Kirche in Langendorf Kirche in Langendorf: Der Glöckner außer Dienst

Langendorf - Es ist ein besonderes Pfingstwochenende für Frank-Rainer Deiß. Zum ersten Mal seit mehr als drei Jahrzehnten steigt der Langendorfer nicht in die Glockenstube im Turm der Kirche zu Untergreißlau. Das Gotteshaus wird saniert, der stählerne Glockenstuhl bald durch einen hölzernen ersetzt. Künftig sollen die Glocken über einen elektrischen Antrieb zum Schwingen gebracht werden. Schon zu Ostern hatte der 55-Jährige die Glocken zum letzten Mal in Bewegung gesetzt. „Das ist schon in Ordnung, Dass alles mal aufhört, gehört doch zum Leben dazu“, meint er und gibt sich gelassen.
Und doch waren die Glocken im Langendorfer Ortsteil ein gutes Stück seines Lebens in den vergangenen mehr als 30 Jahren. Irgendwann hatte der damalige Pfarrer namens Lehmann den jungen Mann gefragt, ob er sich denn um das Glockengeläut kümmern wolle. Der junge Mann wollte. Und er nahm die Sache in all den Jahren sehr ernst. Die Tage, an denen er nicht auf den Kirchturm gestiegen ist, könne man fast an einer Hand abzählen, meint der bodenständige Langendorfer. Mit der Kirche in Untergreißlau wird der Glöckner außer Dienst auf jeden Fall weiter verbunden bleiben. Während der Bauarbeiten geht er jetzt trotzdem jeden Tag hin, schließt morgens die Kirchentür auf und nachmittags wieder ab. Und später, wenn die Elektrik eingebaut sein wird, soll es wohl auch eine Möglichkeit geben, die Glocken zur Not mal per Hand zu läuten. Man weiß ja nie, ob auf die Technik wirklich immer Verlass ist.
Verlassen können sich die Langendorfer darauf, dass sie auf den Klang der Glocken während der Bauarbeiten nicht ganz verzichten müssen. Wurde doch das Geläut auf CD aufgenommen. Während es in Untergreißlau bis September keinen Gottesdienst gibt, findet ein solcher regelmäßig in Wiedebach, wo das Gotteshaus eine eigene Glocke hat, und in Obergreißlau statt. Dort ist dann die CD zu hören. (mz)