Ortsbürgermeister sucht Mitstreiter Ortsbürgermeister sucht Mitstreiter: 71-Jähriger ist aus Langendorf nicht wegzudenken

Langendorf - Leerstand taugt nichts. „Wenn ein Gebäude ein paar Jahre leer steht, dann können sie es abreißen“, sagt der Langendorfer Ortsbürgermeister Horst Ziegler. Genau dieses Schicksal soll den 36 Meter hohen Langendorfer Wasserturm nicht ereilen. Darum bemüht sich der 71-Jährige um eine neue Nutzung für das technische Denkmal. Denkbar wäre etwa ein ungewöhnliches Wohnhaus.
Auf insgesamt zwei Etagen ließe sich eine Nettowohnfläche von 200 Quadratmetern erzielen, hat Horst Ziegler schon mal überschlagen. Die Denkmalschutzbehörde wäre so einem Projekt gegenüber aufgeschlossen, will der Ortsbürgermeister erfahren haben. „Es ist mit machbaren Auflagen zu rechnen“, sagt er. Fehlt eigentlich nur noch ein Investor.
Er sucht auch einen neuen Käufer
In den nächsten Jahren seiner Amtszeit würde Horst Ziegler, der erst im Sommer wiedergewählt worden ist, gerne mithelfen, nicht nur das Projekt Wasserturm anzuschieben. Er sucht auch einen neuen Käufer, der das Areal um das ehemalige Kulturhaus entwickelt. Dieses Gebäude sollte seiner Meinung nach abgerissen werden, da von ihm Gefahr ausgeht. An der einstigen Schweinemastanlage am Aupitzer Weg wiederum würde sich der Ortsbürgermeister über ein neues Wohngebiet freuen.
Es fehlt nicht an Ideen in Langendorf, sondern an solventen Partnern. Horst Ziegler ist erstmals 1994 Bürgermeister von Langendorf geworden, da war es noch kein Ortsteil von Weißenfels. Ob ein neues Feuerwehrhaus oder eine neue Kegelbahn - in den ersten Jahren seiner Amtszeit ist viel geschafft worden. Doch auf die „Goldgräberzeit“ folgte spätestens mit der Eingemeindung nach Weißenfels eine gewisse Ernüchterung. Das Ortsbudget reiche heute weder zum Leben, noch zum Sterben, bemängelt Ziegler.
„Das ist nicht nur frustrierend, das ist sehr frustrierend“
Und er, der es als Bürgermeister einst gewohnt war, Probleme unbürokratisch zu lösen, sei heute nicht mal mehr einem Mitarbeiter des Bauhofs der Stadt Weißenfels weisungsbefugt. „Das ist nicht nur frustrierend, das ist sehr frustrierend“, gesteht der Langendorfer. Man habe aus seiner Sicht mit den Eingemeindungen die kleinsten Zellen der Demokratie zerstört.
Doch wenn er Gestaltungsspielraum vermisst, warum ist Horst Ziegler dann überhaupt noch mal zur Ortschaftsratswahl angetreten? Um das Erreichte zu bewahren, erklärt er. Allen Widrigkeiten zum Trotz. Schließlich sei Langendorf ein äußerst attraktiver Ort mit Kita, Grundschule, Buslinie, Bahnstation und überhaupt einer hervorragenden Verkehrsanbindung.
„Ich hätte das Dreifache loswerden können“
Kein Wunder also, dass Interessenten für einen Eigenheimplatz in Langendorf offenbar Schlange stehen. Als zuletzt 17 Parzellen „Am Sportplatz“ ausgelobt waren, überstieg die Nachfrage das Angebot deutlich. „Ich hätte das Dreifache loswerden können“, sagt Horst Ziegler. Dabei müssen die Langendorfer wohl froh sein, dass das Wohngebiet überhaupt entwickelt wird.
Drängt die Landesregierung doch im Landesentwicklungsplan auf eine Bebauung der Innenstädte, um so Zersiedelung vorzubeugen. Horst Ziegler selbst musste eine eidesstattliche Erklärung abgeben, dass in Langendorf nun auch wirklich Langendorfer bauen. „Wo leben wir denn hier?“, fragt er fassungslos. Gebe es zwischen Langendorf und der Weißenfelser Südstadt doch längst einen nahtlosen Übergang.
„Ich war flexibel“, sagt Ziegler
Wer sieht, wie leidenschaftlich Horst Ziegler für die Interessen der Langendorfer streitet, der mag kaum glauben, dass er Geburtsort und Geburtshaus beinahe mal hinter sich gelassen hätte. Nach der Wende ergibt sich für den technischen Direktor der Uta-Schuh GmbH in Naumburg die Möglichkeit, eine Schuhfabrik in Italien zu leiten. Der gelernte Elektriker und diplomierte Maschinenbauingenieur ergreift sie und fliegt fortan viel um die Welt, etwa nach Indien, Pakistan und Bangladesch. „Das war für mich, als ob ich die Schallmauer dreimal durchbreche“, erinnert er sich an eine rasante Zeit. Aber er ist damals auch nur noch extrem selten Zuhause.
So drängt sich rasch eine Frage auf: Die Zelte in Langendorf ganz abbrechen oder zurückkehren. „Ich war flexibel“, sagt Ziegler. Schließlich habe ihm seine Arbeit viel Spaß gemacht und er habe die Welt gesehen. Der Familienrat aber stimmte mehrheitlich für seine Rückkehr. Und die Langendorfer wählten ihn später mehrfach zum Bürgermeister. (mz)