Sturmtief "Eberhard" Sturmtief "Eberhard": Einsätze im eigenen Krisenstab

teuchern - Eine Kanne Kaffee, vier Funkgeräte vor sich und den Rest im Kopf - so koordinierte der Teucherner stellvertretende Stadtwehrleiter Marco Föhlisch vor einem Jahr im Rathaus die Einsatzkräfte während des Sturmes „Friederike“. Die Kreisleitstelle in Naumburg war wegen der immensen Anrufe kollabiert, Teuchern übernahm für sich selbst die Regie.
Teuchern sofort mit eigenen Krisenstab
Als sich vor wenigen Tagen der Sturm „Eberhard“ im Burgenlandkreis ankündigte, bildete Teuchern in Absprache mit der Kreisleitstelle sofort erneut einen eigenen Krisenstab. Um 16.30 Uhr wurde er eingerichtet, eine Stunde später war er arbeitsfähig - und die insgesamt 17 Einsätze begannen.
Die Bilanz: „Es war ruhig, effizient und gut koordiniert“, so Bürgermeister Marcel Schneider (parteilos) wenige Tage später. Kaffee gab es noch, aber ansonsten erinnerte nicht mehr viel an das Szenario vor einem Jahr. Nach „Friederike“ sei kritisch mit der Frage umgegangen worden, wie Kommunen mit solchen Ereignissen umzugehen haben, erzählt Marcel Schneider.
Im Rathaus ist mittlerweile eine Leinwand angebracht und ein Beamer installiert, um dort bei Bedarf den PC anzuschließen oder Luftaufnahmen der betroffenen Regionen zu zeigen. In Teuchern gibt es nun auch ein Notstromaggregat. Mehrere Wochen, so Schneider, könnte das Rathaus nun bei einem großflächigen Stromausfall versorgt werden.
Schautafeln zum Überblick
Es gibt große Tafeln, an denen Lagekarten angebracht werden können und Software auf einem Laptop, mit der sich die Abläufe dokumentieren lassen. Symbole, wie beispielsweise „Feuer“, „Hochwasser“ oder ähnliche Situationen lassen sich an der Karte anhaften.
So lieferte dieses bunte Schilderbild auf den Tafeln einen Überblick über alle aktuellen Einsätze, während „Eberhard“ übers Land stürmte. Es las sich für Marco Föhlisch wie ein offenes Buch. Die Einsätze wurden von der Kreisleitstelle an Teuchern durchgegeben und der Stadtwehrleiter koordinierte sie selbst. Föhlisch sah sofort, wo Kameraden oder Einsatzfahrzeuge gebraucht wurden.
Föhlisch und Schneider sind überzeugt, dass dies der Burgenlandkreis gespürt hat. Das Landratsamt bestätigt das. „Die Arbeit der gemeindlichen Einsatzleitstellen hat die Leitstelle entlastet“, heißt es. Wie die Pressestelle informiert, traf der Landkreis nach „Friederike“ die Entscheidung, dass Wehren bei solchen Ereignissen eigene Krisenstäbe bilden. Wie Föhlisch sagt, waren es bei „Friederike“ etwa 1000 Anrufe, die bei der Kreisleitstelle eingingen, bevor das System zusammenbrach. Die Dunkelziffer derer, die es erfolglos versuchten, sei sicher höher gewesen.
Eigene Krisenstab: Einsatzkräfte kennen ihre Standorte
Neben Teuchern hatte auch Weißenfels einen Stab gebildet. In Lützen und Hohenmölsen war der Sturm vergleichsweise schwach. Die Wehren verzichteten daher darauf. „Die technischen Voraussetzungen waren in dem neuen Gerätehaus bereits berücksichtigt worden“, sagt der Weißenfelser Vize-Ortswehrleiter, Steve Homberg. Er sieht viele Vorteile. „Unsere Leute kennen sich hier aus“, sagt er. Sie könnten besser entscheiden, wie welche Einsätze besetzt werden sollten, weil sie die Gegebenheit kennen.
Genau so sehen das Schneider und Föhlisch auch. Wenn außerdem keine Telefone mehr funktionieren, können die Bürger zum Rathaus kommen und treffen dort die Fachleute, sagt Schneider. Nun sollen noch weitere Mitarbeiter des Rathauses sowie Feuerwehrleute ausgebildet werden, damit sie bei der nächsten Gefahrenlage einspringen können. Denn, so Schneider, bei mehrtägigen Ereignissen müsse ein Schichtwechsel erfolgen. (mz)