Rathaus Weißenfels In neuer Pracht: Wappen an Rathaus-Fassade restauriert
Noch ist das Weißenfelser Rathaus eingerüstet. Hinter den Kulissen hat ein Fachmann das Stadtwappen restauriert. Was er dabei verändert hat und warum.

Weißenfels - Ehe Udo Drott dem gut 300 Jahre alten Stadtwappen am Weißenfelser Rathaus aus der Barockzeit zu neuem Glanz verhelfen konnte, mussten davon erst einmal zehn Farbschichten behutsam abgetragen werden. „Jedes Jahrzehnt hat da einfach wieder drauf geschmiert“, erklärt der Diplom-Restaurator aus Bad Belzig. In gut zwei Wochen Arbeit hat er das prächtige Sandstein-Ensemble aufgefrischt.
Die beiden zuvor goldbronzenen Löwen neben dem Stadtwappen sind nun in einem dezenteren Ocker gehalten. Lediglich die Zunge der Tiere hat er rot gestaltet. Damit die Löwenbeine zur Geltung kommen, ist zudem die Grundfläche grün gemalert worden. Trotzdem steckt mehr Arbeit in der Farbgebung der Tiere als man zunächst vermutet, denn der Restaurator hat nach eigenen Angaben auch Licht und Schatten gesetzt, um deren Konturen gut herauszuarbeiten.
Die Sanierung des Ensembles bleibt ein Balancespiel. „Es muss ein Hingucker sein, aber es darf auch nicht zu dominant sein und muss zugleich mit der Fassadenfarbe harmonieren“, erklärt der Fachmann. Bei der vorhergegangenen Sanierung des Rathauses sei das Ensemble noch „quietschbunt“ gewesen. Die neue Farbgebung dürfte dem ursprünglichen Originalton vermutlich näher kommen. Udo Drott schätzt, dass Löwen und Wappen ursprünglich ockerfarben gewesen sind. Ganz genau lässt sich das aber nicht mehr nachvollziehen. „Vielleicht war das Wappen auch damals farblich gestaltet“, sagt er.
Freie Hand hat der Restaurator ohnehin nicht. Die Vorgaben für die Farbgebung kommt vom Architekturbüro Schwarz und Sturmat aus Halle. Dort wiederum hat man sich an alten Bildern und kolorierten Postkarten orientiert. Die Löwen sind übrigens in einem dunkleren Farbton als die Schmuckkartusche rings um das Stadtwappen gehalten, um den Kontrast zu verbessern. Die Schmuckkartusche mit dem Akanthusblatt und weiteren Formen sei typisch für die Barockzeit, erklärt der Fachmann.
Viele Passanten werden aufgrund der Höhe des Ensembles später gar nicht alle Details erkennen. Udo Drott ist etwa davon angetan, wie fein die Glieder der Löwen herausgearbeitet sind. Beide Tiere seien nicht spiegelgleich. „Das ist das Schöne am Barock“, sagt er anerkennend. Das Ensemble ist ursprünglich vermutlich aus drei Teilen zusammengesetzt worden und fast noch komplett im Original erhalten. Lediglich eine Schnauze musste mal neu modelliert und ein Schweif wieder neu angeklebt werden.
Genau hinschauen lohnt bei dem Ensemble in jedem Fall. So hat der Löwe auf dem Stadtwappen vor 300 Jahren noch in eine andere Richtung geschaut und auch die Zahl der Fenster in den Türmen ist über die Jahrhunderte weniger geworden. „Womit das zusammenhängt, damit können sich gerne die Wappenkundler beschäftigen“, sagt der Restaurator. Sein Job ist vorerst getan. Nun halten die Silikatfarben hoffentlich eine ganze Weile.
Noch im April soll das Gerüst am Rathaus fallen, kündigt Stadtsprecherin Katharina Vokoun an. Dann werden Wappen und Löwen für alle sichtbar. Gänzlich abgeschlossen soll die Rathaus-Sanierung dann Anfang Mai sein.