Polizei fischt Sünder heraus
ZEITZ/WEISSENFELS/MZ. - Eine groß angelegte Verkehrskontrolle ging gestern Morgen in Zeitz und in Weißenfels zu Ende. 24 Stunden lang überprüfte die Polizei, ob die Autofahrer sich angeschnallt hatten. Das Fazit ist ernüchternd: 65 Kraftfahrer wurden in diesem Zeitraum aus dem fließenden Straßenverkehr gefischt, die sich nicht an die Spielregeln hielten. 30 Euro Verwarngeld kostete das.
In der Baenschstraße in Zeitz, nahe der Elsterbrücke, dauerte es am Donnerstag kurz nach 10 Uhr nur wenige Minuten, bis Hauptkommissar Dietmar König vom Verkehrs- und Unfallermittlungsdienst des Polizeirevierkommissariats Zeitz den ersten Sünder herauswinkte: Die junge Frau gab an, dass sie gerade in der Führerscheinstelle gewesen sei und sich mächtig über die Bürokratie geärgert habe. Aus dem Grund habe sie vergessen, sich anzuschnallen. Einige hundert Meter von König entfernt beobachtete Polizeihauptmeister Norman Pestel in Zivilkleidung den fließenden Straßenverkehr und gab über Funk seinen Kollegen die Verkehrsverstöße durch: Dazu gehörte, wer sich nicht angeschnallt hatte und auch das Überfahren des Stoppzeichens wurde geahndet. Innerhalb weniger Minuten ging es Schlag auf Schlag: Immer wieder griffen die Beamten zur Kelle, um Sünder an die Straßenseite zu winken. Kurios, was sich die Polizisten so alles anhören mussten. Eine junge Frau fuhr ganz und gar ohne Kennzeichen durch die Gegend. Die lagen im Fahrzeug. Ihr Freund habe die Schilder abends abmontiert, nun fahre sie zur Führerscheinstelle, um den Pkw vom Muldentalkreis ab- und im Burgenlandkreis anzumelden. "Ich bin doch eine Frau, ich weiß nicht, wie die Kennzeichen angebracht werden", sprach sie zu Polizeihauptmeister Jochen Zenker und bat ihn, das für sie zu erledigen. Zenker ließ sich nicht lange bitten und half. Als Polizeiobermeisterin Heike Gratzke eine junge Frau fragte, warum sie sich nicht angeschnallt hatte, sagte sie, "weil meine Mutter so langsam fährt." Wenn sie bei ihrem Freund im Wagen sitze, schnalle sie sich immer an. "Die Strafe zahlst du schön selber, mein Fräulein", sprach die Mutter kurz und bündig zu ihrer Tochter. Sein Fehlverhalten überhaupt nicht einsehen wollte ein Malermeister aus der Elsterstadt, der sich nicht angeschnallt hatte. Bis zuletzt leugnete er und sträubte sich, die 30 Euro zu zahlen. Er hatte 24 Stunden Zeit, die Summe nachzuzahlen. Tat er das nicht, landet die Angelegenheit vor der zentralen Bußgeldstelle.
Zum Hintergrund der 24-Stunden-Aktion sagte Jörg Bethmann, Sprecher des Polizeireviers Weißenfels: "Bei mehreren Verkehrsunfällen in den letzten Monaten wurden Personen aus den Fahrzeugen herausgeschleudert. Häufig besteht dabei der Verdacht, dass diese nicht oder nicht ordnungsgemäß angegurtet waren." So wurde beispielsweise vor wenigen Tagen zwischen Teuchern und der A 9 ein junger Mann schwer verletzt. Er war von der Fahrbahn abgekommen, hatte sich mit dem Skoda überschlagen und wurde dabei aus dem Pkw geschleudert. Fakt ist, dass das Verletzungsrisiko in diesen Fällen dramatisch zunimmt. Ertappte Gurtmuffel versuchen, sich häufig mit dem Argument zu rechtfertigen, sie würden lieber aus einem Auto herausgeschleudert werden, als darin zu verbrennen. Bethmann: "Das ist nicht zutreffend." Ganz im Gegenteil, mit ordnungsgemäß funktionierenden Rückhaltesystemen hat man reale Chancen, handlungsfähig zu bleiben und sich selbst aus dem Auto heraus in Sicherheit zu bringen. Von insgesamt 246 kontrollierten Fahrzeugen, davon 242 Pkw und vier Lkw, wurden 65 Verstöße gegen die Gurtanlegepflicht geahndet. Darunter waren acht Fahrzeugführer im Alter von 18 bis unter 25 Jahren, also der Altersgruppe, die in der Verkehrsunfallstatistik überrepräsentiert ist. Während im Bereich Weißenfels bei 51 kontrollierten Fahrzeugen acht Verstöße festgestellt wurden, waren es im Bereich Zeitz bei 131 kontrollierten Fahrzeugen 32 Ordnungswidrigkeiten, im Naumburger Bereich war das Verhältnis 60 zu 25. Das heißt, fast bei jedem zweiten genauer betrachteten Fahrzeug wurde in Naumburg ein Verstoß festgestellt.