Nach Brandstiftung Nach Brandstiftung: Wie engagierte Menschen den Spielplatz wieder fit machen

Weißenfels - Mehrmals nimmt sich Enrico Kabisch ein Mädchen oder einen Jungen zur Seite, um mit ihr oder ihm gemeinsam ein Loch in den Holzbalken zu bohren, so dass die Sägespäne davon fliegen. Die Kinder kommen aus dem Hort Kleeblatt, aus dem Neustadtbüro oder vom Jugendtreff „Die Brücke“. Sie sollen selbst mit Hand anlegen, wenn die Ballsportarena in ihrem Stadtteil saniert wird.
Am 1. Juli hatte diese Feuer gefangen. Die Polizei und Spurentechniker ermittelten direkt danach wegen Brandstiftung. Später stellten sich Kinder und gestanden, die Wand, an welcher ein Basketballkorb befestigt gewesen ist, angezündet zu haben. Die verkohlten Überreste hätten noch lange ein trauriges Bild abgeben können. Der Weißenfelser Tischlermeister Maik Stoye aber fasste sich ein Herz und entschied, die Sportanlage aus Holz gemeinsam mit anderen Neustädtern wieder auf Vordermann zu bringen.
Tischlermeister wie viele andere Handwerker sehr gefragt
Dabei ist der Tischlermeister wie viele andere Handwerker sehr gefragt, gleich drei Baustellen betreut seine Firma derzeit. Für den eintägigen Arbeitseinsatz im eigenen Viertel nimmt er sich trotzdem Zeit. Es ist ihm ein Anliegen. Er hofft, erzählt Maik Stoye, dass künftig die Hemmschwelle sinkt, sich an der Ballsportarena zu vergehen. Denn wenn Kinder bei der Sanierung selbst mit anpacken, dann müsste der Respekt vor der Spielstätte eigentlich wachsen.
Außerdem macht es dem Tischlermeister Spaß, den Jungen und Mädchen ein paar praktische Handgriffe zu vermitteln. In der Schule, so seine Meinung, fehle ein guter Werkunterricht nämlich gänzlich. „Alle Kinder können heute ein iPhone oder ein Tablet bedienen. Aber was ein Balken oder ein Dachziegel ist, das wissen die wenigsten“, spitzt er etwas zu. Darum will Maik Stoye auch in Zukunft mit Kindern Projekte durchführen. Blumenkästen hat er mit ihnen bereits gebaut. Nun denkt er über bemalte Holzpilze nach. „Ich habe schon Ideen“, kündigt er an.
Bei der Stadtverwaltung zeigt man sich ob so viel Bürgerengagement begeistert
Bei der Stadtverwaltung zeigt man sich ob so viel Bürgerengagement begeistert. „Wir finden es super, dass nicht nur gemeckert wird“, sagt Stadtsprecherin Katharina Vokoun. Weißenfels stellt laut Maik Stoye die Materialkosten für die Sanierung der Ballsportarena, er die Arbeitsleistung. Der Oberbürgermeister persönlich fungierte am Donnerstag als Pizzabote, um den Bürgereinsatz moralisch zu unterstützen. Zuvor hatten die Kinder von Betreuern auch schon Eis erhalten.
Wie denken sie über die Brandstiftung? „Das hat mich schon geärgert. Da konnten die Jungs keinen Fußball mehr spielen“, sagte Emely. Gemeinsam mit anderen Mädchen bemühte sich die Zwölfjährige Torstangen aus Metall vom Ruß zu befreien. Eine anstrengende Arbeit. Denn der Ruß widersetzte sich hartnäckig Wasser und Spülmittel. „Ich finde das muss nicht sein. Das macht ja auch Arbeit“, kritisierte Emely den Vandalismus.
Auch bei den Erwachsenen kommt das Engagement der Jungen und Mädchen in der Neustadt gut an. So hat etwa das im Baucentrum im Laufe des Donnerstags noch angekündigt die Sanierung der Ballsportarena im Neustadtpark mit Baumaterial zu unterstützen. (mz)


