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Neues Geschäft in Jüdenstrasse  Neues Geschäft in Jüdenstrasse : Barbier für den Boulevard

Von Andrea Hamann-Richter 05.01.2018, 06:00
Rokar Jetto kann sich in seinem Barbershop über mangelnde Kundschaft nicht beklagen. Er pflegt und frisiert dort Bärte.
Rokar Jetto kann sich in seinem Barbershop über mangelnde Kundschaft nicht beklagen. Er pflegt und frisiert dort Bärte. Peter Lisker

Weissenfels - Von wegen die Jüdenstraße in Weißenfels wird immer leerer. Rokar Jetto hat dort einen Barbershop eröffnet. Das ist ein Salon, in dem Männer ganz klassisch ihre Bärte pflegen, stylen und sich rasieren lassen können. Damit hat der Naumburger vielen Weißenfelsern einen Wunsch erfüllt. „Sie kamen ins Geschäft nach Naumburg, aber sie wollten hier auch eines haben“, sagt der Mann, ein gebürtiger Kurde aus Syrien. Seit sechs Jahren lebt er in Deutschland. Der 27-Jährige flüchtete aus seiner Heimat, als er dort zur Armee sollte. Er beantragte Asyl und einen deutschen Pass, damit er möglichst schnell arbeiten konnte. Mit seinen Brüdern, die ebenfalls nach Deutschland kamen, eröffnete er zunächst in Jena und in Naumburg Barbershops. Ein Haarschnitt für Kinder und Männer ist bei Rokar Jetto ebenfalls möglich. Ganz traditionell werden Frauen dort nicht frisiert.

„Das Geschäft läuft gut an“

Rokar Jetto hatte von den Sorgen der Gewerbetreibenden an der Jüdenstraße gehört. Sie klagen, dass wegen der vielen Baustellen in der Stadt die Kunden wegbleiben. Das schreckte den Unternehmer aber nicht ab. „Wir vertrauen auf Weißenfels“, sagt er. „Das Geschäft läuft gut an“, so der Mann weiter, der gelernter Elektriker ist, in dessen Familie das Barbierhandwerk aber immer großgeschrieben wurde. Er hat Wert darauf gelegt, dass sein Salon modern und elegant eingerichtet ist. Ein extravagantes Fahrrad steht im Schaufenster. Ein Flachbildschirm hängt an der Wand. Braune Ledersofas verleihen dem Raum eine gemütliche Atmosphäre. „Das war mir wichtig“, sagt der Barbier.

Wie stehen die Weißenfelser Männer dazu? Gerd Kötzsch übernimmt die Pflege noch selbst. Seit den 60er Jahren trägt er seinen Bart. Wenn notwendig, nehme er Kamm und Schere, um ihn wieder in Form zu bringen. Manchmal gehe er auch mit der Maschine durch. Außerdem werde er gewaschen und dann sei es auch gut, sagt der 76-Jährige.

Tobias Möhser trägt Gesichtshaar, weil er sonst oft für jünger gehalten werde und dann seinen Ausweis zeigen müsse, wenn er bestimmte Getränke kaufen will, so der 27-Jährige. Er pflegt auch selbst. Arabzai Shadab legt Wert auf sein Äußeres. Daher pflege er seine gestutzte Pracht einmal pro Woche, sagt der 24-Jährige. Günter Thyzel trägt seinen Bart seit ungefähr zehn Jahren. Wie der 71-jährige Weißenfelser sagt, war es ein ganz praktischer Grund für die Entscheidung. So spare er sich nämlich die Zeit des Rasierens.

48 Geschäfte an der Jüdenstraße

Nicht nur Rokar Jetto hat sich mit seinem Unternehmen an der Jüdenstraße eingerichtet. Demnächst wird noch ein Modegeschäft einziehen. Es ist ein Unternehmen, welches insbesondere Markenware anbietet. Wie von der Pressesprecherin der Stadt, Katharina Vokoun, zu erfahren ist, haben sich in den vergangenen zwei Jahren sechs neue Geschäfte an der Jüdenstraße angesiedelt. Das waren ein Dönerladen, ein vietnamesischer Imbiss, die Weinstube Ambiente, das Bistro Suppines, die JugendCityPastoral und das Reisebüro Weißenfels - Sachsen-Anhalt. Es gehörte vorher zu einer Reisekette und ist nun ein eigenständiges Büro.

Insgesamt gibt es 48 Geschäfte an der Jüdenstraße. Leer stehen davon acht. Vier Unternehmer verließen den Boulevard im vergangenen Jahr. Wiederum sechs Gewerbetreibende eröffneten im vergangenen Jahr dort ein Unternehmen.

(mz)