Polizist schießt auf 30-Jährigen Polizist schießt auf 30-Jährigen: Viele offene Fragen nach Vorfall in Hospitalstraße

Weißenfels - Sonntagmittag zeugen in der Weißenfelser Hospitalstraße nur noch rot-weißes Absperrband und Scherben auf dem Fußweg von den Ereignissen der vorhergegangenen Nacht. Hier war es am Sonnabend gegen null Uhr zu einem Schusswaffengebrauch durch die Polizei gekommen, bei dem ein 30-jähriger Mann schwer verletzt wurde. Laut Presseinformation wurde er zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht.
Zunächst hatte es über den Notruf einen Anruf gegeben, wobei sich der Mann über ruhestörenden Lärm beschwert hatte. Als die Beamten vor Ort eintrafen, wurde mindestens eine Flasche aus dem Fenster des Mehrfamilienhauses geworfen. Dabei wurde die Scheibe eines Funkstreifenwagens beschädigt. Zudem machten die Beamten einen waffenähnlichen Gegenstand in der Hand des Mannes aus. In der Folge nahmen die Polizisten einen Schuss wahr, heißt es in der Pressemitteilung.
Einige Minuten später erschien der Mann mit einer Waffe
Einige Minuten später erschien der Mann mit einer Waffe in der Hand auf der Straße. Nachdem er in Richtung eines Funkstreifenwagens sowie der Beamten gezielt hatte, bewegte er sich in deren Richtung weiter. Daraufhin hat ein Polizeibeamter einen Schuss aus der Dienstwaffe abgegeben. Der Mann wurde schwer verletzt festgenommen und zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht.
Dort befindet er sich in stationärer Behandlung. Die Polizei hat strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen, welche von der Polizeiinspektion Magdeburg geführt werden. Die Ermittlungen laufen. Die Staatsanwaltschaft wurde über den bisher bekannten Sachstand informiert.
Tür im obersten Stockwerk ist versiegelt
Die Tür im obersten Stockwerk ist versiegelt. Ein Passant, der vorüberkommt, sagt: „Da wird öfter mal was aus dem Haus auf die Straßen geworfen.“ Ein anderer verweist darauf, dass auch öfter Alkohol im Spiel gewesen sei.
Deutschlandweit kommt es zwar öfter mal vor, dass die Polizei zur Waffe greift und es dabei auch Tote gibt, doch im Burgenlandkreis ist das äußerst selten der Fall. So war vor fast genau vier Jahren ein 27-Jähriger im Naumburger Uta-Center erschossen worden. Er hatte zuvor die Angestellte einer Spielhalle sowie zwei Polizeibeamte durch Messerstiche verletzt.
Im September 2012 hatte ein Beamter in Bitterfeld einen 38-Jährigen erschossen
Als der Mann auf eine weitere Frau, die im benachbarten Fitness-Studio als Reinigungskraft arbeitete, mit dem Messer losging und diese ebenfalls verletzte, schoss einer der Polizisten und traf den Angreifer tödlich. Weitere zwei Jahre zurück hatte es einen anderen Fall mit tödlichem Ausgang gegeben. Im September 2012 hatte ein Beamter in Bitterfeld einen 38-Jährigen erschossen, der zunächst seine Lebensgefährtin mit einer Machete schwer verletzt und sich dann in seinem Tattoo-Studio verschanzt hatte.
Als er später mit der Machete einen 59-jährigen Polizisten attackierte, schoss dessen Kollege. Ein Ermittlungsverfahren gegen den Schützen war vier Monate später eingestellt worden. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hatte der Beamte in Notwehr gehandelt. Nach damaligen Angaben war zuvor in Sachsen-Anhalt mindestens seit dem Jahr 2000 kein Mensch durch Schüsse aus einer Polizeiwaffe getötet worden. Neben dem erschossenen Tätowierer im Jahr 2012 gab es 2009 und 2010 jeweils einen Verletzten.
Zahlung von 30.000 Euro Schmerzensgeld
Schlagzeilen machte vor allem ein Fall aus Dessau-Roßlau: Bei der Festnahme eines Einbrechers löste sich 2010 unbeabsichtigt ein Schuss aus der Waffe eines Beamten und verletzte den Täter schwer. Die Ermittlungen gegen den Polizisten wurden eingestellt. In einem Zivilprozess einigten sich das Land und der Einbrecher dann auf die Zahlung von 30.000 Euro Schmerzensgeld.
„Der Einsatz der Schusswaffe ist an hohe Voraussetzungen geknüpft“, sagte damals ein Sprecher des Innenministeriums. Geregelt ist er im Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Darin steht, dass der Einsatz erlaubt sei, „um eine gegenwärtige Gefahr für Leib oder Leben abzuwenden“. (mz/hz/cm/kl)
