„Ich auch voll Dankbarkeit zurück“ Pfarrer-Paar aus Langendorf verabschiedet sich im Sommer von der Gemeindearbeit
Gudrun und Frieder Wisch beenden ihre Gemeindearbeit. Warum der Ruhestand trotzdem warten muss.

Langendorf - 18 Jahre lang hat er die Menschen in seiner Gemeinde betreut, war stets für sie da. Jetzt werden sie ihn vermissen. Denn am 17. Juli wird der Langendorfer Pfarrer Frieder Wisch offiziell in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Auch seine Frau Gudrun Wisch, welche die Gemeindearbeit geleistet hat, tritt beruflich kürzer und wird „nur“ noch den Religionsunterricht an den Grundschulen in Langendorf, Leißling und Granschütz weiter betreuen. Ein neuer Lebensabschnitt, auf den das Paar auch mit gemischten Gefühlen blickt.
Wirkungsbereich des Pfarrerpaares ging weit über die Seelsorge, Taufen, Hochzeiten, Trauerfeiern und Gottesdienste hinaus
„Einerseits wird mir die regelmäßige berufliche Verpflichtung an den Sonntagen fehlen und auch die Arbeitstreffen mit den Kollegen und dem Gemeinderat“, so Frieder Wisch. „Andererseits blicke ich auch voll Dankbarkeit zurück. Ich durfte den Werdegang vieler Menschen von der Taufe über die Konfirmation bis zur Hochzeit begleiten und ich bin sicher, die gewachsenen Beziehungen werden halten.“ Und er betont, dass die Arbeit in der Gemeinde nicht möglich gewesen wäre, ohne die Menschen vor Ort, die Ideen an ihn herangetragen und Projekte auf die Beine gestellt haben.
Denn der Wirkungsbereich des Pfarrerpaares ging weit über die Seelsorge, Taufen, Hochzeiten, Trauerfeiern und regelmäßige Gottesdienste hinaus. „In den 18 Jahren hier haben wir Sanierungsarbeiten an Kirchen in allen unserer elf Gemeinden angekurbelt.“ Dazu zählen neben Langendorf auch Leißling, Nessa, Taucha, Leißling, Borau, Prittitz, Gröbitz, Nellschütz, Gerstewitz und Zorbau. In Langendorf selbst unterstützte das Paar Projekte wie das Erntedank- und Drachenfest oder das jährliche Burgstockfestival auf dem Pfarrgelände.
„Ich wollte stets vermitteln, dass Vielfalt eine Chance ist“
Gudrun Wisch hat zudem mit viel Herzblut die Krabbelgruppe, die Kinder- und die Teeniekirche sowie den Konfirmandenunterricht im Dorf geleitet. „Bei der gemeindepädagogischen Arbeit war es mir immer wichtig, dass jeder so angenommen wird, wie er ist, mit all seinen Stärken und Schwächen“, erklärt die 62-Jährige. „Ich wollte stets vermitteln, dass Vielfalt eine Chance ist.“ Einen Grundgedanken, den sie in ihren Religionsunterrichtsstunden weiterhin in die jungen Herzen ihrer Schüler pflanzen wird.
Was sie und Ehemann Frieder außerdem freut: Die gemeindepädagogische Arbeit wird künftig von Jonathan Tuschy aus Weißenfels übernommen. Und auch die Pfarrstelle selbst soll wieder besetzt werden. Beruhigt von diesem Gedanken, konnte das Ehepaar Wisch beginnen, einige Pläne für den Ruhestand zu schmieden.
Pflege des Bauernhofs und Zeit mit den Enkelkindern sind Fokus des Ehepaares
„Wir möchten in der Region sesshaft bleiben und haben einen Bauernhof in Reichhartswerben gekauft“, verraten sie. Der Gestaltung des Grundstücks und der Gartenarbeit wollen sie sich künftig widmen. Und ihren neun Enkelkindern, die sich auf viel Zeit mit Oma und Opa freuen.
Ganz mit dem Beruf abschließen wird Frieder Wisch aber dann doch nicht. „Man ist Pfarrer auf Lebenszeit“, lacht er. „Ich werde bei manchem Gottesdienst aushelfen.“ Und er gesteht, das das Lampenfieber noch immer da ist, wenn er an die Kanzlei tritt. „Ich spüre auch nach 40 Dienstjahren noch eine gewisse Aufregung. Das ist gut so, denn es zeigt: Der Beruf ist nie zur Routine geworden.“ (mz)