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MZ-Serie Führerschein - Teil 5  MZ-Serie Führerschein - Teil 5 : Praxis ist Stress pur

Von Birger Zentner 17.06.2016, 11:51
Auf geht’s - da vorn rechts. Ein MZ-Redakteur macht den Selbsttest in Sachen praktische Prüfung.
Auf geht’s - da vorn rechts. Ein MZ-Redakteur macht den Selbsttest in Sachen praktische Prüfung. Peter Lisker

Zeitz/Weißenfels - Fahrschüler stehen unter Stress, wenn es an die praktische Prüfung geht. Da hast du 35 normale Fahrstunden hinter dir. Und dazu noch fünfmal 45 Minuten Überlandfahrten, bist 135 Minuten auf Dunkelfahrt gewesen und 180 Minuten die Autobahn entlang gefahren, hast ein Vierteljahr gezittert. Und nun zitterst du weiter, weil alles von der einen Prüfung abhängt. Fehler werden jetzt nicht verziehen. Aber du willst es. Denn danach, wenn alles gut geht, hast du zwar 1.300 Euro weniger, aber dafür den begehrten Führerschein in der Tasche.

Kannst du wirklich alles?

Wenn man 41 Jahre die Fahrerlaubnis hat, sollte es aber doch kein Problem sein, aus dem Stand die praktische Prüfung im Selbsttest zu bestehen. Mit 41 Jahren Fahrerlaubnisbesitz weiß man doch alles? Da kann man doch alles? Und trotzdem, kaum sitzt du am Lenkrad des Fahrschulwagens beschleicht dich eine leichte Nervosität. Weist du wirklich alles? Kannst du wirklich alles? Einziger Trost: Selbst wenn ein Fehler passiert, der Fahrlehrer kann dir den Führerschein nicht wegnehmen.

Wie muss sich jetzt aber der Fahrschüler fühlen? Und da kommt schon der Kreisverkehr am Zeitzer Kalktor. Fahrlehrer Falk Klein sagt nichts, schaut nur zu, was sein Fahrer macht. Letztlich kein Problem. Für den wirklichen Fahrschüler ist das schon spannend. Stoppt er unsicher, obwohl er problemlos in den Kreisverkehr einfahren könnte? Falk Klein schaut auch darauf. Blinkt er, um den Kreisverkehr wieder zu verlassen? Achtet er dabei auf die Fußgänger?

Dann kommt das Wohngebiet mit den gleichrangigen Straßen. Rechts hat Vorfahrt vor links. Manche Kreuzungen oder Einmündungen sind unübersichtlich. Der „Fahrschüler“ mit 41 Jahren Fahrerlaubnis hat kein Problem, auch wenn die Örtlichkeiten unbekannt sind. Falk Klein ist zufrieden.

Adrenalinschübe

Auf den richtigen Fahrschüler in seiner Prüfungsstunde warten weitere Hürden. Irgendwo zwischen Zeitz und Tröglitz steht an der Straße ein Tempo-50-Schild vor einer Rechtskurve. Die Erfahrung sagt, dass diese Kurve wohl keine 50 verträgt. Klein weiß das, gibt seinen Fahrschülern Hinweise. Er hat sie auch vorbereitet auf diese Situation. „Wenn du hier zu schnell bist, landest du auf der linken Straßenseite“, sagt er, um kurz darauf gespannt zu schauen, was an der nächsten Kreuzung am Ortsrand von Tröglitz passiert.

Der Schnittpunkt diverser Straßen ist unübersichtlich. Klein sagt, geradeaus fahren. Aber was ist hier geradeaus? Der echte Fahrschüler kommt sicher ins Grübeln. Aber darauf kommt es an der Stelle auch gar nicht so sehr an. Wichtiger ist, dass hier ein Stopp-Zeichen steht. Wer das übersieht, der muss in eine nächste Prüfungsrunde. Was im Selbsttest mit jahrelanger Erfahrung keine Schwierigkeit ist, kann Fahrschüler vor Rätsel stellen, Adrenalinschübe auslösen. Aber sie müssen hier durch. „Das ist eine Situation, die einem immer wieder begegnen kann“, sagt Klein.

