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Stallpflicht statt Geflügelzucht Stallpflicht statt Geflügelzucht: Warum eine Traditionsschau in Lobitzsch abgesagt wird

Von Holger Zimmer 29.12.2016, 11:00
Solche Ausstellungen wie die 2015 in Prittitz sind derzeit auch im Burgenlandkreis undenkbar.
Solche Ausstellungen wie die 2015 in Prittitz sind derzeit auch im Burgenlandkreis undenkbar. Michael Thomé

Lobitzsch - Die Kreisrassegeflügelschau findet am Donnerstag und am Freitag nicht in Lobitzsch statt. In Weißenfelser Amtsblatt ist sie zwar noch vermerkt, doch inzwischen sind alle Ausstellungen wegen Vogelgrippe abgesagt worden. In dem Ort hatte seit 1984 immerhin 32 Mal eine Geflügelausstellung stattgefunden, nun fällt die 33. ins Wasser. „Das finden alle Mist“, sagt der Vorsitzende des Uichteritzer Rassegeflügelzuchtvereins, Johannes Geißler.

Für ihn ist das Einsperren von Geflügel Tierquälerei. Er selbst konnte Ende November mit seinem Vater Gerd noch einen deutschen Meistertitel mit Modeneser-Schietti-Tauben gescheckt bei einer Schau in Erfurt holen. Der Vereinschef vermutet, dass - wenn künftig in ähnlichen Fällen weitere Ausstellungen abgesagt werden, auch die Zahl der Züchter zurückgehen wird. Und schon jetzt seien die Auswirkungen gravierend. Hühner und Enten seien im Stall nicht mehr so agil.

Rassegeflügelschau in Markröhlitz Anfang Januar

Die Rassegeflügelschau in Markröhlitz Anfang Januar fällt ebenfalls aus, wie eine Nachfrage ergab. Ausstellungsleiter Holger Gebhardt hatte eine Woche vor Weihnachten endgültig das Handtuch geworfen. Der Burgenlandkreis hatte Ende November das Aus für alle Ausstellungen und kurz vor den Feiertagen sogar für die Naumburger Taubenmärkte verfügt. „Ich habe gekämpft bis zum Schluss“, sagt Gebhardt rückblickend. Am Ende hätte man zwar Tauben zeigen können, aber nur dann, wenn der betreffende Züchter nicht gleichzeitig noch Geflügel auf seinem Hof gehalten hätte.

„Das wäre vielleicht bei fünf Leuten infrage gekommen.“ Seit der Verein besteht, ist es die erste Ausstellung, die ausfallen muss und die erste seit 2000, als man eine Nachwende-Durststrecke überwunden hatte. Dabei hatten schon 40 Züchter gemeldet, musste er die Absagen über die Vereinsvorsitzenden weiterleiten. Gebhardt befürchtet nun, dass sich manche Züchter mit der Stallpflicht um den Erfolg betrogen sehen und das Handtuch werfen.

Glück im Unglück

Er selbst hatte zuvor Glück im Unglück. Denn als im Burgenlandkreis schon alle Schauen verboten waren, konnte er - wie Geißlers aus Uichteritz - in Erfurt noch einmal einen 1. Platz einheimsen. Zu seinem Europameisterschaftserfolg und fünf deutschen Meisterschaften kamen in Erfurt noch zwei weitere Titel mit Pfautauben in zwei Farbschlägen dazu. Übrigens fiel mit der Lipsia in Leipzig eine bekannte Ausstellung aus. Auch Bürgermeister Hilmar Panse zeigt sich enttäuscht über die Entwicklung, hatte er doch gute Tiere, die er in der Messestadt zeigen wollte.

In Reichardtswerben hat die Rassegeflügelausstellung Anfang November noch planmäßig stattgefunden. Demnächst beginnt nun mit der Zusammenstellung der Tiere die Zucht für 2017, aber das wird schwierig angesichts der Stallpflicht. Auch Jens Holzhausen, der mit Modeneser Schietti ebenfalls Meister wurde, befürchtet Schlimmes für die Zucht. Die Zahl der Züchter werde sich rückläufig entwickeln. Für ihn ist die Stallpflicht übertrieben, denn die tatsächlichen Ursachen der Vogelgrippe seien unklar. Immerhin dürften sonst Bestände in Massentierhaltung gar nicht betroffen sein, weil das Geflügel nicht rauskomme. Letztlich habe die Stallpflicht nicht nur Auswirkungen auf Legeleistung, sondern auch auf die Fortpflanzung.

Tierarzt: Stallpflicht sicher bis Ende Januar

Dr. Volkmar Schurig, amtlicher Tierarzt beim Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Burgenlandkreises, will den Teufel zwar nicht an die Wand malen, meint aber, dass die Stallpflicht sicher bis Ende Januar bestehen bleibe. Man könne die Situation für die Tiere nur mit einer Voliere leichter machen. Dafür bedarf es eines Daches, das dicht ist und Netzen, die Wildvögel abhalten. Ansonsten ließen die deutschlandweiten Funde von Wildenten oder Greifvögeln, die mit dem Erreger infiziert seien, vorerst keine andere Hoffnung.

Ein Übergreifen auf die Hausgeflügelbestände sei möglich. Deshalb habe man angesichts der vom Land vorgegebenen Stallpflicht auch wenig Spielraum und sei in der Verantwortung. Die Vogelgrippeviren bei der Massentierhaltung zeigten, dass es keine absolute Sicherheit gebe. Sie könnten von Arbeitskräften ebenso hereingetragen werden wie durch die Lüftungen. Das sei zwar eine Theorie, auszuschließen sei es aber nicht. (mz)