Partner öffnen Türen und richten Arbeitsplätze ein
WEISSENFELS/TREBNITZ. - Eine Behinderung zu haben heißt nicht zwangsläufig, abseits des Arbeitsprozesses stehen zu müssen. Im Trebnitzer Beeren- und Straußenhof hat Siegolf Hauptmann zum Beispiel in den vergangenen fünf Jahren seinen Platz gefunden, den er trotz 100-prozentiger Hörschädigung ausfüllt. Ein Traktor zur Feldbearbeitung wurde speziell für ihn ausgerüstet. Jetzt soll der 44-Jährige Vorarbeiter werden und einen anderen Arbeiter anleiten. Der Integrationsfachdienst hat sich dafür auf dem Hof schon angemeldet, um diesen Schritt zu begleiten. Ein Gebärdendolmetscher wird hier jetzt wiederholt eingesetzt.
"Es klappt, wenn man aufeinander zugeht und noch dazu Partner hat, die Unterstützung leisten", sagte Jürgen Fischer, der den kleinen Familienbetrieb am Montag während einer Gesprächsrunde in Weißenfels vertrat. Dort berichteten auch Alfred Rottloff von den Hausmeisterdiensten Rottloff & Partner GbR aus Borau und Sabine Clausius, Personalchefin der Asklepios-Kliniken Weißenfels, wie es gelingt, Menschen mit körperlichem oder geistigen Handicap im Arbeitsleben zu integrieren.
"Oft wissen die Arbeitgeber gar nicht, was Menschen mit Behinderung leisten können und welche Fördermöglichkeiten es gibt, für sie einen Arbeitsplatz einzurichten", sagte Ines Prassler, die Behindertenbeauftragte des Burgenlandkreises. Sie organisiert in diesem Jahr wieder eine Gesprächsrunde im Landratsamt, die Arbeitssuchende mit Behinderung und Arbeitgeber zusammenführt.
Montag hatte die Agentur für Arbeit eingeladen, um weitere ihrer Partner bei der beruflichen Integration Behinderter, das Integrationsamt, den Integrationsfachdienst und die Deutsche Rentenversicherung, vorzustellen. Vor allem aber kamen die Arbeitgeber, denen es gelungen ist, Arbeitsplätze für Behinderte zu schaffen und zu erhalten, zu Wort.
Alfred Rottloff hat ein Praktikant aus einer Behinderteneinrichtung schon vor Jahren davon überzeugt, dass bei der Vielfältigkeit der Arbeit im Bereich der Hausmeisterdienste - Grünflächenpflege, Bepflanzungen, Baumschnitt, Kehrleistungen, Winterdienst - viele Tätigkeiten liegen, die Menschen mit Behinderungen gut ausführen können. "Es arbeitet bei uns ohnehin niemand allein", begründete er, wie jetzt sogar die Beschäftigung eines geistig Behinderten klappt. Einig waren sich alle, dass in einem Unternehmen zuerst nach den wirtschaftlichen Effekten bei Einstellungen gefragt werden müsse. "Bei guter Auftragslage bin ich bereit, Behinderte zu beschäftigen. Ich kann aber nicht ausschließen, dass ich sie entlassen muss, wenn die Arbeit fehlt", so Rottloff.
Als 2005 Entlassungen in den Asklepios-Kliniken vorgenommen werden mussten, standen zwei Behinderte vom Standort Hohenmölsen, die dort Haus- und Hofarbeiten verrichteten, auf der Liste. Mit der Hilfe von Integrationsamt und -fachdienst gelang es, die Arbeitsplätze noch bis 2008 zu erhalten. 33 Schwerbehinderte sind gegenwärtig unter den 642 Mitarbeitern der Kliniken. Sie arbeiten im Pflegedienst und im Verwaltungsbereich. "Es ist für jeden Einzelfall zu prüfen, was man machen kann", spricht Sabine Clausius aus Erfahrung. Die Sehbehinderung von Petra Gräfe wird zum Beispiel mit technischen Hilfsmitteln ausgeglichen, so dass sie im medizinischen Schreibdienst tätig sein kann.
Gegenwärtig sind 460 Schwerbehinderte im Burgenlandkreis ohne Arbeit, davon 124 im Bereich der Geschäftsstelle Weißenfels und 183 im Zeitzer Bereich.
"Türen öffnen, Chancen bieten" ist Motto der Gesprächsrunde am 4. Mai von 14 bis 16 Uhr in der Kreisverwaltung Naumburg, Schönburger Straße 41.