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Nach mehr als 25 Jahren im "Alten Brauhaus" Nach mehr als 25 Jahren im "Alten Brauhaus": Der Wirt sagt adé

Von Andreas Richter 27.09.2019, 14:30
Nach mehr als 25 Jahren hängt Wolfgang Hoffmann, der Wirt im „Alten Brauhaus“, seine Schürze an den Haken.
Nach mehr als 25 Jahren hängt Wolfgang Hoffmann, der Wirt im „Alten Brauhaus“, seine Schürze an den Haken. Peter Lisker

Weißenfels - So richtig begreifen wird er es wohl erst in ein paar Tagen. „Das Geschäft brummt, ich bin noch gar nicht richtig zum Nachdenken gekommen“, sagt Wolfgang Hoffmann, der Wirt vom „Alten Brauhaus“ in der Weißenfelser Fischgasse. Dabei steht der 66-Jährige vor einem großen Einschnitt in seinem Leben: Am Montag, 30. September, ist für ihn endgültig Schluss. Der Wirt geht in Rente.

Dass er sich in diesem Jahr zurückziehen wird, steht für Wolfgang Hoffmann schon seit vier Jahren fest. „Ich wäre auf jeden Fall spätestens Ende dieses Jahres in Rente gegangen - egal ob ich einen Nachfolger gefunden habe oder nicht“, sagt der gebürtige Weißenfelser. Nun geht er sogar drei Monate früher - und mit dem Koch Andreas Heidrich hat er einen jungen Nachfolger gefunden, der nach einem Monat Übergangszeit das „Alte Brauhaus“ im November wieder öffnen wird.

Zu DDR-Zeiten war das Haus als „Goldbroiler“ bekannt

Also lebt eine Tradition weiter, die eng mit dem Namen von Wolfgang Hoffmann verbunden ist. Anfang 1994 hat der gelernte Koch im Gebäude der Brauereifamilie Oettler das „Alte Brauhaus“ eröffnet. Zu DDR-Zeiten war das Haus als „Goldbroiler“ bekannt, seit 1987 stand es jedoch leer.

„Wir hatten gemeinsam schwere Zeiten zu überstehen. Gut, dass wir immer einen fairen Verpächter hatten“, blickt Hoffmann zurück. Da war das Jahr 1996, als sich unmittelbar vor der Haustür eine große Baustelle befand. Eine zweite Flaute sollte 2002 mit der Einführung des Euro folgen. „Die Leute mussten sich wohl erst an das neue Geld gewöhnen“, erinnert sich der Wirt. Und schließlich war das Jahr 2010, das Rauchverbot in Gaststätten. „Das war unser Tiefpunkt. Damals habe ich echt überlegt, die Brocken hinzuwerfen“, gibt Wolfgang Hoffmann zu.

„73 Kneipen haben in der Stadt seit 1994 dicht gemacht“

Doch zusammen mit seiner Frau Mechthild hat er mehr als ein Vierteljahrhundert lang durchgehalten. Was in der Branche keineswegs selbstverständlich ist. Aufmerksam hat Wolfgang Hoffmann, der zwanzig Jahre lang im Weißenfelser Stadtrat saß, die Entwicklung der Gastronomie in seiner Heimatstadt verfolgt. „Ich hab’ durchgezählt: 73 Kneipen haben in der Stadt seit 1994 dicht gemacht“, erzählt der Wirt. Das „Alte Brauhaus“ ist immer noch da. Mit einem der schönsten Biergärten der Stadt, der in den 90er Jahren nach und nach aus einem vormals hässlichen Hinterhof entstanden ist.

Mit einer Pension, in der heute drei Doppel- und zwei Einzelzimmer für Gäste bereitstehen. Die Öffnungszeiten der Gaststätte hat der Wirt im Laufe der Jahre dem Alltag im Städtchen angepasst. Jetzt ist wochentags nur noch bis 21 Uhr offen. „Das haben sich die Weißenfelser hart erkämpft“, sagt er trocken - in Anspielung darauf, dass das abendliche Treiben im Zentrum eher überschaubar ist.

An den Weihnachtstagen ist schon jetzt alles ausgebucht

Wenn Wolfgang Hoffmann nun nach 49 Berufsjahren die Schürze an den Haken hängt, dann hinterlässt er einen gut laufenden Laden. „Den Leuten geht es offenbar wieder besser. Wir waren in den vergangenen Wochen gut ausgelastet“, sagt Hoffmann. Darunter sind etwa 80 Prozent Stammkundschaft. An den Weihnachtstagen ist schon jetzt alles ausgebucht.

Froh ist er, dass sein Nachfolger, zu dem er über einen Beitrag in der Mitteldeutschen Zeitung gefunden hat, zunächst nur wenig ändern will. Alle vier Mitarbeiter wurden übernommen. Auch künftig soll das „Alte Brauhaus“ für gutbürgerliche Küche stehen. Auch die großen Emailleschilder hinterm Tresen, die an Weißenfelser Biertradition erinnern, sollen als Markenzeichen im „Alten Brauhaus“ hängen bleiben.

Einmischen will sich Hoffmann künftig nicht mehr. „Meine Frau und ich, wir haben auf vieles verzichtet. Jetzt nehmen wir uns Zeit für uns “, sagt Hoffmann. Weil er nun nicht mehr seinen geliebten Biergarten im „Brauhaus“ hat, will er sich einen Garten zulegen. Reisen will er und sich um sein Aquarium kümmern. Und in einer Chronik für die Nachwelt festhalten, wie das so war im „Alten Brauhaus“. (mz)

Mitte der 90er Jahre entstand in dem bis dahin verwilderten Hinterhof der heute beliebte Biergarten im „Alten Brauhaus“.
Mitte der 90er Jahre entstand in dem bis dahin verwilderten Hinterhof der heute beliebte Biergarten im „Alten Brauhaus“.
Peter Lisker