Saalstraße in Weißenfels Saalstraße in Weißenfels: Konflikte in der Katastrophenstraße

Weißenfels - Sie kommen mit Fahrrädern, Kinderwagen, Rollatoren - und sie marschieren unbeirrt der Absperrungen quer durch die Weißenfelser Saalstraße. Die ist seit Monaten eine Baustelle und zugleich das größte Hindernis in der Saalestadt. Sie schneidet buchstäblich die Innenstadt in zwei Teile. Die Passanten stolpern durch den Sand, umgehen Gullys und weichen fahrenden Baggern aus.
„Diese Baustelle ist eine Katastrophe“, empört sich Stefanie Leibner. Die 28-Jährige will von der Jüdenstraße die Saalstraße queren, um rasch nach Hause zu kommen. „Wegen der Baustelle müsste ich fast einen halben Kilometer Umweg laufen. Das sehe ich einfach nicht ein.“ Mit der Kirche ums Dorf, um von der Einkaufsstraße zur Post zu gelangen - da schüttelt auch Kerstin Leibner den Kopf. Kein Bauarbeiter ist zu sehen und schon marschiert die 47-Jährige quer durch den Sand an den hoch stehenden Kanaldeckel vorbei.
Anwohnerin: „Was bis dort hinten soll ich jetzt noch laufen?“
„Was bis dort hinten soll ich jetzt noch laufen?“, fragt Inge Ernert. Die Seniorin führt ihren Hund aus. Ihr fällt das Laufen schwer. Darum kürzt auch sie ab und kraxelt durch den Sand. Ein junger Mann tut es ihr gleich. „Die Baustelle ist doch das Allerletzte“, mault er, guckt auf die Uhr und bedeutet, er habe es eilig. Wieder geht es quer durch das „Katastrophengebiet“.
So macht es auch Hartmut Rost gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Ursula Geweniger. „Ich weiß, dass das nicht in Ordnung ist und dass ich das auf eigene Gefahr mache“, gibt er zu. Er sei viele Jahre selbst Bauarbeiter gewesen und kennt die Bestimmungen auf Baustellen. Dennoch ist er stinkig.
Anwohner: Saalstraße entwickelt sich zur Katastrophe
„Der Markt ist ein einziger Dreckplatz und die Saalstraße entwickelt sich zur Katastrophe. So etwas gibt es nur in Weißenfels“, ist seine Meinung. Und er fragt sich, warum die Straße nicht in einzelnen Bauabschnitten saniert wird beziehungsweise, warum es keine Planken oder Brücken für die Passanten dort gebe, wo offensichtlich nicht gebaut wird. Christian Bach hat von diesem Fußgängerbetrieb auf seiner Baustelle den Kanal gestrichen voll, wie er sagt.
Für den Schachtmeister der Naumburger Bauunion ist der nämlich ganz normaler Alltag. Die Bauzäune seien mit Kabelbindern verbunden. Jeden Morgen seien welche durchgeschnitten, offenbar um sich Barrierefreiheit zu verschaffen. „Wir sind hier verantwortlich. Das ist eine anspruchsvolle und schwierige Baustelle, weil wir sämtliche Versorgungsleitungen erneuern müssen“, beschreibt der 32-Jährige.
Neue Beratungen zwischen Stadt Weißenfels und Baufirmen
Mit acht Arbeitern sei er vor Ort, die vier Bagger und zwei Lkw bewegen. Derzeit werde der Schmutzwasserkanal fertiggestellt. Danach folgen die Hausanschlüsse. Von Wanderbrücken oder Planken hält er gar nichts. „Für uns ist eine große Baustelle allemal besser als vielleicht drei kleine. So können wir uns mit der Technik besser bewegen. Auch wenn wir möglicherweise an einem Ende der rund 350 Meter langen Straße nicht arbeiten, brauchen wir die Strecke für die Technik.“
Zwischen der Stadt und den Stadtwerken Weißenfels, der Abwasserbeseitigung der Kommune, der Telekom und den Baufirmen wird es in den nächsten Tagen eine Beratung geben, ist aus dem Rathaus zu erfahren. Warum sich die Stadt nicht dafür einsetzt, dass Überwege über die Baustelle geschaffen werden, war nach MZ-Anfrage, nicht zu erfahren.
Eine gute Aussicht gibt es für die nächsten Monate. Bis Dezember soll der Abschnitt Ecke Saalstraße/Niemöllerplatz bis Jüdenstraße fertig sein. (mz)