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Mittelalter mit viel Temperament

Von HOLGER ZIMMER 19.06.2009, 20:22

GOSECK/MZ. - Einige der Teilnehmerinnen werden am Sonntag gemeinsam mit der Sängerin Maria Jonas, der zweiten Kursleiterin, zum Abschluss des internationalen Festivals mittelalterlicher Musik in der Freyburger Stadtkirche auftreten.

Es war das dritte Mal, dass Jonas im Vorfeld des "montalbane"-Wochenendes eine solche Kulturwerkstatt durchführte. Diesmal gab es eine Verbindung mittelalterlicher Musik, die aus teilweise unvollständigen Quellen wieder rekonstruiert worden ist, mit lebendigen Traditionen, wie sie eben in Ungarn noch existieren. Da teilten sich Jonas und Palya ins Unterrichtsprogramm.

Daneben habe der jüngste Workshop für sie eine politische Dimension, bekennt Maria Jonas. Im Kleinen könnten sie als Künstlerinnen zum Verständnis der Kulturen beitragen, denn auch in einem vereinigten Europa seien die Ängste groß. "Wenn wir aber begreifen, was wir gemeinsam haben, wenn wir uns selbst besser kennen, trägt das zum Verständnis untereinander bei." Seit Jahren kommt die Sängerin ins Gosecker Schloss. Dabei schwärmt die Kölnerin noch heute vom Fest zur 950-jährigen Kirchweihe 2003, vom tollen Ambiente und der Akustik in Schlosskirche und Festsaal.

Eine der acht Kursteilnehmerinnen war Susanne Gänswirt aus Radebeul. Die 47-jährige Historikerin hat schon immer gesungen und ebenso privaten Gesangsunterricht genommen, wie sie bekennt. Zu diesem Hobby habe sie vor drei Jahren nach langer Pause zurückgefunden. Nun sagt sie: "Ein solcher Workshop, der Theorie und Praxis verbindet, ist besser, als 20 Bücher darüber zu lesen." Denn man lerne viel auch über die Zeit damals. Nachdem sie bereits vor zwei Jahren in Goseck dabei war, sei es diesmal eine reizvolle Kombination zwischen traditioneller Musik und heutigen Traditionen sowie eine Herausforderung. "Man erhält Anregungen, die man zu Hause ausprobieren kann." Und man könne sehen, wie andere Gesangstechniken praktiziert werden. Diesmal habe sie sich nicht groß vorbereitet, sondern sich auf die Tage an der Saale einfach eingelassen. Sie finde es schön, dass sie sich angesichts des breiten Spektrums unterschiedlicher Musikrichtungen nicht festlegen müsse.

Der Workshop sei daneben aus einem anderen Grund eine Bereicherung. Denn nicht mal an der Musikhochschule, an der sie Unterricht nehme, spiele Mittelaltermusik eine Rolle. Und Maria Jonas bestätigt: "Die findet einfach nicht statt. Insofern bieten wir hier eine Ergänzung an, denn unsere Wurzeln beginnen eben nicht mit Bach." Susanne Gänshirt bestätigt: "Bach ohne den mittelalterlichen Hintergrund, das kann gar nichts werden."