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Nietzsche-Verein Nietzsche-Verein Röcken: Ehrenamtliche öffnen Gedenkstätte

Von Heike Riedel 24.07.2016, 11:48
Stephan Uhder möchte, dass viele Gäste die Nietzsche-Gedenkstätte in Röcken  kennenlernen. Foto:
Stephan Uhder möchte, dass viele Gäste die Nietzsche-Gedenkstätte in Röcken  kennenlernen. Foto: Michael Thomé

Röcken - Die Nietzsche-Gedenkstätte in Röcken ist zu neuem Leben erwacht. Die hohen Erwartungen, die sich vor einem Jahr mit der Gründung des Nietzsche-Vereins Röcken verbunden haben, erfüllen sich.

Davon sprechen Besucherzahlen in dem kleinen Museum, die in diesem Jahr schon wieder in die Hunderte gehen. Davon zeugen Veranstaltungen, die dank einer Landesförderung jetzt besonders zahlreich sind.

Es bedankt sich zum Beispiel eine Gruppe koreanischer Frauen per E-Mail direkt beim Nietzsche-Verein. Denn dieser öffnet an fünf Tagen in der Woche die Türen an der Nietzsche-Gedenkstätte. So kamen die 20 jungen Frauen aber nicht nur in das Museum und die Kirche, sondern fanden während einer Zwangspause, die sich der Fahrer ihres Reisebusses nach der Schließung des Museums verordnen musste, auch freundliche Aufnahme im Pfarrhaus.

Eine Tasse Tee ließ sie das nasskalte Wetter schnell vergessen. Und so sogen sie noch etwas mehr von jenem Ort auf, an dem der weltberühmte Philosoph, Philologe und Publizist Friedrich Nietzsche geboren wurde und seine ersten Kindheitsjahre verbracht hat.

„Die Atmosphäre hier ist etwas, was keines der Bücher vermittelt, die die Menschen, die hier herkommen, meist besser kennen als ich“, beschreibt Gerd Quente, was die Besucher nach Röcken zieht. Quente ist ein Maler aus Lützen, der am Sonnabend und Sonntag jeweils von 12 bis 17 Uhr Besucher an der Gedenkstätte empfängt.

Weil er sich seiner Heimat verbunden fühlt und an deren Schätzen andere teilhaben lassen will, sagt er. Er verarbeitet selbst seine Eindrücke in Bildern von Röcken.

Wie Quente engagiert sich auch Stephan Uhder im Ehrenamt, damit sich für Besucher die Türen in Röcken öffnen. Der Leipziger, der einst als Kameramann durch die Welt kam, hat im Verein seinen Platz gefunden, nachdem er seinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste.

„Solange sich auf dem Arbeitsmarkt nichts anderes für mich findet, kann ich hier etwas tun, was mir und anderen Freude macht“, sagt der 60-Jährige.

Und dabei lässt er sich gern tiefer reinziehen in das Thema Nietzsche, mit dem er in seinen jungen Jahren in Berührung gekommen war, „weil es damals schick war“, als Nietzsche vergessen schien, sagt Uhder.

Mit Nietzsche-Experten will ersich nicht messen, auch nachdem er sich jetzt intensiver mit dem Werk des Philosophen beschäftigt hat, aber er möchte gern andere mit dem Virus Nietzsche infizieren. Deswegen hat er im Verein die Idee des Hörsommers geboren.

Zehn Stunden lang sollen Hörbücher mit ausgewählten Nietzsche- Werken am 14. August in der Kirche über Lautsprecher erklingen. „Sich hineinsetzen, einfach mal hinhören und aufnehmen, was Nietzsche der Welt sagen will“, dazu lädt er ein.

Es gehe dem Philosophen ums Menschsein, den Ausgleich zwischen Gut und Böse - und damit auch heute sehr aktuelle Fragen. Es gebe aber auch Besucher wie kürzlich fünf Perser, bei denen man glauben könnte, dass sie wegen sprachlicher Grenzen kaum etwas aus Röcken mitnehmen.

„Sie waren hin- und hergerissen davon, den Ort Röcken zu erleben. Für sie hat sich Nietzsches Werk Zarathustra mit der Moderne verbunden“, meint Uhder.

Die Gedenkstätte ist mittwochs bis freitags 13 bis 16 Uhr und sonnabends und sonntags 12 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Termine können vereinbart werden unter Telefon 034444/16 97 05. (mz)