Weißenfels Weißenfels: Auf Olympiakurs mit Gemüse
Weissenfels/MZ. - Während in London der Kampf um Gold, Silber und Bronze im vollen Gange ist, steckt Anke Weigelt aus Weißenfels noch in der Olympiavorbereitung. Im Oktober will sie ihr Gold verteidigen. Vor vier Jahren holte sie auf der Internationalen Kochausstellung (IKA) aus dem Stand den Sieg vor Italien und Hongkong. Jetzt tritt sie mutig an gegen 1 500 Kandidaten aus 55 Ländern. Die 40-Jährige ist Titelverteidigerin der Gemüseschnitzolympiade.
Für ihr Training zieht Anke Weigelt ihre Kochjacke an und "bewaffnet" sich mit diversen Küchenmesssern. Sieht die Weißenfelserin beim Einkaufsbummel einen knackigen Rettich, ist sie nicht mehr bei der Sache. Auch bei einem prallen Kürbis oder festen Melonen kann sie nicht anders: Ihre Gedanken streifen um Blumen, Figuren und Tiere. Die Goldplakette holte sie einst mit einem sich drehenden Karussell.
Am Anfang ihrer Schnitzerei stand jedoch eine Notlösung. Als sie wegen einer Allergie nicht mehr als Goldschmiedin arbeiten konnte, schickt sie ihr Mann, geschäftsführender Gesellschafter des Weißenfelser Hotels "Jägerhof," ins Gemüse. Das war 2007. "Ich konnte mir erst gar nichts darunter vorstellen", erinnert sich die charmante Frau, der die Kreation jedoch offensichtlich im Blut liegt. Wenn schon, dann richtig, sagt sie sich und ging beim Weltmeister der Gemüseschnitzer, Xiang Wang, in die Lehre.
Am Anfang stand die Frage: Wie hält man das Messer? Anke Weigelt drang tief in die Schnitzkunst ein, wurde ausdrucksstark und immer filigraner. Präzise ist sie sowieso. Heute sagt sie strahlend: "Schnitzen ist mein Ding!" Neun Monate nach ihren ersten Schritten zwischen Melonen, Rettichen, Möhren, Roten Beten und Kürbissen trat sie beim Länderwettbewerb auf Europa-Ebene an. Nach Weißenfels kehrte sie mit Platz fünf zurück. Und das Siegerkarussell drehte sich weiter: 2009 errang sie bei den europäischen Meisterschaften nach chinesischen Regeln Platz eins.
Im Hotel "Jägerhof" als auch in der familiengeführten Cateringfirma bringt sie sich mit ihrer einzigartigen Kunst nun seit Jahren mit ihrem besonderen Handwerk ein, verleiht mit Gemüse und Messer dem Unternehmen ein außergewöhnliches Alleinstellungsmerkmal. Brautpaare lassen sich weiße Tauben von ihr schnitzen, die Uni-hockeymannschaft einen Drachen, Winzer einen Weingott. Immer zieren Anke Weigelts Schnitzereien, die sie zwischenzeitlich auch aus haltbarer Butter fertigt, exklusive Buffets. So von namhaften Unternehmen wie Schüco, dem Bauhaus Deutschland, von Banken oder Sportvereinen ebenso wie von Familien. "Für mich ist der schönste Lohn, wenn die Gäste um das Buffet gehen, staunen und meine Skulpturen fotografieren", sagt die Schnitzerin bescheiden. Dass ihre einzigartigen Kunstwerke, die jedes Buffet krönen, zum Schluss weggeworfen werden, stört sie nicht. Spätestens, wenn sie über einen Gemüsemarkt geht, hat sie schon wieder neue Schnitzideen. Die für die Olympiade ist jedoch streng geheim. Drei Personen seien eingeweiht, verrät sie. Und die meinen: Es ist sensationell!