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Täglich 16 Kilometer Täglich 16 Kilometer: Im Laufschritt zur Arbeit

Von Holger Zimmer 22.10.2016, 14:00
René Brückner an der Einfahrt zur Sachsen-Anhalt-Kaserne in Weißenfels.
René Brückner an der Einfahrt zur Sachsen-Anhalt-Kaserne in Weißenfels. Peter Lisker

Wengelsdorf - Knapp 16 Kilometer lang ist der Arbeitsweg von René Brückner. Für viele ist das ein Klacks, weil es die PS unter der Motorhaube hergeben. Der 37-Jährige aber tickt etwas anders, weil er die Distanz unter die Laufschuhe nehmen muss. Dabei hat er außerdem täglich dem Wetter zu trotzen. Rund eine Stunde braucht der Wengelsdorfer. Zudem geht es beim Hinweg die letzten viereinhalb Kilometer von der Saale bergauf zur Weißenfelser Sachsen-Anhalt-Kaserne, dafür wird es auf dem Rückweg einfacher.

Am Montagmorgen hat er das Kommando über eine Kompanie des dortigen Sanitätsregiments übernommen. Seine Frau Nadine war dabei, die beiden Töchter Soraya (9) und Samiya (6), aber auch die Eltern, obwohl seine Mutter Gabriele an dem Tag gleichzeitig noch Geburtstag hatte. Für René Brückner ist es nach zwölf Jahren eine Rückkehr zu den Wurzeln. Nachdem er Kraftfahrzeugmechaniker gelernt hatte, ging er auch wegen der vielseitigen Ausbildungs- und Berufschancen zur Bundeswehr. Er wurde staatlich geprüfter Techniker, beschritt die Offizierslaufbahn und ist derzeit Hauptmann.

Brückner hat mehr Zeit für die Familie

Doch nachdem erst von einer Versetzung nach München die Rede war, ist Brückner nun glücklich, mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können. Denn er war in Kiel, Potsdam und zuletzt auf dem Truppenübungsplatz in der Colbitz-Letzlinger Heide eingesetzt. Von dort kam er nur jedes zweite Wochenende nach Hause. Dennoch hat er da schon versucht, nach Möglichkeit mit seinen Töchtern zu trainieren - er in Laufschuhen und sie auf Fahrrädern -, und das will er nun noch intensivieren. Ob das immer klappt, hängt von den Kindern ab, aber immerhin macht es ihnen Spaß, dem Vater schon mal davonzufahren, bei Bad Dürrenberg Rehe zu beobachten oder auf einem Spielplatz zu toben. Und immerhin hat die Jüngere als Erstklässlerin sogar schon einen Lauf in der Schule gewinnen können.

René Brückner selbst schaut nach einer langen Durststrecke nach vorn. Vergessen ist das Erfolgsjahr 2012 aber nicht. Damals wurde er deutscher Bundeswehrmeister beim Gorch-Fock-Marathon in Wilhelmshaven. Zweieinhalb Monate später nahm er zum wiederholten Mal den Mitteldeutschen Marathon in Angriff. Mehr als sechs Minuten lag er nach der Hälfte hinter der Spitze zurück, doch dann zahlte sich sein Trainingspensum aus, das in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung an die 200 Kilometer in der Woche betragen kann. Am Ende hatte er den Ersten in Sichtweite, schaffte es aber nicht mehr, die Lücke zu schließen. Seine damalige Bestzeit von 2:38:12 Stunden hat noch immer Bestand.

Ziel: City-Marathon im nächsten Jahr

Dann gab es Auslandseinsätze, einen so vollen Dienstplan, dass selbst einer wie René Brückner, der diszipliniert zur Sache geht, nicht oder nur halbherzig trainieren konnte und eine Kreuzband-Operation. Die war notwendig, weil er bei extremer Belastung starke Schmerzen bekam.

Keine zehn Monate später hat er schon wieder seinen ersten Marathon bestritten. Drei Stunden und vier Minuten brauchte er und musste feststellen, dass noch viel zu tun bleibt. Dritter war er zwischenzeitlich, wurde am Ende Sechster und sagt: „Ich bin zu schnell angegangen und dann haben mich noch einige Läufer überholt. Das war ich bislang nicht gewöhnt und musste das erst einmal verdauen.“

Brückner meint, dass ihm zum alten Niveau noch zehn Prozent fehlen. Mit seiner jetzigen Versetzung will er das Defizit Tag für Tag abbauen und im kommenden Jahr mal einen City-Marathon absolvieren. Seine Töchter könnten ihm da zumindest am Wochenende als Schrittmacher auf Fahrrädern helfen. Denn eines ist für den Wengelsdorfer klar: An seine Bestzeit möchte er gern noch einmal rankommen. (mz)