Vier Generationen in Leinwandvilla
Pirkau/MZ. - Drei Wohnwagen stehen wie zu einer kleinen Wagenburg zusammengefügt, ein Rosentor bildet den Eingang, grüner Teppich bedeckt den Rasen und zwei Hollywoodschaukel vervollständigen die Ausstattung - hier verbringt die Großfamilie Donndorf ihre freie Zeit. "Beim Frühstück in der Leinwandvilla sind wir jetzt zehn Leute", plaudert Mutter Gudrun Donndorf.
Seit fünf Jahren kommt die Familie aus dem thüringischen Eisenberg hierher, seit vier Jahren besitzen sie einen angestammten Platz. Jeden Freitag nach Feierabend geht es an den Mondsee. "Bleiben wir am Wochenende zu Hause, dann klingelt auch am Sonntag im Büro das Telefon. Feierabend gibt es in diesem Falle nicht", erzählt Unternehmer Herbert Donndorf. Per Zufall stießen sie auf den Mondsee und blieben hängen.
In den drei Wohnwagen fehlt es an nichts. Das fängt bei Kühlschrank, Herd und Spüle an, reicht über ein kleines Minibad, Schlaf- und Wohnecke bis zu Geschirr und Fernseher. Das große Zeltdach vor dem Wohnwagen ist der Familientreff. Und für kalte Tage gibt es in jedem Caravan eine Heizung. Denn die Familie hat hier sogar schon Weihnachten und Silvester verbracht.
Die weiteste Anreise legt dabei Tochter Jana Prangenberg-Schmidt mit Ehemann Michael Schmidt und drei Kindern zurück. Sie kommen nämlich aus Bad Hönningen bei Neuwied am Rhein, fahren gut und gerne fünf sechs Stunden bis hierher und verbringen jetzt drei Wochen Sommerurlaub hier. "Die Nachbarn haben unsere Tochter das Mondsee-Baby getauft" plaudert die Verkäuferin. Als Hochschwangere war sie kurz vor der Entbindung hier, und die kleine Kim Sophia Schmidt war schon im Alter von vier Tagen das erste Mal am Mondsee. Jetzt wird sie bald zwei Jahre alt und fühlt sich hier pudelwohl. "Wir gehen gerne baden, fahren Rad, Inliner und Boot", erzählt der 14-jährige Tom Prangenberg. Sein drei Jahre älterer Bruder Stefan fügt hinzu: "Nur Hohenmölsen ist eine richtige Geisterstadt. Da ist nie was los." Dafür gibt es reichlich Abwechslung am See, ob Mibrag-Party oder BMW-Treffen, Reitturnier oder Schwimmfest - die Großfamilie ist meist als Zuschauer dabei. Am Sonntag stand natürlich das Kinderfest rund um das neue Piratenschiff hoch im Kurs.
Uroma Marie Donndorf schaut zufrieden in die Runde. Hier hat die 79-Jährige all ihre Lieben um sich. Enkelin Manuela Findeisen mit ihrer Tochter Jessica machen die Familienrunde komplett. Und gelegentlich schaut Nachbar Thomas Tschiedel vorbei: "Ich arbeite auf einer Baustelle in Bitterfeld. Da fahre ich jeden Tag von hier aus zur Arbeit." Der Mann aus Hainspitz kommt seit 2005 immer wieder gern an den Mondsee. Nur eins wünschen sich die Camper: Ein kleiner Tante-Emma-Laden oder ein Brötchenservice wäre schön.