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Jubiläum in Weißenfels Jubiläum in Weißenfels: Nicht ohne die Pension

Von bärbel schmuck 13.02.2014, 20:27
Ist mit dem Brauhaus seiner Stadt Weißenfels eng verbunden: Herr der Töpfe und Pfannen Wolfgang Hoffmann in seinem Küchenreich.
Ist mit dem Brauhaus seiner Stadt Weißenfels eng verbunden: Herr der Töpfe und Pfannen Wolfgang Hoffmann in seinem Küchenreich. Peter Lisker Lizenz

weissenfels/MZ - „Es war immer mein Traum, eine eigene Kneipe zu haben“, sagt Wolfgang Hoffmann. Vor 20 Jahren ging dieser Traum in Erfüllung - mit der Pacht der Gaststätte „Altes Brauhaus“ in seiner Heimatstadt Weißenfels.

„Es war am 1. Februar, als am Standort einer früheren traditionsreichen Brauerei in der Fischgasse Eröffnung für das Lokal war“, blickt der heute 60-jährige Gastwirt auf eine bewegte Geschichte zurück. Die offizielle Jubiläumsfeier will Hoffmann morgen, am Samstagabend, mit seinen Gästen bei Livemusik feiern, wozu auch Freunde gehören. Freunde aus der Kindheit, die bereits am eigentlichen Jubiläumstag ihren eigenen runden Geburtstag begangen haben, sagt der Pächter.

Wo sich heute noch das Lokal „Altes Brauhaus“ befindet, stand bis 1898 das Sudhaus der Brauereifamilie Oettler. Bis Anfang der 1960er Jahre führte sie in der Fischgasse die Kneipe „Der blanke Knopp“. Bis 1986 etwa gab es das Restaurant „Zum Goldbroiler“ als HO (Handelsorganisations)-Gaststätte. Nach der Wende erhielten die Oettlers ihr Eigentum zurück. Sie verpachteten das sanierte Haus - in Anlehnung an langjährige Familientraditionen als „Altes Brauhaus“ - an Gastwirt Wolfgang Hoffmann. (ck)

Auf die Frage, ob der Weißenfelser seinen Schritt in die Selbstständigkeit noch einmal gehen würde, antwortet Wolfgang Hoffmann, ohne zu zögern, mit einem „Jein“. Vor zwei Jahrzehnten sei es eine Ehre gewesen, sein eigenes Lokal zu betreiben - „heute ist es eine Strafe“, sagt der Wirt. Das liege an der Entwicklung der Stadt. „Jede Baumaßnahme im Zentrum merken wir sofort, Kunden bleiben weg“, sagt der gelernte Koch und Küchenmeister. Er freue sich jedoch, dass die Gaststätte immer noch laufe, fügt der Betreiber hinzu. Stammkunden aus Weißenfels und Umgebung wissen Hausmannskost von Thüringer Rostbrätl über Bauernfrühstück bis zur pikanten Sülze und diversen klassischen Braten gut bürgerlicher Küche zu schätzen, sagt Hoffmann.

„Es war eine glückliche Fügung“, dass er das Brauhaus 1994 eröffnen konnte. Vier Jahre zuvor mit dem Boulevardcafé in der Jüdenstraße gestartet, gab es bereits 1992 Stress mit Eigentumsverhältnissen und Treuhandgesellschaft, erinnert sich der Gastwirt an ein dunkles Kapitel. „Ich musste dort raus, das war mein erster Tiefschlag“, sagt Hoffmann. Als ein alter Herr aus dem Raum Frankfurt in Hessen in der Tür stand, sich als Peter Oettler und Eigentümer des Brauhauses vorstellte, sollte alles anders werden. Er bot das Haus seiner Brauerei-Vorfahren als Gaststätte an. „Als ich in dem maroden Gebäude stand, habe ich Herrn Oettler empfohlen, sich einen guten Sprengmeister zu besorgen“, sagt Hoffmann und bedauert, dass er keine Fotos von damals parat habe, um sich ein Bild vom schlimmen Zustand des Gebäudes in der Fischgasse 22 und dem ganzen ruinösen Viertel dort in Erinnerung zu rufen. Er spricht wiederholt von einer glücklichen Fügung, Oettler habe als Eigentümer investiert, gemeinsam seien Ideen entwickelt worden. „Zur Geschäftseröffnung und die ersten Tage danach wurden wir überrannt“, sagt Hoffmann. An einem von drei Wochenmarkttagen gingen jeweils 140 Mittagessen an die Tische im Lokal mit seinen 80 Plätzen und noch mal 80 Sitzgelegenheiten im romantischen Biergarten. „Das waren noch Zeiten“, sagt der Wirt und strahlt. Er selbst hatte die Idee für den Biergarten - „Herr Oettler erklärte mich damals für verrückt“, meint er schmunzelnd.

Wenn heute 40 bis 50 Gerichte am Tag weggingen, sei das ein guter Tag, zieht er den Vergleich. Er führe den Rückgang des Tagesgeschäftes auf inzwischen gestorbene Kundschaft zurück. Dazu gehörten ebenso nicht mehr existierende Stammtische, die sich hier einst regelmäßig getroffen hätten.

Vor drei Jahren haben Hoffmanns - Ehefrau Mechthild arbeitet mit und gehört zu den sechs von ursprünglich zehn Beschäftigten - die Öffnungszeiten leicht zurückgefahren. Montags bis donnerstags ist noch bis 21 Uhr geöffnet, Freitag und Samstag länger und Sonntag gar nicht offen. „Wir haben es sonntags versucht - es lohnt nicht“, schildert der Herr der Töpfe und Pfannen seine Erfahrungen. Ohne Familienfeiern und ohne die Pension könnte das Brauhaus nicht leben. „Wir sind dankbar, dass es damit gut läuft“, so der Jubilar. Wenn Gäste sagten, dass es „wie bei Mutter schmeckt“, sei das für Wolfgang Hoffmann die beste Werbung.