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Barockes Gebäude Verblasster Glanz im Hofmarschallhaus in Weißenfels soll wieder erstrahlen

Der Unternehmer Jens-Norbert Schmidt saniert das barocke Gebäude Hofmarschallhaus im Weißenfelser Zentrum. Welche Herausforderungen das mit sich bringt.

Von Andreas Richter Aktualisiert: 26.08.2021, 11:20
Zahlreiche Farbentwürfe für das Weißenfelser Hofmarschallhaus hängen im Nessaer Büro von Jens-Norbert Schmidt. Der Entwurf in der Mitte  soll es nun  wahrscheinlich sein.
Zahlreiche Farbentwürfe für das Weißenfelser Hofmarschallhaus hängen im Nessaer Büro von Jens-Norbert Schmidt. Der Entwurf in der Mitte soll es nun wahrscheinlich sein. (Foto: Andreas Richter)

Weissenfels/MZ - Dass er einen langen Atem brauchen würde, hatte der Weißenfelser Dachdeckermeister Jens-Norbert Schmidt schon vor drei Jahren geahnt. Damals hatte er das Hofmarschallhaus in der Nikolaistraße, eines der bedeutendsten barocken Gebäude der Stadt, gekauft (siehe Infokasten). Das Ziel: Die wertvolle Substanz vor dem weiteren Verfall bewahren und ein attraktives Wohnhaus daraus machen.

Nun, drei Jahre später, soll es nach zäher Arbeit im Hintergrund bald sichtbar vorangehen. In seinem Nessaer Büro hat der Geschäftsführer der Dach- und Fassadenbau GmbH Jens-Norbert Schmidt mittlerweile mehrere Farbentwürfe für die Fassade des Hofmarschallhauses zu hängen. Die Entwürfe stammen von Rosalinde Weber-Hohengrund. Die Malerin aus dem fränkischen Schwabach arbeitet seit vielen Jahren vor allem mit der hiesigen kommunalen Wohnungsgesellschaft WVW zusammen. Anhand des historischen Vorbilds hat man sich gemeinsam mit der Stadt für einen rosé-grauen Farbton entschieden, ähnlich jenem am Gebäude Markt 7 in Weißenfels.

Eingerüstet: das Hofmarschallhaus in Weißenfels
Eingerüstet: das Hofmarschallhaus in Weißenfels
(Foto: Andreas Richter)

Beantragung von Fördermitteln

An mehreren Stellen soll es nun mit dem ehrgeizigen Projekt weiter vorangehen. Ein entscheidender Punkt: die Beantragung von Fördermitteln. Denn ohne finanzielle Unterstützung, etwa von der Deutschen Stiftung Denkmalpflege, wird das Bauvorhaben nicht zu stemmen sein. Immerhin hat der Eigentümer schon vor drei Jahren mit einer „siebenstelligen Summe“ für die Sanierung gerechnet. Nachdem ein Bauantrag bei der Stadt gestellt wurde, erwartet Schmidt nun schon in vier bis sechs Wochen einen sichtbaren Baubeginn am Haus in der Nikolaistraße. Zumindest für jene Arbeiten, die ohne Genehmigung durchgeführt werden dürfen - wie etwa Putzarbeiten.

„Dieses Projekt ist hochinteressant und eine vollkommen neue Geschichte für mich“, sagt der erfahrene Dachdeckermeister. Ein spannendes Feld zum Beispiel: Die Anforderungen an den Brandschutz müssen mit jenen des Denkmalschutzes in Einklang gebracht werden. Eine Auflage der Denkmalpflege an den Gebäudeeigentümer: Ein restauratorischer Befund, der den Zustand des Hauses in all seinen Details für das Archiv festhält. Mittlerweile liegt das 500-Seiten-Papier von Restauratorin Susanne Fuchs vor.

Die frühere Einfahrt ins Haus
Die frühere Einfahrt ins Haus
(Foto: J.-N. Schmidt)

Aus dem Befund gehen nun zahlreichen Anforderungen an den Bauherren hervor. So wurde im Erdgeschoss zum Beispiel eine original Wandbemalung gefunden. Die muss der Eigentümer nun erhalten. Ebenso wie die Stuckdecken in der ersten Etage. Jens-Norbert Schmidt weiß: „Die Stuckdecken machen maßgeblich den besonderen Wert des Hauses aus.“ Unter einer Stuckdecke sei sogar ein Gemälde entdeckt worden. Hier sei noch zu entscheiden, wie es erhalten werden soll.

Auf jeder Etage zwei jeweils rund 80 Quadratmeter große Wohnungen

Acht barrierefrei zugängliche Wohnungen sollen in der Nikolaistraße entstehen - auf jeder Etage zwei jeweils rund 80 Quadratmeter große Wohnungen. Die Rekonstruktionspläne für Wohnungen und Treppenhaus hat Sohn Maximilian Schmidt erstellt, der gerade seinen Master in Architektur in Weimar macht. Die Auflagen, so rechnet Jens-Norbert Schmidt, werden dabei auf jeder Etage unterschiedlich sein. Die Wohnungen im Dachgeschoss etwa könnten als erste fertig sein. Dort, wo die Anforderungen des Denkmalschutzes höher sind, werde es länger dauern. „Ich rechne für die Sanierung mit einem Baufenster von zwei bis drei Jahren“, sagt Jens-Norbert Schmidt.

Ein Blick in die Räume mit wertvollen Stuckdecken
Ein Blick in die Räume mit wertvollen Stuckdecken
(Foto: J.-N. Schmidt)

Vor wenigen Tagen hatte er einen besonderen Gast: Christine von Brühl, eine Nachfahrin des sächsischen Staatsmanns Heinrich von Brühl, erfuhr bei einer Führung davon, wie ein barockes Kleinod der Stadt zu neuem Leben erweckt werden soll.