Schicksal Rheuma Schicksal Rheuma: Wie zwei Frauen mit ihrer schweren Krankheit umgehen

Weißenfels - Zwei Frauen eint ein Schicksal und doch sind ihre Lebenswege ganz unterschiedlich. Die Wengelsdorferin Doreen Amtage (37) und die Weißenfelserin Manuela Onemichl (45) haben Rheuma, doch die jüngere kann die Frage nach ihrer ersten Begegnung mit der Krankheit zwar beantworten, hat aber eher unbewusst erlebt, wie plötzlich alles anders für sie wurde.
„Ich war nicht mal zwei Jahre alt, als ich plötzlich im Kindergarten nicht mehr laufen wollte, weil ich mich nur unter Schmerzen bewegen konnte.“ Ich kam ins Krankenhaus und letztlich stellte der Kinderarzt Dr. Rolf Thate aus Großkorbetha fest, dass ich Rheuma hatte. In der Universitätsklinik Halle wurde sie an den Kniegelenken operiert.
Schule und während der Lehre oft gefehlt
In der Schule und während der Lehre zur Bürokauffrau hat sie später oft gefehlt. Immerhin teilweise bis zu einem Vierteljahr. Aber sie hatte auch Mitschüler und Lehrer, die Mitschriften oder Kopien angefertigt haben, so dass sie daheim das Versäumte nachholen konnte. Wie unter diesen Umständen ihr Abschluss ausgesehen hat? „In Schule und Ausbildung gab es ein Gut und damit bin ich sehr zufrieden.“ Allerdings hat sie dafür kämpfen müssen, brauchte eine Ausnahmegenehmigung für die schriftliche Prüfung und brach damals auch eine Rehabilitationsmaßnahme einige Tage früher ab.
Anschließend aber hat sie wegen ihrer Behinderung auf viele Bewerbungen unzählige Absagen bekommen. Letztlich erhielt sie 1999 einen Halbtagsjob bei der Bundeswehr. „Die zählt zur öffentlichen Hand, müssen Behinderte eingestellt werden“, sagt Frau Amtage. Dort komme man zudem besser mit krankheitsbedingten Ausfällen zurecht.
Bei Manuela Onemichl fing alles 2009 an
Bei Manuela Onemichl fing alles 2009 an. „Ich hatte dicke Hände und bei Bluttests wurden hohe Entzündungswerte festgestellt.“ Rheuma, das auch die Weichteile betraf, wurde bei ihr diagnostiziert. Und als ob eine solch chronische Krankheit ohne Heilungschancen nicht genug wäre, stellten sich nach und nach immer neue Krankheiten ein. So wurde bei ihr 2013 Schilddrüsenkrebs festgestellt, den sie überstanden hat.
„Ich bekomme da auch viel Unterstützung von der Familie.“ Wenn sie zum Arzt fahren muss, hilft der Vater. Bei Arbeiten wie dem Abnehmen der Gardinen fasst ihr Mann am Wochenende zu und auch auf ihre zwei Töchter (16 und 20 Jahre) kann sie sich verlassen. In ihrem erlernten Beruf als Industriekauffrau hat sie nie gearbeitet, war aber zeitweilig im Büro der Firma ihres Mannes tätig. Seit der Rheuma-Diagnose hat sie Krankengeld und Arbeitslosenunterstützung bezogen, bekam auch eine Erwerbsminderungsrente. Doch die ist ihr zuletzt nicht wieder bewilligt worden.
Telefonisch junge Rheumatiker mit Tipps versorgt
Vor 13 Jahren gab es schon mal ein MZ-Gespräch mit Doreen Amtage. Damals war sie Vorsitzende der Selbsthilfegruppe Weißenfels der Rheuma-Liga und hat außerdem telefonisch junge Rheumatiker mit Tipps versorgt. Irgendwann hat sie das nicht mehr geschafft, hat sich auch privat umorientiert, ist aber noch immer Mitglied der Gruppe. Sie hat ihren Lebensgefährten geheiratet und sich dafür entschieden, Kinder zu bekommen. Inzwischen ist sie Mutter einer fünf- und einer achtjährigen Tochter.
Es war kein leichter Weg, denn wegen der Nebenwirkungen für die Kinder musste sie die für sie wichtigen Medikamente absetzen und bis zur Schwangerschaft vergingen dann immerhin anderthalb Jahre. „Die Entscheidung, Mutter zu werden, habe ich aber nie bereut“, sagt die 38-Jährige. Und das, obwohl die zweite Schwangerschaft ohne Medikamente und mit einem sehr lebhaften Kind viel schmerzhafter gewesen sei. „Doch ich habe nun ein anderes Lebensgefühl. Das hilft auch mal, schlechte Tage zu überstehen.“ Denn nun habe sie ja nicht nur für sich Verantwortung, sondern auch für ihren Nachwuchs. Unabhängig davon, ob sie Schmerzen in Füßen und steife Gelenken hat oder nur schwer zupacken kann.
„Kein Arzt kann mir da genau Auskunft geben“
Im Gegensatz zu Doreen Amtage gibt es für Manuela Onemichl dieses bewusste Erleben vor der Krankheit, als die Welt für sie noch in Ordnung war, und ein Danach. Und das ist mit den vielen offenen Fragen schwer zu fassen. Jedes Jahr gebe es etwas Anderes, kamen im Vorjahr die Herzprobleme dazu. Hat das mit dem Rheuma an sich zu tun oder mit dem Kortison, das sie dagegen nimmt? „Kein Arzt kann mir da genau Auskunft geben.“
Seit der Neugründung der Rheuma-Selbsthilfegruppe 2012 engagiert sie sich als Stellvertreterin neben der Vorsitzenden Renate Höfling. So tauschen die 45 Mitglieder ihre Erfahrungen aus. Es gibt Bastelnachmittage, Funktionstraining und gemeinsame Feiern. Daneben verschreiben Ärzte Physiotherapie und Wassergymnastik, die die Krankenkassen genehmigen müssen. (mz)