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Verliebt in die eigene Vision

Von Yvette Meinhardt 19.02.2008, 18:30

Teuchern/MZ. - Die alte Konsum-Kaufhalle in Teuchern steht in diesem Jahr 30 Jahre. Doch zum Feiern ist Inhaber Steffen Müller nicht zumute. "Ich bin verliebt in diesen Bau, doch die Substanz der alten DDR-Kaufhalle entspricht nicht mehr moderner Einkaufsphilosophie", sagt der 42-Jährige. In den Gängen stapeln sich die Waren, die Tiefkühltruhen sind übervoll, der Platz für besondere Präsentationen fehlt. "Ich würde gern frisch gepresste Säfte anbieten, Obstsalate, exotischen Fruchtquark und selbst hergestellte Schokofrüchte", schmiedet Müller Zukunftspläne.

Allein, ihm fehlt der Platz. Dabei hängt er an dem alten Plattenbau. Seine Frau begann hier einst als Lehrling und Anfang der 90er Jahre erwarb Müller das Objekt vom Konsum. "Damals war ich einfach zu unerfahren, kaufte viel zu teuer. Am Ende steckte ich nur immer wieder Geld hinein", blickt Müller zurück. Rund 700 000 Mark investierte er in Umbauten, hing Decken tiefer, erneuerte manche Fenster, machte das Lager zum Verkaufsraum und kaufte Tiefkühltruhen. "Am teuersten war der Parkplatz. Ich ließ Bäume fällen, den Hang abtragen und erhielt am Ende doch nur ein unbefriedigendes Provisorium", sagt er.

Aus diesem Grund setzt Müller auf den Neubau: "Die Kaufhalle war solange gut bis die Neubauten für Penny und Niedrigpreis genehmigt wurden. Jetzt haben wir drei etwa gleich große Märkte. Doch ich will mich von den anderen unterscheiden, deswegen brauche ich den Neubau." Seit fünf Jahren gibt es die Querelen um das Vorhaben, die vorerst in der Ablehnung mündeten. Inzwischen betreibt Müller einen fast doppelt so großen neuen Markt in Freyburg. Trotzdem möchte der Teucherner in seiner Heimatstadt bleiben.

"Die Argumente des Stadtrates sind falsch", sagt Müller und nennt Beispiele. Der Bäcker am Markt könne nicht in den Neubau einziehen, weil Edeka seinen eigenen Bäcker mitbringe. Drogerie und Obsthändler wären ebenfalls nicht vorgesehen, weil Edeka solche Produkte im Sortiment habe. Überhaupt habe bei ihm kein einziger Händler Interesse bekundet, mit umzuziehen. Davon habe er lediglich aus der Zeitung erfahren.

Die Gretchenfrage des Neubaus ist die Größe. In einer landesplanerischen Stellungnahme kommt das Landesverwaltungsamt bereits im Mai 2006 zu dem Schluss: "Der Neubau eines Aktiv-Marktes in Teuchern ist . . . mit den Erfordernissen der Raumordnung vereinbar". Als Maßgabe wird eine maximale Verkaufsfläche von 920 Quadratmetern angenommen. Außerdem sei sicherzustellen, dass die frei werdenden zwei Lebensmittelmärkte (NP-Markt in der Gartenstraße und heutiger Edeka) nicht wieder für den Verkauf für Lebensmittel genutzt werden. Daneben rechnet das Landesverwaltungsamt vor, dass sich am Ende die Verkaufsfläche um 198 Quadratmeter verringert. Da Edeka - laut Müller - bereits vor zehn Jahren das Gelände am Busbahnhof gekauft habe, sei damit zu rechnen, dass jetzt ein neuer Bauantrag folge. Um einen Bebauungs- und Flächennutzungsplan zu umgehen, dieses Mal für einen kleineren Bau.

"Ich würde den Neubau begrüßen, gibt es dadurch eine Aufwertung des gesamten Geländes am Busbahnhof", sagt Stadtrat Andreas Erbstößer (CDU), der sich beim letzten Votum der Stimme enthalten hatte. Er habe bislang nur Angst gehabt, dass durch neue Planungen wieder Kosten auf die Stadt zukommen und andere Gebäude leer stünden.

Müller hingegen sagte der MZ, dass es für beide Märkte Nachnutzer gebe. Dies seien eine Physiotherapie und ein Baumarkt.