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Wanda und Klaus Ohl entdecken die Herrenmühle

Von ANDREA HAMANN 17.04.2011, 18:38

WEISSENFELS/MZ. - Das Ehepaar aus der Saalestadt hatte den Besuch nicht bereut. "Was war das für eine herrliche Aussicht", schwärmte Wanda Ohl. Sie und ihr Mann hatten nämlich spontan die Stufen des Speichers erklommen und aus einem der Fenster die Weißenfelser Region bestens überblicken können.

"Wir wollten uns außerdem anschauen, wie sich die Herrenmühle im Laufe der Zeit verändert hat", erklärte Klaus Ohl anschließend den Besuch. Beide interessierten sich besonders für die Stromerzeugung und ließen sich vom Mühlenbesitzer Hans-Dieter Böckler näher informieren.

So handele es sich um ein Wasserwerk, welches allen modernen und ökologischen Anforderungen entspreche. Kunde ist unter anderem die Stadt Weißenfels. Pro Jahr werden in der Herrenmühle fünf Millionen Kilowattstunden erzeugt. "Gerade bei der aktuellen Thematik um die Atompolitik ist es interessant zu sehen, wie der Strom durch die Saale erzeugt wird", fand Klaus Ohl.

Dass dieses Werk aber die Herrenmühle allein nicht zu einem interessanten Ort macht, erfuhren die beiden Senioren während ihres Spazierganges. Auf den idyllisch gelegenen Saalewiesen genossen Schafe und Hühner das Frühlingswetter. Der Blick auf den Pavillon, das Baumhaus und den Badesee machte klar, dass es sich bei dem Gelände um ein wahres Kleinod handelt.

Hans-Dieter Böckler hatte während des Besuches des Ehepaares Ohl allerdings nicht so viel Zeit. Mehrere Baumstämme drohten, sich in dem Wasserwerk zu verkeilen. Böckler machte sich mit dem Boot auf den Weg dorthin und zerschnitt die Stämme mit der Kettensäge. "Wenn jeder Besucher, der heute herkommt, eine Scheibe mitnimmt, bin ich das Problem schnell los", scherzte der Mann dennoch.

Er fühlt sich wohl auf dem Areal der Herrenmühle und kennt sich mit der Geschichte bestens aus. "1369 wurde hier die erste Mühle errichtet. Seitdem sind hier Generationen glücklich oder auch unglücklich geworden", berichtete er augenzwinkernd. Der Standort hatte sich damals angeboten. Der Grund liege darin, dass die Saale dort ein natürliches Gefälle aufweist. Es handelt sich um zwei bis drei Meter Höhenunterschied. Das war Voraussetzung, um beispielsweise Hammerwerke, Säge- oder Mahlwerke in Betrieb zu setzen.

In den Anfangszeiten, so berichtete Böckler weiter, wurden Baumstämme aus Thüringen in diese Region geflößt. In Weißenfels wurde das Material gekauft und nach Kundenwünschen entsprechend zugeschnitten. "Die Mühle entwickelte sich immer weiter", berichtete Böckler. So gab es in ihrer Geschichte auch Graupen-, Reis- und Mehlmahlwerke. "Von 1900 bis 1930 hatte sie ihre Blütezeit", wusste der Fachmann. "Größer ist sie danach nie mehr geworden", erzählte der Weißenfelser. Es gab aber auch Schicksalsschläge, die die Besitzer des historischen Betriebes verkraften mussten. So fiel die alte Mühle 1957 einem großen Brand zum Opfer. Sie wurde nie wieder aufgebaut.

Nach dieser historischen Zeitreise war für Wanda und Klaus Ohl aber noch nicht Schluss. Interessiert beobachteten sie, wie Hans-Dieter Böckler nach und nach das Problem mit den dicken Holzstämmen beseitigte. "Es war schon sehr interessant, sich das alles einmal genau ansehen zu können", zog Wanda Ohl ein positives Fazit, bevor sie den Ausflug noch für einen Abstecher zum Ostermarkt auf dem Marktplatz zu nutzten.