Weißenfels Weißenfels: Apothekerin liebt ihren Beruf
weissenfels/MZ. - Salben und Tinkturen herstellen - sie weiß, wie das geht. Wenn Andrea von Camen über ihre Arbeit von früher erzählt, strahlt sie übers ganze Gesicht. Die Pharmazieingenieurin hat zwar ihren Ruhestand angetreten, hilft aber noch als "geringfügig Beschäftigte" in "ihrer" Kosmos-Apotheke in Weißenfels-West.
"Ich habe den schönsten Beruf", sagt die 62-Jährige. Bereits in der Ausbildung zur Apothekenfacharbeiterin und während des Pharmazie-Studiums beschäftigte sich die Mutter einer Tochter und Großmutter von zwei Enkeln mit Kräuterpflanzenkunde und mit der Geschichte der Apotheken ihrer Stadt, die bis in die Zeit um 1600 zurückreicht. Ob Brücken-, Marien- oder Neustadt-apotheke - in diesen Einrichtungen hat sie einst Erfahrungen gesammelt - auch in den beiden ältesten ihrer Heimat - in der Hirsch- und der Mohrenapotheke am Markt. Beide Apotheken existieren im Gegensatz zu den drei anderen genannten nicht mehr. Neue seien inzwischen hinzugekommen. Dass die seit Jahren vor sich hin dümpelnde leerstehende Immobilie mit dem steinernen Mohrenkopf über der Eingangstür am Markt 3 nach dem Willen der Stadt wieder mit Leben erfüllt werden soll, freut Andrea von Camen besonders. "Dafür habe ich mein eigenes kleines Konzept", sagt sie und schmunzelt geheimnisvoll, will sich aber nichts Näheres entlocken lassen. "Die Zeit ist dafür noch nicht reif", erklärt sie. Wenn die Stadt das Gebäude aus privater Hand zurückerworben hat - und das soll laut Stadtarchitektin Diana Wagner noch in diesem Jahr geschehen - einer neuen Nutzung zuführen will, wolle Andrea von Camen "ihr Geheimnis lüften". "Wenn man einmal anfängt mit den Recherchen zur Apothekengeschichte, will man immer mehr wissen", beschreibt sie ihre Leidenschaft. Von 1600 bis zum Jahr 1945 hat sie sich mit der Historie beschäftigt und eine Arbeit darüber geschrieben.
Zudem hat sie, die über eine mannigfaltige Kräuterpflanzensammlung von Lungenkraut bis Mädesüß verfügt und diese in einem sorgfältig gebundenen Buch als Herbarium wie einen Schatz hütet, mehrere Vorträge gehalten. Auf diese Weise könne sie ihr Wissen an Zuhörer weitergeben.
Nicht nur durch Vorträge - unter anderem in diesem Jahr im Fürstenhaus anlässlich des 240. Geburtstages von Novalis - wolle sie Geschichte lebendig werden lassen. Auch bei Schlossfesten hat sie mit ihrem Mann und Kollegen Zeiten der Hofapotheken und der "wohltätigen kräuterkundigen Herzogin Mutter Anna im Schloss" erlebbar gemacht. Bilder in Festumzügen und Stände auf dem historischen Markt erinnern daran.