Second-Hand in Weißenfels Second-Hand in Weißenfels: Dauerbaustelle macht Trödelhändler Nico Ebert zu schaffen

Weißenfels - Der Weißenfelser Nico Ebert redet es nicht schön. „Es hat mich schon ganz schön gewürgt, dass gerade zum Zeitpunkt der Eröffnung meines Geschäftes die Sperrung der Saalstraße ihren Anfang nahm.“ Und das nicht nur für ein paar Tage, sondern für etliche Monate. „So kann man kein Geld verdienen“, sagt er und gibt einen kleinen Einblick in den Umsatz seiner neu gegründeten Existenz im Sommer diesen Jahres: „Manchen Tag gar nichts und an wenigen Tagen der Erlös vom Einkauf zweier oder dreier Kunden.“ Ebert führt einen Trödelladen und lebt von zahlreichen Dienstleistungen.
Trödelgeschäft in Weißenfels: Nico Ebert entrümpelt auch Wohnungen und holt Elektroschrott ab
Mit vier Mitarbeitern, die er auf geringfügiger Basis beschäftigt, löst er Haushalte auf, organisiert Geschäftsauflösungen, entrümpelt und holt Altmöbel sowie Elektrogeräte aus Haushalten ab. Ein Teil der Ware findet sich dann in seinem rund 200 Quadratmeter großen Laden wieder. Hinzu kommt jede Menge Kunst und Kitsch aus zweiter Hand.
Nico Ebert vermietet dazu Regale - insgesamt sind es rund 150 - für wenig Geld. Der Mieter kann seine Ware darin präsentieren und den Preis selbst bestimmen. Zu finden sind verschnörkelte Porzellanfiguren, bunte Sammeltassen und geschliffene Gläser ebenso wie noch funktionierende Küchengeräte aus DDR-Zeiten und Garderobe wieder. Großen Raum nehmen Videospiele ein. „Zu mir kommen Kunden mit wenig Geld, Asylsuchende, Händler und Schnäppchenjäger“, zählt der 40-Jährige auf.
Trödelgeschäft in Weißenfels auf der Durststrecke durch Baustelle in der Saalstraße
Die Geschäftslage habe er bewusst gewählt. Zukünftig werde sich sein Laden fast vis-a-vis das Jobcenter befinden. Da erwartet Ebert schon regen Zulauf. „Bis dahin muss ich mich allerdings noch strecken“, gibt er zu, da das Center voraussichtlich erst 2019 in der ehemaligen Sparkasse eröffnet wird.
Über die Durststrecke, die er aufgrund der Baustelle durchleben musste, habe er sich vorrangig über einen durch ihn eingerichteten Online-Handel und Stände auf Flohmärkten an den Wochenenden gerettet. „Man muss positiv denken, sonst wird es ja nichts“ fügt er an.
Trödel-Nic in Weißenfels: Wie geht es für sein Geschäft weiter?
Schon zeitig hat er das gelernt. Nach der Schule zieht es ihn zum Verkauf. Er lernt Einzelhandelsverkaufsmann. Die Geburt des ersten Kindes habe ihn jedoch bewogen, ein nachfolgendes Studium abzubrechen. Damit Geld in die Familienkasse kommt, kauft er CDs an und verkauft sie weiter. „Natürlich war das mühselig, aber letztlich war es rentabel“, gibt er zu. Für etliche Jahre arbeitet er in einem Discounter am Bodensee. Das Heimweh führt ihn jedoch zurück nach Weißenfels.
Auch hier arbeitet er in einem Discounter. Doch das Selbstständige hat ihm gefehlt. Ebert blickt optimistisch in die Zukunft. Der Zugang zu seinem Laden ist trotz fortwährender Bauarbeiten nun endlich frei. „Ich mache weiter kräftig Werbung“, betont er. Drei Umzüge hat er mit seinem Team gestemmt und pro Monat bis zu drei Haushaltsauflösungen. Die Regale sind zu 50 Prozent belegt. Läuft 2018 alles gut, dann will Trödel-Nic, wie er sich nennt, seine Mitarbeiter fest anstellen. (mz)
