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Twingo geht nach Rheinland-Pfalz Warum Autolackierer aus Langendorf sein Auto für Flutopfer spendet

Warum Carsten Lange, Inhaber der Autolackiererei in Langendorf, sein Firmenfahrzeug an die Menschen im Flutgebiet in Rheinland-Pfalz übergibt.

Von Meike Ruppe-Schmidt Aktualisiert: 25.11.2021, 10:23
Der Renault Twingo von Carsten Lange, hier mit Sohn Lucas, wird in den nächsten Tagen als Spendengabe abgeholt.
Der Renault Twingo von Carsten Lange, hier mit Sohn Lucas, wird in den nächsten Tagen als Spendengabe abgeholt. (Foto: Meike Ruppe-Schmidt)

Langendorf/MZ - Er stammt aus dem Baujahr 2009, hat ca 80.000 Kilometer runter und war ursprünglich für den Einsatz als Dienstfahrzeug vorgesehen. Jetzt soll der Renault Twingo aus der Autolackiererei von Carsten Lange aus Langendorf den Opfern im Flutgebiet in Rheinland-Pfalz zugute kommen.

„Wir haben uns dazu entschlossen, das Fahrzeug zu spenden“, so der Unternehmer. „In den nächsten Tagen soll es abgeholt und an einen Betroffenen übergeben werden.“ Wir es dazu kam? „In den sozialen Netzwerken gab es einen Hilferuf, auf den wir aufmerksam geworden sind. Hintergrund ist, dass viele Menschen im Flutgebiet von heute auf morgen keine Autos mehr hatten, da diese weggeschwemmt oder durch die Wassermassen völlig unbenutzbar geworden sind.

„Alles transparent“

Darum werden jetzt im Rahmen der auf Facebook gestarteten Initiative ,4Drive - Zurück zur Mobilität für Flutopfer’ Kleinwagen für die betroffenen Menschen gesammelt.“ Diese Fahrzeuge sollen direkt vom Spender an den jeweiligen Betroffenen übermittelt werden. „Das heißt, man erfährt per Videobotschaft, wer den Wagen bekommt und derjenige wird auch darüber informiert, wer ihm den Wagen gespendet hat. Somit ist alles transparent“, erklärt Lange. Einzige Bedingung sei, dass die Fahrzeuge tatsächlich noch fahrbar sind, dass es sich also nicht um Schrottautos handelt. Vor Ort wird die Verteilung der gespendeten Autos von den Mitgliedern der Initiative geregelt.

„Die Aktion kommt bei den Opfern hier vor Ort unglaublich gut an“, sagt eine Helferin im Telefongespräch mit der MZ. Die 25-Jährige ist als ehrenamtliche Helferin im Flutgebiet auch für „4Drive“ tätig. „Viele können es gar nicht fassen, dass ihnen Autos gespendet werden.“ Das Schöne: „Mit den Fahrzeugen können die Menschen vor Ort wieder anderen Betroffenen helfen, beispielsweise Nachbarn zum Arzt transportieren oder Einkäufe erledigen. Oft teilen sich die Nachbarn einer ganzen Straße einen Spenderwagen.“

„Wir verfolgen das Geschehen im Flutgebiet sehr intensiv“

Zuvor jedoch werde die Betroffenheit der jeweiligen Personen überprüft, um mögliche Betrugsfälle auszuschließen. So müssen die Leute unter anderem mit Ausweis persönlich vorstellig werden. Geld darf die Initiative „4Drive“ übrigens nicht annehmen. „So kam es, dass manche Menschen Geld zusammengelegt, dafür ein Auto gekauft und es uns dann gespendet haben“, so Kevin Launiger, Gründer der Initiative. „Die Fahrzeuge werden von uns überprüft und nur in technisch einwandfreien Zustand an die Betroffenen Menschen übergeben.“

So wie der weiße Twingo von Carsten Lange. „In den nächsten Tagen soll das Fahrzeug von einer Spedition abgeholt werden“, so der Weißenfelser Autolackierer. Er ist froh, dass er den Menschen im Flutgebiet damit wenigstens ein bisschen helfen kann. „Wir verfolgen das Geschehen im Flutgebiet sehr intensiv, da wir Bekannte dort haben, die selbst stark betroffen sind“, so Lange. Darum habe man bereits eine Geldspende geleistet und sich an einer Sammelaktion des Deutschen Paketdienst für Sanitärartikel beteiligt.

Als Lange von der „4Drive“-Aktion erfahren hat, war für ihn sofort klar, dass er auch dabei helfen will. „Unseren Twingo hatten wir uns erst letztes Jahr angeschafft, um ihn als Leihwagen für unsere Kunden zu nutzen. Jetzt haben wir aber unsere Strategie geändert und setzen auf Elektrofahrzeuge.“ Darum brauche man den Twingo, dessen Wert bei knapp 3.000 Euro liegt, nicht mehr. Umso mehr wird er von den Opfern der Flutkatastrophe benötigt.