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Merseburger Orgelsommer Merseburger Orgelsommer: Espen Melbø spielt Bach es als Zugabe in Borauer Kirche.

Von Holger Zimmer 07.08.2016, 14:58
Espen Melbø, seine Frau Gunda und Sohn Adrian.
Espen Melbø, seine Frau Gunda und Sohn Adrian. Michael Thomé

Borau - Familiär ging es beim Konzert im Rahmen des 25. Merseburger Orgelsommers am Sonnabend in Borau zu. Denn Espen Melbø hatte seine Frau Gunda und den zehnmonatigen Sohn Adrian dabei. Letzterer schlief draußen im Kinderwagen und strahlte danach im Arm der Mutter den Papa an, als dieser Bach spielte.

Denn nachdem Josef Rheinbergers Fantasie-Sonate verklungen war, eilte der Norweger ins Kirchenschiff hinab und versprach im perfekten Deutsch als Zugabe eine D-Moll-Fuge von Johann Sebastian Bach.

Die rund 40 Zuhörer zeigten sich begeistert, obwohl der 33-Jährige einschränkte, das er diese zuletzt auf dem Gymnasium gespielt hatte. Es klappte aber alles mit Bravour und seine Frau musste nicht mal helfen, die Register zu ziehen.

Espen Melbø spielt alle Orgelwerke von Bach

Zuvor war das anders. Zum Beispiel bei den Sonaten des in Liechtenstein geborenen Rheinberger blätterte sie die Noten um und während Melbø auf der einen Seite die Register zog, tat sie es in Windeseile auf der anderen.

Der junge Mann, der in Naunhof bei Leipzig als Kantor tätig ist, sagte dann auch, dass sich Bach viel leichter spielen lasse als die späteren Romantiker mit ihren Klangwechseln.

Natürlich sei Bach nicht leicht zu interpretieren, aber da könne er viel mit den Fingern arbeiten. Richtig intensiv war der Organist erst in Leipzig während des Studiums mit dem Komponisten in Berührung gekommen. Nun spielt er in Naunhof seit Advent 2014 bis Ende 2017 alle Orgelwerke Bachs in der Konzertreihe „Mit Johann Sebastian Bach durchs Kirchenjahr“.

Melbø würdigt besondere Orgel in Borau

Melbø hatte bereits am Freitag zwei Stunden auf der Ladegast-Orgel geübt. Am Sonnabend war nämlich nicht ganz so viel Zeit, weil er mittags im Merseburger Dom im Rahmen der Reihe „Orgelklang“ auftrat.

Das Instrument in Borau würdigte er wegen seiner zarten und leichten Stimmen als wunderschön. Kurt Böhme, Vorsitzender des Kirchspiels Zorbau und Mitglied im Borauer Gemeindekirchenrat, verwies darauf, dass man nie viel Geld gehabt hätte, so dass die Orgel fast so erhalten geblieben sei, wie sie der Instrumentenbauer 1859 hinterlassen hatte.

Während im Vorjahr Bjørn Boysen - ein Lehrer von Melbø - viel von Bach gespielt hatte, bot letzterer nun mit einer Suite des Schweden Otto Olsson und einem Präludium zu einem norwegischen Volkslied von Leif Solberg auch zwei skandinavische Komponisten dar. Und eben zwei von 20 Sonaten, die Rheinberger hinterlassen hat.

Espen Melbø ist Stammgast beim Merseburger Orgelsommer

Melbøs Familie lebt in der Nähe von Lillehammer und dort ist er zwar mit Musik aufgewachsen, die aber mehr in die Pop-Richtung ging. In der Region war zudem in Sachen Kirchenmusik nicht allzu viel los.

So lernte er das Klavierspiel und saß erst mit 13 Jahren an der Orgel. Dass er die Musik letztlich zum Beruf machen wird, wusste Espen Melbø schon recht zeitig. Dass er nun aber das zehnte Konzert in Borau im Rahmen des Merseburger Orgelsommers seit 2007 spielte, war wohl eher Zufall. (mz)