Landwirtschaft Landwirtschaft: Immer weniger Sonnenblumenfelder in der Region
Weissenfels/MZ. - Es gibt immer weniger Sonnenblumenfelder. Den Eindruck gewinnt man zumindest bei Fahrten durch Landkreis und Bundesland. Es ist nicht nur ein Gefühl: Zahlen bestätigen den Eindruck. Dieses Jahr wurden Sachsen-Anhalt-weit 2 374 Hektar mit den hochwachsenden Blumen bestellt, im Landkreis waren es 250 Hektar.
Das war nicht immer so. "Es gab eine Boomzeit", sagt Hans Schulze, der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes. Das muss um das Jahr 1995 gewesen sein: Damals wiegten sich Sonnenblumen auf mehr als 8 500 Hektar Feldfläche. Das ist mehr als drei Mal so viel wie heute.
Wie kam es dazu? Kreisbauernverbands-Geschäftsführer Hans Schulze nennt mehrere Gründe: Die Sonnenblume müsse als Ölfrucht mit einem Mähdrescher gedroschen werden. Die Pflanzen ständen recht lange auf dem Feld, um auszureifen. Das wiederum wird zum Problem: Denn je später die Erntezeit, desto unsicherer die Wetterverhältnisse.
Und für die Sonnenblume gilt wie für alle Feldfrüchte: Sie müssen trocken geerntet werden. Das heißt für die Landwirte, sie ernten erst im September, müssen da aber einen guten Zeitpunkt erwischen, wenn das Wetter mitspielt, damit die Blumen bei der Ernte trocken genug sind. Lässt häufiger Regen das nicht zu, müssten die Bauern die Früchte trocknen. "Das treibt bei den Energiekosten die Gesamtkosten in die Höhe", sagt Schulze.
Der zweite Grund ist, dass die späte Sonnenblumenernte schwierig für die Fruchtfolge sei. Sie stehe lange auf dem Feld und so könne anderes Saatgut erst sehr spät ausgebracht werden, so Schulze.
Er fasst die Gründe der Landwirte wie folgt zusammen: "Das Risiko ist hoch, dass die Sonnenblumen weder trocken noch reif werden. Ihr Anbau ist also nicht so attraktiv wie der anderer Pflanzen." Die Einschätzung teilt das sachsen-anhaltische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt: "unsichere Erträge", nennt die stellvertretende Pressesprecherin Jeanette Tandel als Hauptgrund für die zurückgegangene Anbaufläche. Allerdings spielten auch Anbaubegrenzungen für Ölpflanzen innerhalb der EU sowie sinkende Flächenprämien eine Rolle.
Und was steht statt der Sonnenblumen auf den Feldern? "Raps!", ist sich Schulze sicher. Der hat gegenüber der Sonnenblume einige Vorteile: Er sei zeitig reif, müsse nicht getrocknet werden und die Fruchtfolge lasse sich so auch leicht einhalten. Die Daten des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt bestätigen seine Worte: Während die Sonnenblumen zuletzt einen Dezitonnenertrag pro Hektar von 22,7 brachten, sind es bei Winterraps 40. Für Bienen sei der Raps durchaus attraktiv, die Sonnenblumen dagegen seien es nicht so, fügt Schulze hinzu.