität hat, muss jeder für sich entscheiden, aber Herr Risch bekleidet nicht irgendein Amt, sondern er ist der erste Mann im Rathaus", kritisierte Ziegler. Und der Ortsbürgermeister von Langendorf drückte sein Unverständnis darüber aus, dass Risch in der Sitzung am Montagabend nicht mit am Tisch gesessen habe. Fraktionskollege Hubert Schmoranzer, Ortsbürgermeister von Burgwerben, schloss sich an: "Die Promenade ist ein Aushängeschild von Weißenfels, da muss ein Stadtoberhaupt mit an vorderster Front kämpfen. Es wäre besser gewesen, er hätte nicht in Alttröglitz an der Tagung, sondern an der in Weißenfels teilgenommen."
Enttäuscht äußerte sich Schmoranzer zudem über den Entwurf zur Promenade. "Es war für mich eine Art neue Straßenplanung mit Begleitgrün. Mit einer Promenadengestaltung hat das nichts zu tun", machte Schmoranzer seinem Herzen Luft.