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Ingo Bach Ingo Bach: Historiker aus Berufung wird 80

Von Jan Iven 30.01.2017, 12:20
Der ehemaliger Leiter des Museums Weißenfels, Ingo Bach, präsentiert am Novalispavillon seine zahlreichen Veröffentlichung.
Der ehemaliger Leiter des Museums Weißenfels, Ingo Bach, präsentiert am Novalispavillon seine zahlreichen Veröffentlichung. Peter Lisker

Weißenfels - Das wohl spannendste Erlebnis im beruflichen Leben von Ingo Bach war sicherlich die Entdeckung eines echten Gemäldes von Lucas Cranach im Jahr 1972. „Als das Porträt eines Sächsischen Fürsten erneuert wurde, drückte mir der Restaurator plötzlich eine Lupe in die Hand“, erzählt der ehemalige Leiter des Museums Weißenfels, der heute seinen 80. Geburtstag feiert. Und siehe da: „Auf dem Gemälde wurde eine kleine gefiederte Schlange sichtbar, das Zeichen von Cranach.“

Das Porträt von Fürst Johann Friedrich dem Großmütigen bekam daraufhin einen Ehrenplatz im Museum Weißenfels. Dem Museum, das Ingo Bach als Leiter knapp dreißig Jahre lang entscheidend mitgeprägt hat. So wurde etwa das Konzept des Schuhmuseums maßgeblich von ihm erarbeitet. „Zu DDR-Zeiten sollten sich die Museen spezialisieren. Da bot sich für Weißenfels mit seiner Schuhindustrie natürlich ein entsprechendes Museum an“, sagt der heutige Rentner. Auch wenn seinerzeit der Produktionsprozess im Mittelpunkt stand. Schuhe von Prominenten wurden damals noch nicht gesammelt. „Wir hatten natürlich keine Schuhe von Erich Honecker“, sagt Ingo Bach, der aber Verständnis dafür hat, dass heute die Schuhe von Dirk Nowitzki oder Gregor Gysi die Besucher anlocken sollen.

Mit Heimatgeschichte beschäftigte sich Ingo Bach bereits in seiner Jugend

Mit Heimatgeschichte beschäftigte sich Ingo Bach bereits in seiner Jugend. So wurde sein Interesse für das Thema von seinen Lehrern und auch von seiner Großmutter geweckt. „Ich bin in Lützen aufgewachsen. Die Gegend ist sehr reich an Geschichte“, sagt er, wobei er sich unter anderen auf den 30-jährigen Krieg und die Schlacht bei Großgörschen 1813 bezieht.

Und so studierte Ingo Bach als junger Mann in Halle Erdkunde und Geschichte auf Lehramt. Wobei er allerdings nie als Lehrer gearbeitet hat. Nicht jeder sei dafür gemacht, Schüler zu unterrichten, wie er heute sagt. Daher arbeitete er zunächst als wissenschaftlicher Assistent für das Kulturministerium in Halle, bevor er Leiter des Museums Weißenfels wurde, dem er von 1963 bis 1991 vorstand. „Weißenfels hat so eine ereignisreiche Geschichte und so viele historische Persönlichkeit wie Schütz, Novalis und Max Lingner, daher habe ich sofort zugesagt“, sagt Ingo Bach.

Artikel in Zeitungen veröffentlicht und an Büchern mitgearbeitet

Und so machte er es sich zur Aufgabe, das Andenken von Novalis und Schütz auch zu DDR-Zeiten zu pflegen, als beide von Seiten des Staates eher vernachlässigt wurden. Da er kein Interesse an der SED hatte, wurde er Mitglied der Liberaldemokraten. Was jedoch zur Folge hatte, dass er keine weitere Karriere mehr machte, wie er heute vermutet.

Neben seiner Arbeit im Museum Weißenfels hat Bach auch immer Artikel in Zeitungen veröffentlicht und an Büchern mitgearbeitet. „Ich finde es wichtig, möglichst viele Menschen über die Heimatgeschichte zu informieren“, sagt er.

Bald nach der Wiedervereinigung wurde Ingo Bach als Museumsleiter abberufen. So wurde ihm vorgeworfen, dass er die Einrichtung vernachlässigt hätte, wie er selbst erzählt. Allerdings hat er auch das Gefühl, dass er für allgemeine bauliche Mängel aus DDR-Zeiten verantwortlich gemacht wurde. Wie viele andere Menschen wurde er nach der Wiedervereinigung arbeitslos. Unter anderem arbeitete er noch beim kommunalen Wohnungsunternehmen WVW, wo er offene Vermögensfragen klärte.

Des weiteren veröffentlicht er immer wieder in verschiedenen Heimatblättern

Bis heute schreibt Ingo Bach Artikel für die Mitteldeutsche Zeitung, die sich mit der Historie der Region beschäftigen, darunter auch das beliebte Kalenderblatt. Des weiteren veröffentlicht er immer wieder in verschiedenen Heimatblättern. „Da kann ich auch mal wissenschaftlich mit Fußnoten arbeiten. Dafür wird die Zeitung von mehr Menschen gelesen.“

Zu seinem heutigen 80. Geburtstag, den er privat feiert, wünscht Ingo Bach sich vor allem Gesundheit, damit er noch möglichst lange schreiben und mit seiner Frau Erika verreisen kann. Heimatgeschichtlich steht für ihn als nächstes die Mitarbeit an einer Chronik für die Stadt Lützen an. (mz)