Obstplantage in Goseck Obstplantage in Goseck: Zweige der Kirschbäume biegen sich unter Last

Goseck - Durchs Tor und an den Pflaumenbäumen geradeaus. Man kann auf Silvio Diethes Obstplantage faktisch bis vor die Sauerkirschbäume fahren. Manche pflücken gleich vorn in den Reihen, doch wer trotz der Hitze 100 Meter weitergeht, fühlt sich wie im Schlaraffenland. Unter der Last der rot-sauren Früchte biegen sich die Äste.
Rudolf und Bärbel Bornschein sind aus Naumburg gekommen. Sie haben einen großen Eimer gefüllt, zwei kleine an Gurten um den Hals hängen. Die sind ebenfalls voll. Das Ehepaar hatte mal einen 2 500 Quadratmeter großen Garten. Der 82-Jährige sagt: „Der hat für zwei Familien gereicht.“ Man habe teilweise auch Früchte zum Mosten gebracht. Und seine Frau (78) spricht von Äpfeln, Pflaumen und Kirschen. „Die sind aber nicht so üppig gewachsen wie hier.“
Enkel wünscht sich Kirschpfanne
Am Tag zuvor habe man schon Zwieback gekauft, erzählt der Senior, weil sich der Enkel Kirschpfanne gewünscht hatte. Eine vollwertige Mittagsmahlzeit sei das. Ansonsten wird von den Früchten Marmelade gekocht oder sie würden eingefroren. Da kommen Brot und Fleisch raus aus der Tiefkühltruhen, „damit wir im Winter etwas haben“. Die Qualität ist super, der Euro fürs Kilogramm günstig. Wenn man Erdbeeren selber pflücke, sei das nicht so. Und mit Blick auf die Fülle in Diethes Garten Eden sagt Rudolf Bornschein: „Hier wird man nicht arbeitslos, da ist genug zu tun.“ Wegen der Hitze sei man früher gekommen, aber die Bäume würden ja auch Schatten spenden. Es mache Spaß und man sei froh, dass man das noch schaffe.
Mit Ulrich Will (65) hatte auch ein anderer Naumburger vom Kirschenpflücken aus der Zeitung erfahren. Sein Antrieb? „Man kommt finanziell besser weg.“ Außerdem sehe man Sauerkirschen im Einkaufsmarkt gar nicht oder nur selten. Da werde eingekocht und eingefroren und alles mit Stein. „Dann ist der Geschmack kräftiger, finde ich“, sagt der Senior. Mit drei Eimern tritt Will den Heimweg an, sagt aber, dass er gern herkomme, auch weil er im Hofladen Süßkirschen, Aprikosen und Pflaumen kaufen könne.
Selbst gepflückt ist billiger
Ein Mitarbeiter der Obstplantage ist der Wieger vom Dienst und kassiert die überschaubaren Summen. Bevor freilich die ersten Selbstpflücker auftauchen, legt er beizeiten Hand an und lanciert die Sauerkirschen zum Verkauf im Hofladen in die Eimer. Während die Selbstpflücker das Kilogramm für einen Euro bekommen, kosten die Kirschen auf dem ehemaligen Genossenschaftsgelände am Ortsausgang von Markröhlitz 70 Cent mehr. Der Mann sagt, dass man auf der Plantage wochentags zwar bis 16 Uhr geöffnet habe, doch bei der jetzigen Hitze sei mittags meist Schluss. Er rechnet damit, dass Leute noch drei Wochen kommen könnten. Vorausgesetzt, das Wetter spiele mit, sorgten nicht Gewitter mit Graupel für Schäden.
Warum aber von den 300 Bäumen selbst gepflückt werden darf? Silvio Diethe verweist darauf, dass wegen der Lohnkosten nicht mehr viel für ihn bleibe, „wenn überhaupt etwas auf der Habenseite steht“. Und Industrieware für die Mosterei wiederum lohne sich nur, wenn man maschinell ernten könnte. Aber bei 0,3 Hektar? Und so sagt Diethe: „Letztlich wollen die Leute ja auch selbst pflücken, weil ihnen das günstiger kommt.“ (mz)
Offen ist die Obstplantage in Nähe der Gosecker Oststraße Montag bis Freitag 9 - 16 und Samstag 9 - 12 Uhr.
