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Corona-Hotspot Burgenlandkreis Pandemie-Leugner protestieren in Weißenfels

Kritiker der Corona-Maßnahmen stellen Gesundheitskrise infrage. Trotz Tausender Infizierter und Hunderter Toter allein im Burgenlandkreis.

26.04.2021, 12:22
Die Kritiker der Corona-Maßnahmen lockten am Sonnabend einige Zuschauer auf den Weißenfelser Marktplatz.
Die Kritiker der Corona-Maßnahmen lockten am Sonnabend einige Zuschauer auf den Weißenfelser Marktplatz. Foto: Alexander Kempf

Weißenfels - Er sei gewiss kein Speichellecker, schickt der Leiter des Weißenfelser Goethegymnasiums, Jürgen Mannke, vorweg. Doch sowohl Landrat Götz Ulrich als auch Ministerpräsident Reiner Haseloff (beide CDU) hätten sich aus seiner Sicht in den vergangenen Wochen um das Wohl vieler Schüler verdient gemacht. Denn immer wieder seien Ausnahmeregeln durchgesetzt worden, um Schulen trotz hoher Inzidenzen im Burgenlandkreis offen zu halten.

Besorgter Schulleiter

Ab diesen Montag lässt die Bundesnotbremse nun nur noch kleine Lücken für Öffnungen bei hohen Inzidenzen zu. Jürgen Mannke sieht das kritisch und ist daher am Samstag einer der Redner auf der Protestveranstaltung gegen die geltenden Corona-Maßnahmen auf dem Weißenfelser Marktplatz gewesen. Die Zahl depressiver Kinder nehme zu, einzelne hätten während der vergangenen Monate bis zu 30 Kilogramm zugenommen und Eltern seien am Ende ihrer Kräfte - beschreibt der Schulleiter, was ihn umtreibt: „Wir müssen unsere Stimme erheben gegen die Dogmatiker. Es geht um das Wohl unserer Kinder. Darum bin ich auch hierher gekommen.“

Doch während Jürgen Mannke offenbar dankbar dafür war, dass Schulen in den vergangenen Wochen mit Hilfe regelmäßiger Schnelltests offen bleiben konnten, stellt der ehemalige Teucherner Pneumologe Volker Schlegel Corona-Tests ob ihrer Fehleranfälligkeit und die aus seiner Sicht willkürlichen Inzidenz-Werte infrage. „Alle leiden unter fiktiven Zahlen“, klagt der pensionierte Mediziner für Atemwegs- und Lungenkrankheiten. Er geht sogar noch einen Schritt weiter. Es gebe weder eine Übersterblichkeit, noch eine Pandemie.

Falschnachrichten: Ehemaliger Mediziner schürt Angst um Impfungen

Dabei gibt es im Burgenlandkreis inzwischen über 10.000 Menschen, die eine Ansteckung - mit unterschiedlichsten Verläufen - überstanden haben. Dutzende liegen derzeit wegen Atemnot in Krankenhäusern in Weißenfels, Naumburg und Zeitz. Außerdem sind im Kreis bereits 545?Menschen an oder mit einer Corona-Infektion verstorben.

Volker Schlegel aber behauptet, dass Tote nicht ausreichend obduziert würden. Menschen würden mit „erfundenen Zahlen“ stattdessen in Angst, Wahnsinn und Panik getrieben. Doch der ehemalige Mediziner macht in seiner Rede auch selber Angst. „Impfungen sind Eingriffe ins Gen-Material“, sagt er. Eine Aussage, die wissenschaftlich nicht haltbar ist.

Corona-Leugner erhalten Rückendeckung von rechts

Und Volker Schlegel ist nicht der einzige, der die Pandemie öffentlich infrage stellt. Eine Weißenfelser Unternehmerin betont zwar, sie leugne das Virus nicht. Aber aus ihrer Sicht müssten in einer Pandemie doch ständig Krankenwagen unterwegs sein. „Das hört sich aber sehr ruhig an“, sagt sie. Und gestorben seien doch vor allen Ältere, die nun als Corona-Fälle präsentiert würden.

Politische Rückendeckung für die Veranstaltung auf dem Marktplatz gibt es von Rechtsaußen. AfD-Stadträtin Ramona Spiegelberg ist vor Ort und hofft auf mehr Zulauf für künftige Veranstaltungen: „Ich drücke fest die Daumen, dass es mehr werden.“ (mz/Alexander Kempf)