Senioren-WG in Weißenfels Senioren-WG in Weißenfels: Pflege-WG statt Altenheim

Weißenfels - Die Entscheidung, ihre Mutter Christa Schmidt (85) in der Seniorenwohngemeinschaft in Weißenfels unterzubringen, würde Karin Zenker wohl immer wieder treffen. „Es geht sehr familiär zu, hier wird individuell entschieden, es passt ideal“, sagt die 58-Jährige. Dabei habe sie anfangs lediglich eine Baustelle vorgefunden, musste sie sich jede Menge Informationen heranholen, was sich hinter einer Seniorenwohngemeinschaft eigentlich verbirgt.
Bloß: Was wäre die Alternative gewesen? Die Mutter weiterhin allein in ihrem Haus wohnen lassen? Sie habe meistens am Fenster gesessen und auf die Linde geschaut. „Ich hatte keine ruhige Minute mehr“, erinnert sich Karin Zenker.
Da sie selbst nicht weit weg wohne, könne sie oft zur Mutter gehen, um sie zu besuchen. Hier könne sie sich mit Gleichaltrigen im Garten treffen, dort reden und sich die Natur anschauen. „Es gefällt mir hier wunderbar“, sagt die 85-Jährige über ihr neues Leben im Seniorenhaus, das zugleich eine Tagespflege beherbergt. Soll heißen, Senioren, die noch zu Hause wohnen, werden am Morgen mit dem Auto zu Hause abgeholt und abends zurückgebracht.
Tagsüber Fachkräfte
Tagsüber kümmern sich Fachkräfte um die zumeist betagten älteren Menschen. Dazu gehört Peter Arnold (74), den seine Frau Christel gern und oft besucht. „Es ist mir eine große Hilfe, eine Erleichterung, dass ich meinen Mann hier gut aufgehoben weiß“, sagt Christel Arnold. Der Zustand ihres Mannes habe sich seit seinem Aufenthalt hier eindeutig verbessert. 20 Plätze hält das Seniorenhaus insgesamt in der Tagespflege vor.
Die wird aber auch von den Bewohnern der Seniorenwohngemeinschaft mit genutzt. Beispielsweise von Inge Kalb, die seit Herbst vergangenen Jahres in einem Zimmer wohnt. „Es ist wichtig, dass jeder sein eigenes Zimmer hat, in das er sich bei Bedarf zurückziehen kann“, sagt Geschäftsführerin Sandy Scheunpflug. In die Küche sowie die drei Bäder müssen sich zwölf Senioren reinteilen, ebenso in das große Wohnzimmer.
Allein zu Hause?
„Das stört mich aber überhaupt nicht“, sagt Inge Kalb, daran gewöhne man sich. Es sei schön hier, sie möchte die Gemeinschaft nicht mehr missen. Allein zu Hause? Nein, das sei nicht mehr machbar gewesen. „Das ist hier wie eine große Familie“, fügt sie hinzu. Kommt eventuell Langeweile auf? „Eigentlich nicht. Wenn ich nicht fern sehe, lese ich ein Buch oder gehe in den Garten“, plaudert die 74-jährige Weißenfelserin.
Wer will, kann auch Obst und Gemüse ernten und in der Küche verarbeiten. Es komme sogar vor, dass einige zusammen kochen. Alles im Haus sei ebenerdig, man habe auf keine Stufen aufzupassen. „Jeder hat seine Freiheit, kann tun was er will“, sagt Inge Kalb. Sie habe es nicht eine Minute bereut, in die Seniorenwohngemeinschaft einzuziehen. (mz)