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Landwirt Martin Beck aus Hohenmölsen Landwirt Martin Beck aus Hohenmölsen: Sojabohnen aus dem Burgenlandkreis

Von Steffen Höhne 08.10.2015, 19:35
Ein Mähdrescher mit einem speziellen Schneidwerk erntet den Soja. Die Bohnen befinden sich nur wenige Zentimeter über dem Erdboden.
Ein Mähdrescher mit einem speziellen Schneidwerk erntet den Soja. Die Bohnen befinden sich nur wenige Zentimeter über dem Erdboden. Peter Lisker Lizenz

Hohenmölsen - Die strohgelben Hülsenfrüchte sind zwischen zwei bis acht Zentimeter lang. Im Inneren befinden sich drei bis fünf kugelförmige Samen - sie sehen aus wie kleine Erbsen. Mehrere Bohnen liegen in der Handfläche von Martin Beck. „Das ist meine erste Sojaernte“, sagt der Landwirt aus Hohenmölsen (Burgenlandkreis). Es klingt auch ein wenig Stolz mit, dass der Anbau gelungen ist. Sojafelder gehörten bisher nicht zum Bild der deutschen Landwirtschaft. Doch das ändert sich derzeit in einigen Regionen Deutschlands.

Kein wirtschaftliches Risiko

Nachdem im Jahr 2012 bundesweit erst auf 5.000 Hektar Soja angebaut wurde, stand die Frucht 2014 auf doppelt so viel Fläche. In diesem Jahr wird ein weiterer Zuwachs erwartet. Das ist im Vergleich zur gesamten Ackerfläche immer noch sehr gering. Allerdings steht Spargel bundesweit auch nur auf 25.000 Hektar.

Bauer Beck baute auf 60 Hektar die aus Asien stammende Frucht an. Dies war nicht ohne wirtschaftliches Risiko. „Die Sojabohne liebt es warm und feucht“, so der 44-Jährige. Daher werde sie bisher vor allem im süddeutschen Raum gepflanzt. Die klimatischen Bedingungen seien in diesem Jahr durch den trockenen Sommer auch nicht optimal gewesen, sagt Beck. Dennoch ist er insgesamt zufrieden.

Anbau ist eine Herausforderung

Den Anbau selbst beschreibt der Landwirt als herausfordernd. Das biologisch reine Saatgut habe er in Deutschland erworben. Vor der Aussaat Anfang Mai musste dieses mit speziellen Bakterien auf Torfbasis „geimpft“ werden. Denn wie gut Soja wächst, hängt maßgeblich von der Symbiose mit Knöllchenbakterien ab. Diese versorgen die Pflanze mit Nährstoffen. Während des Wachstums wurden die Felder mit Pflanzschutzmitteln von Unkraut freigehalten und zur Ernte engagierte Beck den Ökobauern Thomas Schubert vom Gut Döllnitz in Halle. Dieser verfügt über das passende Schneidgerät, um die wenige Zentimeter über dem Boden wachsende Bohnen zu ernten.

Und wozu der ganze Aufwand? Darauf gibt es mehrere Antworten: Die erste heißt „Greening“. Mit der EU-Agrarreform wurde beschlossen, dass die Landwirte fünf Prozent ihrer Äcker als ökologische Vorrangflächen vorhalten müssen. Sie können das Land als Grünfläche nutzen oder aber Hülsenfrüchte anbauen, die zur Versorgung der heimischen Futtermittel-Industrie dienen. „Wir hätten auch Bohnen anbauen können, doch da haben wir mit fallenden Preisen gerechnet“, sagt Beck.

Gentechnikfreies Soja ist teuer

Einen zweiten Grund erläutert Gerd Schrage von der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau in Bernburg: „In den USA und Brasilien wird Soja auf riesigen Feldern angebaut.“ Doch mittlerweile würden mehr als 90 Prozent der Produktion aus genveränderten Sojapflanzen stammen. „Für gentechnikfreien Soja, der vor allem in Europa gefragt ist, sind die Preise daher deutlich höher“, sagt Schrage. Nach Angaben des Landwirte-Netzwerkes „Soja-Förderring“ erzielen Sojabohnen mit 500 Euro je Hektar ähnlich hohe Deckungsbeiträge wie Winterraps mit 460 Euro.

Was Soja von anderen Pflanzen abhebt, ist der hohe Eiweißgehalt. Der Samen besteht aus 20 Prozent Öl und 37 Prozent Eiweiß. Dies sei in der Qualität mit tierischen Eiweiß vergleichbar, sagt Agrarforscher Dieter Trautz von der Hochschule Osnabrück.

Der überwiegende Anteil der Soja-Ernte landet in den Futtertrögen von Tierställen. Vor allem in der Schweine-, Geflügel- aber auch Rinderhaltung dient Soja als wichtiger Nahrungsbestandteil. Deutschland ist auf Importe aus aller Welt angewiesen. Trautz spricht von der sogenannten Eiweißlücke: „70 Prozent der verwendeten Eiweiße würden derzeit noch eingeführt.“ Dieser Anteil soll künftig zumindest verringert werden. Die Bundesregierung unterstützt dies durch spezielle Programme, die den Soja-Anbau fördern.

Die Sojabohne wurde erstmals 1 700 v. Chr. als Nutzpflanze in Nordchina nachgewiesen. Heute wird die Pflanze auf sechs Prozent der globalen landwirtschaftlichen Fläche angebaut. Die wichtigsten Anbauländer sind die USA, Brasilien, Argentinien und China. Die jährliche Produktion bewegt sich bei etwa 300 Millionen Tonnen. Nach Angaben des Blogs „Transparenz Gentechnik“ werden zu 90 Prozent genveränderte Pflanzen eingesetzt.

Soja ist ein großer Öl- und Eiweißlieferant. Der Eiweißanteil wird zu 98 Prozent in der Tierproduktion verfüttert. Jährlich werden 32 Millionen Tonnen Sojabohnen und -schrot aus Nord- und Südamerika in die EU verschifft - rechnerisch sind das 63 Kilogramm für jeden EU-Bürger. Mischfutter, das europäische Landwirte zukaufen, enthält in der Regel genveränderten Soja. Selbst können die Bauern den Eiweiß-Bedarf nicht decken.

Beliebt bei Veganern

Zunehmender Beliebtheit erfreut sich Soja auch im Lebensmittelbereich. In Deutschland ernähren sich inzwischen 700.000 Menschen vegan. Sie verzichten komplett auf tierische Produkte. Als Ersatz dient etwa aus Soja hergestellte Milch oder Tofu. Soja kann die Eiweißversorgung des Menschen sicherstellen: Eine halbe Tasse Sojabohnen liefert etwa so viel Eiweiß wie ein 150-Gramm-Steak, heißt es in verschiedenen veganen Blogs.

Landwirt Beck hat seinen Soja bereits verkauft. Das sonnige September-Wetter hat dazu geführt, dass er die Bohnen trocken eingefahren konnte. Gerade die späte Ernte im Herbst führt oft dazu, dass die Höhe der Erträge deutlich schwankt. Regnet es, haben die Landwirte ein Problem. Beck ist vom Anbau überzeugt und auch im kommenden Frühjahr will er sehr wahrscheinlich wieder Soja aussäen. (mz)

Landwirt Martin Beck hat den Soja zunächst eingelagert.
Landwirt Martin Beck hat den Soja zunächst eingelagert.
Peter Lisker Lizenz
Die Sojasamen sind kleine Kugeln.
Die Sojasamen sind kleine Kugeln.
Peter Lisker Lizenz