Sachsen-Anhalt hat laut Information des Kraftfahrt-Bundesamtes Flensburg bundesweit bei den Führerscheinprüfungen die höchste Durchfallerquote. Woran liegt das? Wie ist die Situation in der theoretischen und praktischen Prüfung? In einer Artikelserie sucht die MZ Antworten bei Fahrschülern und Fahrlehrern. In unserer Serie lernten die Leser bisher unter anderem eine Fahrschülerin kennen, die ihre erste Autobahnfahrt erlebte, Fahrschullehrer kamen zu Wort und demnächst stellt sich ein Journalisten im Selbsttest der praktischen Prüfung. Im aktuellen Beitrag geht es um eine Theorieprüfung, die so gar nicht stattfinden darf. Aber auch das ist ein Test, der aufzeigen soll, was noch an Wissen der StVO vorhanden ist.

Welche Erfahrungen haben Sie im Zusammenhang mit Ihrer Fahrprüfung gemacht? Wie sehen Sie die heutige Situation? Welche Erkenntnisse über die Fahrprüfungen gibt es in Ihrer Familie? Schreiben Sie uns Ihre Meinung.  ze/kdk

Zuschriften an die MZ-Lokalredaktion Weißenfels, Markt 7, 06667 Weißenfels oder per E-Mail an [email protected].

Bereits zu Zeiten von Kutschen dürften bestimmte Verkehrsregeln existiert haben, doch eine Straßenverkehrsordnung gibt es in Deutschland erst seit dem Jahre 1934. Die ursprüngliche Fassung der StVO wurde im Mai 1934 im Reichsgesetzblatt veröffentlicht und trat im Oktober des selben Jahres in Kraft. Im Laufe der Zeit wurde die StVO immer wieder modifiziert und zahlreiche Neuerungen und Zusätze sind hinzugefügt worden. Das war und wird auch in Zukunft notwendig sein, da der Straßenverkehr einer permanenten Veränderung unterlegen ist.

Dazugelernt mit 41 Jahren Führerscheinbesitz

Alles sieht gut aus. Die „Fahrprüfung“ ist gleich zu Ende. Und dann passiert es. Es ist der eine Augenblick, in dem die Aufmerksamkeit unzureichend ist. Das Schild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung ist nicht zu übersehen. Eigentlich alles klar. Abbremsen, runterschalten. Doch für einen Augenblick leidet die Aufmerksamkeit. 42 Kilometer pro Stunde zeigt die digitale Geschwindigkeitsanzeige an. „Das war zu schnell “, sagt Klein. Für den echten Fahrschüler wäre es das gewesen. Nicht bestanden!

Bei den Prüfungen von Falk Klein ist das selten. „Ich hatte in diesem Jahr bislang 25 Fahrschüler zur praktischen Prüfung“, sagt der 59-jährige, der seit 31 Jahren Fahrlehrer ist und seit 19 Jahren eine eigene Fahrschule hat. 20 Schülern haben sofort bestanden. Fünf mussten wiederholen, einer gar zweimal. Eine akzeptable Quote? Offenbar ja. Klein hat seine Schüler gut vorbereitet auf den letzten Stresstag vor dem Führerschein.

Und der mit 41 Jahren Führerscheinbesitz hat auch etwas gelernt. Er weiß vielleicht (fast) alles, aber er muss es auch in jedem Augenblick beherzigen.

Lesen Sie am Samstag, welche Ursachen der Vorsitzende des Landesfahrschulverbandes Sachsen-Anhalt zum schlechten Abschneiden der Fahrschüler angibt. (mz)

Schlüsselübergabe von Falk Klein (r.) zu Birger Zentner.
Schlüsselübergabe von Falk Klein (r.) zu Birger Zentner.
Peter Lisker