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Trasse für Ökostrom Trasse für Ökostrom: Engpässe bei geplanten Leitungen bleiben

Von Birger Zentner 04.10.2016, 08:53
Ein Blick entlang dem Korridor für die Gleichstromtrasse. Links ist die Bebauung von Gut Aupitz zu sehen, rechts die ersten Häuser von Gerstewitz. Dazwischen liegen gerade mal 200 Meter freier Raum.
Ein Blick entlang dem Korridor für die Gleichstromtrasse. Links ist die Bebauung von Gut Aupitz zu sehen, rechts die ersten Häuser von Gerstewitz. Dazwischen liegen gerade mal 200 Meter freier Raum. Peter Lisker

Weißenfels - Für den Borauer Jörg Richter ist es ein Erfolg. Die neuen Pläne des Stromnetzbetreibers 50Hertz drohen nicht mehr, riesige Freileitungen für den Transport von Ökostrom von Nord nach Süd an dem Weißenfelser Ortsteil vorbeizuführen. Erdleitungen sollen jetzt gelegt werden.

Richter hat vor zwei Jahren mit anderen Einwohnern von Borau Unterschriften gegen die überdimensionalen Masten gesammelt, die entlang der Autobahn zwischen Borau und Zorbau den Strom in Richtung Bayern transportieren sollten. „Es ging uns ja nie darum, die Leitungen an sich zu verhindern, nur eben die Freileitungen“, sagt Richter heute. Ob der Borauer Protest mit dazu beigetragen hat, dass 50Hertz seine Pläne ändert? Richter ist bescheiden. Vielleicht ein wenig. „Der Hauptprotest kam ja aus Bayern, dort hat sich sogar der Ministerpräsident eingeschaltet. Ich glaube, das war ausschlaggebend.“

Erdverkabelung ist heute Vorzugsvariante

Entscheidend war schließlich eine Gesetzesänderung. Die besagt, dass beim Legen der Superstromkabel, in denen bis zu 500 Kilovolt fließen sollen, die Erdverkabelung die Vorzugsvariante ist. Bis Anfang 2015 galten Freileitungen als erste Planungsvorgabe.

Ob nun die neuen Vorschläge wieder Fragen aufwerfen, bleibt abzuwarten. Die Korridore für die geplanten Erdkabel führen zwar jetzt ziemlich weit an Weißenfels vorbei, aber dafür wiederum nahe genug an anderen Orten. Dazu gehören zum Beispiel die Lützener Ortschaften Gerstewitz, Pörsten und Rippach. Und nach den Worten von Axel Happe, bei 50Hertz für die Öffentlichkeitsarbeit zum sogenannten Süd-Ost-Link - also unter anderem die durch den Burgenlandkreis führende Verbindung - verantwortlich, gibt es für die Erdkabel bislang keine Regelungen für den Abstand zu Ortschaften. Aussagen, wonach auch in dem Fall 500 Meter Abstand zur Wohnbebauung eingehalten werden sollen, seien nicht richtig. „Das ist eine Vorgabe für Freileitungen“, erklärt Happe.

Mehrere „Engstellen“ zwischen den Orten

Dort, wo jetzt in den Karten die Korridore östlich von Weißenfels eingezeichnet sind, ist teilweise wenig Platz. Das betrifft unter anderem den Bereich zwischen Pörsten und Rippach, aber auch den zwischen Gerstewitz und Gut Aupitz. Da liegen zum Teil nur 200 Meter zwischen Wohnbebauungen. Selbst nach dem Verständnis bei 50Hertz sind das sehr schmale Streifen. „Wir brauchen einen etwa 20 Meter breiten Bereich, in dem die Kabel zu legen sind“, sagt Happe. Die jetzt in den Karten zu sehenden Korridore seien etwa 1 000 Meter breit.

An solchen Stellen, wo zwischen den Orten lediglich 200 oder 300 Meter Platz ist, da „haben wir dann echte Engstellen“, räumt Happe ein. Das gelte sowohl für den Leitungsverlauf als auch für die Baustelleneinrichtung.

Zwei Varianten für den Verlauf der Leitungen

Allerdings ist ja bislang nicht klar, wo die Leitungen überhaupt lang laufen sollen. Neben der Trasse, die östlich von Weißenfels und Autobahn 9 zu sehen ist gibt es auch noch eine Alternativvariante nahe Naumburg. „Wir haben bislang keine Präferenz für eine der Varianten“, sagt Happe. Einerseits sei die endgültige Entscheidung abhängig vom Ergebnis der Öffentlichkeitsbeteiligung, andererseits von der Betrachtung des Gesamtzusammenhangs mit anderen Teilabschnitten.

Die Öffentlichkeitsbeteiligung wird übrigens für den Raum Weißenfels schnell sehr konkret. Nach den Worten von Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) wird es am 25. Oktober von 15 bis 19 Uhr im Kulturhaus der Stadt einen sogenannten Infomarkt geben. Dort will 50Hertz das Projekt vorstellen und Fragen beantworten, wie Happe bestätigt. Nach seinen Worten ist es noch ein langer Weg, ehe der Trassenverlauf feststeht, die Planverfahren abgeschlossen sind und der Bau begonnen werden kann.

OB Risch ist mit dem jetzt vorgeschlagenen Trassenverlauf und der Erdverkabelung zufrieden. Das entspreche dem, was seitens der Stadt gewünscht wurde. Dazu hatte es 2014 auch heiße Debatten im Stadtrat gegeben. Die Stadtverwaltung sei in die Vorbereitung der neuen Pläne von 50 Hertz wie gefordert einbezogen und informiert worden. Das war im ersten Verfahren mit den Freileitungen so gar nicht der Fall gewesen.

Einige Fragen sind noch zu klären

Allerdings bleiben Fragen offen, zum Beispiel die mit den Mindestabständen. „Da gibt es noch einiges zu klären“, meint Risch. Landwirte, unter deren Felder die Kabel verlegt werden, befürchten Ernteverluste, weil sich der Boden über den in zwei Metern Tiefe liegenden Kabeln zu stark erwärmen könnte. Unter anderem ein Langendorfer Agrarbetrieb hatte das Thema schon mal aufgeworfen.

Im Grundsatz jedoch finden die Pläne für Erdkabel deutlich mehr Akzeptanz als die Freileitungen. „Wenn es so kommt, dann ist eigentlich alles gut“, meint auch der Borauer Jörg Richter.

Entwurf unter: http://www.50hertz.com/de/Netzausbau/Projekte-an-Land/SuedOstLink

(mz)