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Wanderung auf die private Insel

Von KARIN GROSSMANN 11.09.2009, 19:03

WEISSENFELS/MZ. - Etliche von ihnen haben ihr Buch "Ehe es niemand mehr erzählen kann" längst gelesen, haben die Tochter des früheren Beuditzmüllers bereits kennen gelernt, als sie aus ihrem Buch zu den Weißenfelser Literaturtagen im Mai vorlas.

"105 Zuhörer hatten wir damals im Novalis-Pavillon", sagt die Bibliothekarin Ines Hantscher. Weil Margrit Napp-Zinn damals so viel Interesse geweckt hat, sei die Idee für die Insel-Wanderung geboren worden. Was die in Siegburg bei Köln lebende Autorin einst auf der Insel zwischen Beuditzschleuse und Saale erlebte, erzählte sie auf der Insel, die noch heute in Privatbesitz ist. Es gebe doch die bundesweite Aktion "Lesen bewegt - gemeinsam 3 000 Schritte extra". Da wollte sich die Stadtbibliothek Weißenfels doch sowieso beteiligen, sagt Ines Hantscher.

Die fitte, mittlerweile 86-jährige Autorin war sofort dabei. Dafür reiste sie gerne wieder einmal mit dem Auto in die Saalestadt. An der Schleuse wartete sie mit Gästen, die an der Wanderung nicht teilnahmen, die Gruppe, hält Fotos von früher in der Hand, reicht sie herum. Einige davon sind auch im Buch abgebildet. Insgesamt 90 Menschen werfen einen Blick in das Haus, durchlaufen den Garten, dessen ungenutzten großen Teil die Natur zurück erobert hat, bis zum Saaleufer. "Wenn man Tore öffnet, die sonst verschlossen sind, sind Blicke auf Verborgenes erlaubt. Da kommen viele Gäste gern", ergänzt Ines Hantscher.

Auf dem Weg zur Insel sind die Wanderer an der Villa vorbei gekommen, in der Margrit Napp-Zinn aufgewachsen ist. Die Familie hat die Insel verkauft. Doch die neuen Besitzer wollten sie gerne wieder verkaufen, wenn sich jemand findet, der auch das Geld für die Sanierung der Jugendstilvilla in Garten neben der Beuditzmühle aufbringt, erzählt Margrit Napp-Zinn den Besuchern. Die Autorin freut sich deshalb über den Besuch eines jungen Mannes. Steven Hartung aus Bad Bibra, der 29-jährige arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, hat die Villa entdeckt und sieht durchaus Möglichkeiten für die Sanierung und Nutzung der Villa - sucht nach Finanzierungsmöglichkeiten. Mit Erfahrungen in Bad Bibra und als Vorstandschef der Mitteldeutschen Innovations- und Traditionspflegestiftung will er den Traum vom sanierten Haus auch wegen der Wirtschaftskrise nicht aufgeben. Darüber freut sich die früher darin lebende Senioren natürlich sehr.

Schon auf der Insel nutzen Gäste die Gelegenheit, sich das Buch von Margrit Napp-Zinn signieren zu lassen. "Ich hatte gar nicht gedacht, dass das Buch so viele Menschen interessiert", sagt die Seniorin. Der Arps-Verlag habe schon 400 Exemplare verkauft. Bei Kaffee und Kuchen geht sie auf die Terrasse des Bootshauses von Tisch zu Tisch, um mit den Besuchern über ihr Leben in Weißenfels zu reden.

Margrit Napp-Zinn, "Ehe es niemand mehr erzählen kann", Bestellnummer

ISBN 978-3-936341-12-6, 16,80 Euro