KULTUR OB Papke schlägt Auszeit für Weißenfelser Museum vor
Was sich das Stadtoberhaupt von einer vierjährigen Pause verspricht.

Weissenfels/MZ - Bleiben die Türen des Weißenfelser Museums ab kommenden Jahr für Besucher für vier Jahre lang geschlossen? Mit diesem Vorschlag hat Oberbürgermeister Martin Papke (CDU) in der jüngsten Stadtratssitzung überrascht. Nicht etwa hohe Energiekosten sind der Grund für seinen Vorstoß gewesen.
Der Rathauschef will den Museumsmitarbeitern vielmehr eine Art Verschnaufpause verschaffen, in welcher diese sich stärker auf die Erforschung und Aufbereitung der vorhandenen mehr als 50.000 Exponate konzentrieren können. „Das tut unserer Stadt gut“, wirbt Martin Papke gegenüber den Stadträten.
Kein zufälliger Zeitpunkt
Der Zeitpunkt des Vorschlags ist kein Zufall. Der Oberbürgermeister hat im gleichen Atemzug angekündigt, die nach dem Abgang von Robert Brückner verwaiste Stelle des Kulturamtsleiters zeitnah neu auszuschreiben. Von der neuen Kulturamtsleiterin oder dem neuen Kulturamtsleiter wünscht sich Martin Papke einen breiteren Blick auf das Thema. Neben aktuellen Kulturangeboten soll auch das reiche Erbe der Saalestadt stärker gewürdigt werden. „Der Kulturbereich muss sich immer wieder hinterfragen, ob er auf dem richtigen Weg ist“, erklärt Martin Papke.
Bei Veranstaltungen sei Weißenfels aus Sicht des Oberbürgermeisters bereits „Primus in der Region“. In der Stadtgeschichte aber sieht er offenbar noch mehr Potenzial. So verweist Martin Papke auf hervorragend ausgebildete Mitarbeiter im Museum, die aber zeitlich gar nicht dazu kämen, ihre Expertise einzusetzen. Der Oberbürgermeister will daher hinterfragen, ob es dort zusätzliche Stellen braucht. Das müssten nicht zwingend Festangestellte sein. Er könne sich auch vorstellen, dass die Experten des Hauses fünf bis zehn Ehrenamtler anlernen, um den Fundus des Museums aufzuarbeiten.
Museum müsste auf Einnahmen verzichten
Gegenwärtig sind im Weißenfelser Museum vier Verwaltungsmitarbeiter und vier Kassenkräfte beschäftigt. Hinzu käme laut Stadtsprecherin Katharina Vokoun noch einmal je eine Stelle für ein Freiwilliges Soziales Jahr und für den Bundesfreiwilligendienst. Vor Beginn der Corona-Pandemie hat das Haus im Jahr 2019 knapp 38.100 Euro durch Eintrittsgelder und Verkäufe im Museumsshop erzielt. Wäre der Verzicht auf diese Einnahmen über vier Jahre gut investiertes Geld in die Zukunft des Hauses, um dessen Qualität aufzuwerten? Das verspricht noch spannende Debatten im Stadtrat.
Als Dogma versteht Martin Papke seinen Vorstoß nicht. Vor einer solchen Entscheidung müssten natürlich noch Gespräche geführt und ein Strategiepapier erstellt werden, um mögliche Konsequenzen abzuwägen, stellt die Stadt klar. Dass der neue Oberbürgermeister aber entschlossen ist, neue Wege einzuschlagen, das macht er deutlich. Im Stadtrat hat er sogar den bisherigen Standort des Museums auf dem Schloss hinterfragt, weil er sich mehr Barrierefreiheit wünscht. Diese sei ihm im Zweifel wichtiger, als ein historisch authentischer Ort, unterstreicht Martin Papke: „Wir müssen barrierefreier werden. Und das Schloss ist nun mal auf dem Berg.“