Projekt zum Thema Selbstbestimmung Projekt zum Thema Selbstbestimmung: Was eine Weißenfelserin darüber berichtet

Weißenfels - Eine Fotoausstellung der besonderen Art in der Weißenfelser Schlosskirche wird Sabine Manschatz aus einem speziellen Blickwinkel erleben. Ist doch die 66-Jährige eine der 28 Frauen, deren Selbstporträts bis Ende April im Museum zu sehen sein werden.
„Ich bin über einen Beitrag in der MZ auf das Projekt aufmerksam geworden“, erzählt die gebürtige Weißenfelserin. Da wurden Frauen gesucht, die Teil einer multimedialen Ausstellung anlässlich 100 Jahre Frauenwahlrecht werden wollen. Das Motto: „Würde.Selbst.Wählen“. Noch immer ist Sabine Manschatz begeistert vom Zusammentreffen mit der Berliner Fotografin Sabine Felber.
Welches Fotomotiv bringt das „eigene Ich“ am besten zum Ausdruck?
„Sie kam mit ihrer Technik zu mir nach Hause und wir haben erst mal eine Stunde lang gesprochen - über das Leben, über Demokratie, Würde und Selbstbestimmung“, erzählt die heutige Rentnerin, zu deren Biografie ein Werkstofftechnik-Studium in Merseburg und viele Arbeitsjahre in der einstigen Weißenfelser Schuhfabrik „Banner des Friedens“ gehören. Und sie fügt hinzu: „Das war eine wichtige Erfahrung, eine Bereicherung für das eigene Ich“.
Nach und nach tasteten sich Künstlerin und „Model“ schließlich an die Frage heran, welches Fotomotiv das „eigene Ich“ am besten zum Ausdruck bringen kann. Im positiven Sinne neugierig, kompromissbereit, sozial engagiert und politisch interessiert - so sieht sich die 66-Jährige, die die letzten neun Jahre vor der Rente in der Altenpflege gearbeitet hat. Und eine Art Lebensmotto: „Ich möchte jeden Morgen noch in den Spiegel sehen können.“ Da war der Weg nicht mehr weit zu ihrem ganz speziellen Foto, das schließlich mit Selbstauslöser entstand: Sabine Manschatz und ihr Spiegelbild.
Schlosskirche Weißenfels: Selbstporträts in einer Ausstellung
Die Selbstporträts werden nun in der Ausstellung zusammen mit Gedanken der Frauen zum Thema Würde und Gleichberechtigung präsentiert. Wie sieht die Weißenfelserin, die seit drei Jahren Mitglied in einem Frauenarbeitskreis der Stadt ist, die Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft? Nun, an der einen oder anderen Stelle könnten sich vor allem auch junge Frauen heute noch etwas mehr in das gesellschaftliche Leben einbringen, findet sie. Immerhin lebe Demokratie vom Mitmachen.
Und die aktuelle Metoo-Debatte um Sexismus und sexuelle Gewalt? Dass die Würde des Menschen unantastbar ist, ist für Sabine Manschatz keine Frage. Und doch lässt sie sich in ihren Gedanken auch hier nicht verbiegen. Warum so viele Frauen teils Jahrzehnte lang geschwiegen haben, bleibt für sie ein Stück weit unverständlich. (mz)