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Schüler malen mit Bügeleisen

Von Torsten Gerbank 18.09.2005, 17:57

Weißenfels/MZ. - Bei Ilse Peter wurden am Samstag Erinnerungen wach. Erinnerungen an ihre Schulzeit, die sie von 1927 bis 1935 in der Weißenfelser Beuditzschule verbrachte. "Damals musste der Hausmeister noch Öfen feuern. In Pausen mussten wir Papier auf dem Schulhof aufsammeln. Und damals", war sich die rüstige 84-Jährige sicher, "war die Schule viel viel strenger als heute."

Ilse Peter ist jetzt Bewohnerin des Servitas-Seniorenzentrums auf dem Kugelberg. Sie war Sonnabend Gast des Tages der offenen Tür, zu dem Schüler und Lehrer der benachbarten Ökowegschule eingeladen hatten. Sieben Achtklässler, die den Wahlpflichtkurs "Soziale Kontakte" besuchen, hatten acht betagte Frauen und Männer in ihre Schule geholt, um ihnen zu zeigen, wie heute gelernt wird, wie sie Freizeit verbringen können. Frau Peter war überrascht. "Es ist wunderbar", urteilte die alte Dame. Um sie herum herrschte munteres Treiben. Die Arbeitsgemeinschaften (AG), Kurse und Vereine, die Freizeitbeschäftigungen an der Schule anbieten, präsentierten sich. Da waren zum Beispiel Basketballer des Mitteldeutschen Basketball-Clubs. Oder Kunsterzieherin Ute Limpert, die die AG Kunst vorstellte. An ihrem Stand konnten sich die Gäste in Enkaustik, einer Wachsmaltechnik, üben. Mit Bügeleisen und Wachsstiften entstanden bunte Karten.

Ein paar Schritte weiter hatte Claus-Dieter Richter alle Hände voll zu tun. Der Taekwondo-Lehrer, der selbst den dritten Meistergrad besitzt, warb für seine AG, die dienstags von 15 bis 16 Uhr stattfindet. Zu denen, die sich schon mal probehalber auf die Matte stellten und von wirkungsvollen Selbstverteidigungstechniken verblüfft waren, gehörte Henning Brückner. Der Schüler der 9. Klasse, der schon in der Schulhausgestaltung beziehungsweise beim Volleyball mitmischt, könnte sich schon vorstellen, auch noch Kampfsport zu betreiben. Den Tag der offenen Tür fand er "ganz schön". Allerdings sei er im vergangenen Jahr lockerer gewesen. "Da mussten wir uns nicht auf einem Zettel die Besuche an den Ständen quittieren lassen", stellte er fest.

Zu den Schulgästen zählte Johanna Frohmüller (59). Ihre Enkeltochter Mandy Marx besuche die 10. Klasse, deshalb wolle sich die Großmutter anschauen, was so in der Schule los ist. "Es gibt großartige Angebote. Und die Toiletten sind echt toll geworden", stellte sie zufrieden fest. Während vor dem Schulgebäude viel Sport getrieben wurde, zeigten Schüler im Raum 18 andere Talente. Sie stellten die Arbeitsgemeinschaften Kabarett und Singegruppe vor und führten ein Comedy-Stück zum Thema Fernsehabend auf. Zu den Akteuren, die für beide Arbeitsgemeinschaften Nachwuchs suchen, gehörte der 13-jährige Maximilian Stiskall. "Kabarett macht Spaß, und außerdem glaube ich, dass ich schauspielerisches Talent besitze", erklärte der Junge seine Motivation. Den Tag der offenen Tür befand er für toll: "Da sehen die Leute von draußen wenigstens mal, was in der Schule steckt, dass es nicht nur ums Lernen geht."

Schulleiter Falko Schupa blickte zufrieden in die Runde, auch wenn er sich am zeitigen Vormittag noch mehr Interesse von Eltern gewünscht hätte. Dass der Tag sein Ziel erreicht, davon war er bereits vor dessen Abschluss überzeugt.