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Kurzzeitpflege in Weißenfels Kurzzeitpflege in Weißenfels: Ein Zuhause auf Zeit

Von andreas richter 19.07.2013, 18:49
Christian Frey, hier im Gespräch mit Bewohnerin Gisela Oberländer, leitet die Kurzzeitpflege-Station im Weißenfelser Zentrum.
Christian Frey, hier im Gespräch mit Bewohnerin Gisela Oberländer, leitet die Kurzzeitpflege-Station im Weißenfelser Zentrum. andreas richter Lizenz

weissenfels/MZ - Kleine Schilder weisen den Weg in die Zimmer, darauf eine Sonne, ein Baum oder ein Käfer. Manchem helfen die Schildchen, sich zurechtzufinden in dem Zuhause auf Zeit. „Unter unseren Gästen sind auch Demenzkranke“, berichtet Pflegedienstleiterin Annett Kahl. Sie spricht bewusst von „Gästen“ und nicht „Patienten“, wenn sie jene Frauen und Männer meint, die vorübergehend in der Kurzzeitpflege-Station im Weißenfelser „Haus an der Pforte“ gegenüber der Pfennigbrücke leben.

Gerade jetzt in der Urlaubszeit ist die kleine Station im Weißenfelser Stadtzentrum begehrt. Wenn etwa Pflegende auch mal eine Auszeit nehmen und die Pflegebedürftigen zeitweise in gute Hände abgeben wollen. Bis zu 28 Kalendertagen können die Gäste in dem „Pflege-Hotel“, wie es die Mitarbeiter nennen, betreut werden. „Derzeit sind alle unsere 13 Plätze belegt“, so in dieser Woche Christian Frey, der Leiter der Pflegeeinrichtung. Da sich die Gäste jedoch zwischen einer und höchstens vier Wochen in der Station aufhalten, ändere sich die Belegung ständig, so dass Interessenten durchaus nachfragen könnten.

Zahlreiche Bewohner kommen direkt vom Krankenhaus zur stationären Pflege. So wie Gisela Oberländer. „Hier ist es schön familiär, da fühlt man sich doch wohl“, meint die 86-Jährige, während sie mit ihrer Gehhilfe über den hellen Flur mit seinen sechs Doppel- und einem Einzelzimmer läuft. An der Wand hängen Bilder von früheren Bewohnern, einer hat sogar einen Dankesbrief an die Mitarbeiter hinterlassen. Eine Anerkennung, die Pflegedienstleiterin Annett Kahl gern entgegen nimmt. „Die Arbeit hier ist schon eine Herausforderung, aber eben auch sehr abwechslungsreich“, meint die Krankenschwester. Immerhin müsse man sich immer wieder auf neue Bewohner mit ihren Eigenheiten und unterschiedlichen Bedürfnissen bei der Pflege einstellen.

Insgesamt zwölf Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die Bewohner in der Kurzzeitpflege-Station. Beschäftigung wird dabei groß geschrieben, wie auch ein Blick auf den Wochenplan am Eingang verrät: Gesellschaftsspiele, Basteln, Gedächtnistraining. Für Kurzweil soll auch ein extra großes Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel sorgen.

Für Christian Frey wurde mit der Einweihung der Station im November letzten Jahres ein schon länger geplantes Vorhaben Wirklichkeit. Die oberste Etage ist nach dem Umbau des Hauses an der Ecke An der Pforte/Dammstraße zum zweiten Standbein der Häuslichen Alten- und Krankenpflege Frey mit Sitz in Uichteritz geworden. Damals zur Eröffnung konnte Christian Frey noch nicht ahnen, dass der neuen Pflegeeinrichtung schon nach einem halben Jahr aufregende Tage bevorstehen. Am 2. Juni stand das Saale-Hochwasser in der Dammstraße.

„Erst hatten wir gedacht, dass uns das Wasser in der obersten Etage nichts anhaben kann“, erinnert sich Frey. Doch dann gab es erste Probleme mit der Stromversorgung, das Wasser stand im Hof und trockenen Fußes kam keiner mehr ins Haus. Schließlich habe man sich entschlossen, das Haus zu evakuieren und die Bewohner der Kurzzeitpflege vorübergehend in der „Residenz am Wasserturm“ in Hohenmölsen unterzubringen. Zehn Tage lang kümmerten sich die Mitarbeiter des Weißenfelser Hauses in der Nachbarstadt um ihre Gäste. „Wir sind dem Hohenmölsener Haus noch heute dankbar“, sagt Frey.

Mittlerweile ist wieder Alltag eingekehrt im „Haus an der Pforte“. Noch weist nur ein provisorisches Schild auf die Kurzzeitpflege-Station in der zweiten Etage hin. Man habe mit dem Vermieter gesprochen. Auch hier sei man jedenfalls auf einem guten Weg, gibt sich Christian Frey optimistisch.