Rund 6.000 Genesene Rund 6.000 Genesene: Wie Selbsthilfegruppe für Corona-Betroffene helfen könnten

Zeitz/Weißenfels - Bereits in diesem Monat dürfte die Zahl der Menschen, die im Burgenlandkreis nachweislich eine Corona-Infektion überstanden haben, auf 6.000 Personen ansteigen. Längst nicht jeder von ihnen hat dabei einen schweren Krankheitsverlauf durchlebt. Mancher aber dürfte die Nachwirkungen einer Infektion bis heute spüren. Vor wenigen Wochen hatte Landrat Götz Ulrich (CDU) selber während einer Pressekonferenz erklärt, dass sich sein Befinden noch nicht wieder so anfühlt, wie vor seiner Ansteckung. Die lag in seinem Fall schon Monate zurück.
Ob Abgeschlagenheit, Atemnot oder sogar Konzentrationsstörungen, - die Nachwirkungen einer Covid-19-Erkrankung können extrem vielseitig sein. Viele Genesene sind nach einem Krankenhausaufenthalt oder einer Rehabilitation auf sich allein gestellt.
Selbsthilfegruppe für Corona-Betroffene gibt es bisher noch nicht
Eine Stütze können dann Selbsthilfegruppen sein. Davon gibt es allein im Burgenlandkreis 90 Stück. Sie sind ein wichtiges Forum für Menschen, die ihre Erfahrungen mit Süchten, Ängsten, Depressionen, Diabetes, Osteoporose, Schlaganfällen oder Demenz teilen wollen. Eine Selbsthilfegruppe für Corona-Betroffene aber gibt es bisher noch nicht. „Ich bin mir aber sicher, dass sich das bald ändern wird“, sagt Jan Skrzypkowski, der die paritätische Selbsthilfekontaktstelle im Burgenlandkreis leitet. Eine solche Gruppe gründe sich jedoch nicht von alleine, ergänzt Skrzypkowski.
„Die Menschen müssen es selbst in die Hand nehmen“, macht er klar. Aushänge an schwarzen Brettern in Arztpraxen, Apotheken sowie in Einkaufszentren oder auch ein Aufruf in der Zeitung können dabei helfen, in der Region weitere Mitstreiter mit ähnlichen Problemen zu finden. Zwei bis drei Personen, die vorzugsweise aus der gleichen Gegend kommen, reichen für den Eintrag ins Register schon, erklärt Jan Skrzypkowski.
Selbsthilfekontaktstelle des Burgenlandkreises will bei Suche nach Standort helfen
Benötigt wird dabei auch ein Sprecher oder eine Sprecherin für die Gruppe. Die Ehrenamtskoordinatorin des Burgenlandkreises, Nicolle Hausmann, bestätigt dies. „Selbsthilfegruppen sind Formen des bürgerschaftlichen Ehrenengagements“, sagt sie. Sie können etwa Förderungen bei den Krankenkassen beantragen, falls es sich um eine gesundheitsbezogene Gruppe handele. Voraussetzung für eine Zusammenarbeit mit den Krankenkassen ist dabei, dass sich die Gruppe auch für andere öffnet. Finanzieren könnten sie Selbsthilfegruppen aber auch über Mitgliedsbeiträge.
Letztere könnten etwa genutzt werden, um eigene Räumlichkeiten anzumieten. Bei der Suche nach einem geeigneten Standort hilft die paritätische Selbsthilfekontaktstelle des Burgenlandkreises gerne. Gemeinden würden beispielsweise ihre Bürgerhäuser oder Räume in ihren Stadtverwaltungen zur Verfügung stellen, berichtet Jan Skrzypkowski. Mehrgenerationenhäuser würden ebenfalls oft Räumlichkeiten vorhalten.
Mehr Austausch als Fachtherapie in der Selbsthilfegruppe für Corona-Betroffene
Der Bedarf nach Ansprechpartnern mit ähnlichen Erfahrungen scheint groß. Schon nach der ersten Welle hätten Corona-Betroffene nach Selbsthilfegruppen gefragt, blickt Jan Skrzypkowski zurück. Noch fehlt es aber offenbar an Menschen, die vorangehen und die Initiative ergreifen. Selbst im nahen Leipzig sei eine entsprechende Selbsthilfegruppe erst im Aufbau, berichtet Ina Klass von der Selbsthilfekontakt- und Informationsstelle der Stadt Leipzig auf Nachfrage.
Ein Ersatz für eine von Fachleuten angeleitete Therapie kann eine Selbsthilfegruppe nicht leisten, macht der Ansprechpartner der paritätischen Selbsthilfekontaktstelle im Burgenlandkreis deutlich. Es gehe vielmehr um den Austausch, so Jan Skrzypkowski. Denn über die Spätfolgen von Corona gebe es derzeit kaum Erkenntnisse und Mediziner seien sich noch immer nicht einig, in welcher Art und Weise die Menschen vielleicht sogar lebenslang mit den Begleiterscheinungen zu leben haben müssen. (mz)